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03.08.2020

Ein Riesenkranich aus dem Allgäu

Forschungsteam beschreibt rund elf Millionen Jahre alten Vogelschädel von der Fundstelle Hammerschmiede als frühesten Nachweis eines großen Kranichs in Europa

Vergleich der Silhouetten eines heutigen Menschen (Körpergröße 175 cm) mit Danuvius guggenmosi (das männliche Individuum ‚Udo‘) und dem Riesenkranich aus der Fossilfundstelle Hammerschmiede im Allgäu, Bayern.

Den Schädel eines sehr großen Kranichs haben Frankfurter und Tübinger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an der mehr als elf Millionen Jahre alten Fossilienfundstelle Hammerschmiede im Allgäu, Bayern, entdeckt und beschrieben. Es handelt sich um den frühesten Nachweis eines solch großen Kranichs in Europa. Insgesamt ähnele das Fossil dem Schädel des heutigen, sehr langschnäbeligen Sibirischen Kranichs, berichten Dr. Gerald Mayr vom Forschungsinstitut Senckenberg Frankfurt sowie Thomas Lechner und Professorin Madelaine Böhme vom Senckenberg Centre for Human Evolution and Palaeoenvironment an der Universität Tübingen. Die Fundstelle Hammerschiede hatte Ende letzten Jahres durch die Entdeckung des zweibeinigen Menschenaffen Danuvius guggenmosi mit dem Spitznamen ‚Udo‘ Schlagzeilen gemacht. Der neu entdeckte Kranich dürfte der größte Vogel zu dessen Lebzeiten gewesen sein.

Unter den zahlreichen Überresten von Tieren aus der Fundstelle Hammerschmiede stammen viele Fossilien von Vögeln. Erst kürzlich hatte dasselbe Forschungsteam Fossilfunde von tropischen Schlangenhalsvögeln beschrieben. Heute kommt in Europa nur eine einzige Kranichart vor, der Eurasische Kranich. „Fossilfunde zeigen, dass es in der Vergangenheit viel mehr Kranicharten gegeben haben muss“, sagt der Studienleiter Gerald Mayr. „Allerdings stammen die meisten Belege aus dem Mittelmeergebiet, während Nachweise aus Mitteleuropa sehr spärlich sind.“ Weltweit gibt es heute 15 Kranicharten.

Hinweise auf einen Lebensraum am Süßwasser

Der neue Fund aus der Hammerschmiede ist ein Schädel einer ungewöhnlich großen Art, deren Gesamthöhe den größten heutigen Kranichen, dem asiatischen Saruskranich und dem afrikanischen Klunkerkranich, entspricht. „Beide Arten erreichen mit 1,75 Meter Körperhöhe die Größe eines erwachsenen Menschen und haben Flügelspannweiten von 2,6 bis 2,8 Metern“, sagt Mayr. Damit sei der Hammerschmiede-Kranich, der vor rund elf Millionen Jahren lebte und noch keinen wissenschaftlichen Namen hat, um 75 Prozent größer als sein Zeitgenosse ‚Udo‘, das Skelett des männlichen Danuvius. Der neu entdeckte Kranich stehe möglicherweise am Beginn der Evolution der Echten Kraniche. „Um eine sicherere stammesgeschichtliche Einordnung vornehmen zu können, benötigen wir weitere Funde aus dem Skelettapparat“, ergänzt Mayr.

Der Schnabel des Fossils ist deutlich länger als der heutiger europäischer Kraniche. Langschnäbelige Kraniche, wie der heutige Sibirische Kranich, sind vorwiegend Vegetarier. Sie ernähren sich von Wurzeln und Rhizomen von Wasserpflanzen, die sie mit den Schnäbeln ausgraben. „Der Schnabel des Hammerschmiede-Kranichs deutet darauf hin, dass er am offenen Süßwasser lebte. Solche Lebensräume waren damals vor Ort vorherrschend“, sagt der Grabungsleiter Thomas Lechner. Er hofft, auch in diesem Jahr wieder Ausgrabungen an der Fundstelle durchführen zu können. „Der Fund ist ein weiterer Beleg für die im internationalen Maßstab herausragende Bedeutung der Fundstelle Hammerschmiede für die Wissenschaft“, ergänzt Madelaine Böhme, die Leiterin des Forschungsprojekts.

Publikation:

Gerald Mayr, Thomas Lechner, Madelaine Böhme: A skull of a very large crane from the late Miocene of Southern Germany, with notes on the phylogenetic interrelationships of extant Gruinae. Journal of Ornithology, https://doi.org/10.1007/s10336-020-01799-0 

Kontakt:

Dr. Gerald Mayr
Forschungsinstitut Senckenberg Frankfurt
Sektion Ornithologie
 Telefon +49 69 75 42 13 48
gerald.mayrspam prevention@senckenberg.de 

Prof. Dr. Madelaine Böhme
Universität Tübingen
Senckenberg Centre for Human Evolution and Palaeoenvironment (SHEP)
 Telefon +49 7071 29-73191
m.boehmespam prevention@ifg.uni-tuebingen.de 

Pressekontakt:

Eberhard Karls Universität Tübingen
Hochschulkommunikation
Dr. Karl Guido Rijkhoek
Leitung

Janna Eberhardt
Forschungsredakteurin
Telefon +49 7071 29-77853
Telefax +49 7071 29-5566
janna.eberhardtspam prevention@uni-tuebingen.de

www.uni-tuebingen.de/universitaet/aktuelles-und-publikationen

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Dr. Sören Dürr
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Judith Jördens
 Telefon +49 69 7542 1434
judith.joerdensspam prevention@senckenberg.de 
pressestellespam prevention@senckenberg.de 
www.senckenberg.de/presse 

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