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04.11.2022
Alfons Auer Ethik-Preis geht an Leela Gandhi
Katholisch-Theologische Fakultät ehrt Professorin der Brown University für ihre Arbeiten zur Postkolonialen Theorie
Der „Alfons Auer Ethik-Preis“ der Universität Tübingen geht in diesem Jahr an die Literatur- und Kulturwissenschaftlerin Professorin Leela Gandhi. Der Preis würdigt insbesondere ihre innovativen Arbeiten zur Postkolonialen Ethik und Politischen Theorie. Von den Ansätzen Mahatma Gandhis her, dessen Nachfahrin sie ist, entwickelt sie eine kreative Ethik, die kritisch und konstruktiv an neuen Formen der Gewaltlosigkeit und an der Überwindung jener Schädigungen und Verletzungen arbeitet, die der Kolonialismus auch in postkolonialen Welten hinterlassen hat.
Als ausgezeichnete Denkerin und offene Gesprächspartnerin seien ihre Arbeiten auch für die christlich-theologische Ethik von fundamentaler Bedeutung, so die Begründung der Katholisch-Theologischen Fakultät. Leela Gandhi erarbeite eine Postkoloniale Theorie, deren Herausforderung sich auch die Theologie zu stellen habe: Wolle theologische Ethik ihrem Anspruch einer Inklusivität gerecht werden, die alle Menschen zu allen Zeiten einschließe, sei es wichtig, dass sie die postkoloniale Kritik an ihrem eigenen Kolonialismus höre.
Der öffentliche Festakt zur Übergabe findet am Dienstag, 15. November 2022, um 17:00 Uhr im Hörsaal des Theologicums (Liebermeisterstr. 12) statt. Die interessierte Öffentlichkeit ist herzlich eingeladen.
Die Laudatio hält Professorin Ulrike E. Auga vom Institut für Missions-, Ökumene- und Religionswissenschaft der Universität Hamburg. Leela Gandhi selbst hält einen Festvortrag zum Thema „The challenges of postcolonial theories for ethics and possible perspectives for a postcolonial ethics“.
Leela Gandhi (geboren im Mumbai) forscht und lehrt seit 2014 als „John Hawkes Professor of Humanities and English“ an der Brown University in Providence, Rhode Island (USA). Sie promovierte am Balliol College der Universität Oxford und hat bereits an der University of Chicago, der La Trobe University (Melbourne, Australien) und der University of Delhi gelehrt. Gandhi ist vor allem mit ihren grundlegenden Werken zur postkolonialen Theorie und Politik, zur demokratischen Praxis und zu postkolonialer Vergemeinschaftung international bekannt geworden. Sie gibt die von ihr mit gegründete akademische Zeitschrift Postcolonial Studies heraus und ist Redaktionsbeirätin der elektronischen Zeitschrift Postcolonial Text. Sie ist zudem Senior Fellow der School of Criticism and Theory an der Cornell University. Leela Gandhi ist die Urenkelin des Freiheitskämpfers und Bürgerrechtlers Mahatma Gandhi.
Der Alfons Auer Ethik-Preis
Der Alfons Auer Ethik-Preis wird von der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Tübingen vergeben und ist dem Theologen Alfons Auer gewidmet (1915-2005). Er war Gründungsdirektor der Katholischen Akademie des Bistums Rottenburg-Stuttgart (1951-1953), hatte den Lehrstuhl für Moraltheologie an der Universität Würzburg inne (1955-1965) und war von 1966 bis zu seiner Emeritierung 1981 Ordinarius für Moraltheologie an der Universität Tübingen.
Auer gilt als einer der wichtigsten deutschsprachigen Moraltheologen des 20. Jahrhunderts, der sich um einen Dialog von Kirche und Welt im Geiste des Zweiten Vatikanischen Konzils bemühte. Kennzeichnend für seinen ethischen Ansatz war die zentrale Stellung der menschlichen Vernunft in Fragen der christlichen Sittenlehre, die er in einer positiven Sicht von Mensch und Schöpfung verankerte. Bisherige Preisträgerinnen und Preisträger waren der kanadische Sozialphilosoph Professor Charles Taylor (2015), der Menschenrechtler Heiner Bielefeldt (2017) und die irische Politikerin und ehemalige Staatspräsidentin Mary McAleese.
Den Preis stiftete der Unternehmer Siegfried Weishaupt zu Auers 100. Geburtstag. Weishaupt ist geschäftsführender Gesellschafter der Max Weishaupt GmbH. Das weltweit tätige Unternehmen mit 3000 Mitarbeitern und Hauptsitz im schwäbischen Schwendi wurde von seinem Vater Max Weishaupt, Ehrensenator der Universität Tübingen, gegründet. Seit mehr als 50 Jahren ist Weishaupt zudem leidenschaftlicher Kunstsammler. Die „Sammlung Siegfried und Jutta Weishaupt“ ist seit 2007 in der Kunsthalle Weishaupt in Ulm zu sehen.
Kontakt:
Prof. Dr. Andreas Holzem
Universität Tübingen
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