Uni-Tübingen

Newsletter Uni Tübingen aktuell Nr. 1/2012: Forum

Erstes internationales Literaturarchiv von Hindi- und Urdu-Zeitschriften in Tübingen

Einzigartige Sammlung macht Dokumente aus Asien für die Wissenschaft zugänglich

Die Abteilung Indologie und Vergleichende Religionswissenschaft des Asien-Orient-Instituts (AOI) der Universität Tübingen verfügt nun mit dem „Karmendu Shishir Shodhagar“ (KSS) über eine einzigartige Sammlung an Literaturzeitschriften in den Sprachen Hindi und Urdu. Es umfasst etwa 4.500 Druckmedien sowie handschriftliche Briefe, Fotos und audiovisuelles Material von Schriftstellern und Literaturkritikern dieser Sprachgruppe. Zum Bestand gehören seltene Literaturzeitschriften des 19. Jahrhunderts, wie „Bharatendu“ und „Anand Kadambini“, sowie die vielgelesenen „Laghu Patrikas“ und Literaturzeitschriften unserer Zeit, beispielsweise „Pehal“, „Hans“, „Shesh“ oder „Katha“.


Benannt wurde das Archiv nach Karmendu Shishir, einem indischen Literaturkritiker und Schriftsteller, der nicht nur einen großen Teil der Sammlung zur Verfügung gestellt, sondern auch katalogisiert hat. Ein weiterer Teil der Kollektion besteht aus Werken, die Professor Dr. Vasudha Dalmia von der University of California, Berkeley, dem Institut überlassen hat. Dazu gehören die Veröffentlichungen des Verlages „Munshi Naval Kishore Press, Lucknow“ des 19. Jahrhunderts, die überwiegend auf Urdu sind.


Unter der Leitung von Divyaraj Amiya, Dozent für moderne Südasienkunde und Hindi an der Abteilung Indologie, sollen in Zukunft die in Tübingen vorhandenen Exponate noch detaillierter katalogisiert sowie weitere Literaturzeitschriften der Hindi-Urdu-Region der letzten 150 Jahre aufgenommen, digitalisiert und der Wissenschaft zugänglich gemacht werden. Dies geschieht in enger Zusammenarbeit mit der Tübinger Universitätsbibliothek, dem Südasieninstitut der Universität Heidelberg, der Mahatma Gandhi International Hindi University in Wardha, Indien, und ehrenamtlich agierenden Teams in Indien und Pakistan.


Inzwischen ist das erste einer Reihe geplanter „Literaturvideos“ entstanden, das in Kürze online aufgerufen werden kann („Saajhaa“). In diesen werden in ca. 45 Minuten Beispiele der neuesten Hindi- und Urdu-Literatur in Auszügen vorgetragen. Hindi und Urdu werden zwar in verschiedenen Schriftsystemen geschrieben und die jeweilige Hochsprache für Verwaltung, Wissenschaft und Literaturkritik weist eindeutige Unterschiede auf – im Alltag aber sind die beiden Sprachvarianten für alle Sprecher verständlich (z.B. Bollywood-Filme). Genauso wie das Zeitalter des Buchdrucks die Verbindung zwischen Sprache und Schrift verfestigt hat, eröffnen die neuen, audiovisuellen Medien Möglichkeiten, diese Grenze (wieder) zu überwinden.


Informationen unter www.kss.uni-tuebingen.de

Heike Moser & Divyaraj Amiya