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29.05.2019
Neu an der Universität Tübingen
Kurzvorstellung der neuen Professorinnen und Professoren
Im Folgenden möchten wir Ihnen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vorstellen, die in den vergangenen Monaten den Ruf an die Universität Tübingen angenommen haben:
Professor Dr. Bernhard Anuth
Professur für Kirchenrecht (Katholisch-Theologische Fakultät)
Professor Bernhard Anuth hat zum Sommersemester 2019 den Ruf auf die Professur für Kirchenrecht an der Katholisch-Theologischen Fakultät angenommen. Bereits seit 2013 leitet er als Juniorprofessur die dortige Abteilung für Kirchenrecht.
Nach einer Ausbildung zum Tischler studierte Anuth Katholische Theologie, Deutsch und Philosophie in Bonn und Jerusalem und erwarb 2001 das Diplom in Katholischer Theologie. Anschließend promovierte er in Bonn mit einer kirchenrechtlichen Arbeit über den „Neokatechumenalen Weg“, eine der einflussreichsten sogenannten Bewegungen in der katholischen Kirche. Es folgten das Erste Staatsexamen in Deutsch und Katholischer Religionslehre sowie das Lizentiat im Kanonischen Recht in Münster und parallel zur Tübinger Juniorprofessur die Habilitation im Fach „Kirchenrecht und Kirchliche Rechtsgeschichte“ in Eichstätt.
Die Forschungsschwerpunkte von Anuth liegen im kanonischen Verfassungs-, Vereinigungs- und Lehr- sowie im Liturgie- und Verfahrensrecht. So hat er unter anderem zur Rechtsstellung von Frauen in der katholischen Kirche, zur Eheschließung von Menschen mit geistiger Behinderung und zum Recht katholischer Laien auf Anerkennung ihrer bürgerlichen Freiheiten geforscht. Darüber hinaus ist er nebenamtlicher Diözesanrichter am Bischöflichen Offizialat Rottenburg, beisitzender Richter am Datenschutzgericht der Deutschen Bischofskonferenz und stellvertretender Vorsitzender der „Kommission sexueller Missbrauch“ der Diözese Rottenburg-Stuttgart.
Juniorprofessorin Dr. Christina Brauner
Juniorprofessur für Globalgeschichte des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit (Philosophische Fakultät)
Dr. Christina Brauner (geb. 1989) wurde zum Sommersemester 2019 auf die Juniorprofessur für Globalgeschichte des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit an der Philosophischen Fakultät berufen. Sie studierte Geschichte und Philosophie an der Universität Münster und promovierte 2014 mit einer Arbeit über europäisch-afrikanische Beziehungen und Verflechtungsprozesse an der Gold- und Sklavenküste im 17. und 18. Jahrhundert. Bevor sie nach Tübingen berufen wurde, arbeitete sie an der Universität Münster, der Universität Bielefeld sowie zuletzt an der Humboldt-Universität zu Berlin und forschte als Gastwissenschaftlerin an der Princeton University und am University College London.
In ihrem aktuellen Buchprojekt untersucht sie Praktiken der Werbung zwischen dem 15. und dem 18. Jahrhundert. Sie rekonstruiert, wie Dinge bewertet, beworben und verkauft wurden und was Menschen zu Konkurrenten machte, und nimmt so Märkte als soziale Handlungsräume in den Blick. Das Projekt zielt auch darauf, gängige Gegenüberstellungen von „moderner“ und „vormoderner“ Ökonomie zu hinterfragen, die bis heute unser Denken über Märkte und mögliche Alternativen bestimmen.
Daneben leitet sie im Bielefelder SFB 1288 „Praktiken des Vergleichens“ ein Projekt zur Rechtsprechung in frühneuzeitlichen Kontaktzonen und arbeitet im Rahmen des DFG-Netzwerks „Versprechen der Märkte“ an einer Monographie zur Wirtschaftskulturgeschichte der Frühen Neuzeit mit. Weitere Forschungsinteressen sind die Geschichte des Völkerrechts und der Außenbeziehungen, die religiöse Polemik sowie die Geschichtstheorie.
Juniorprofessor Dr. Reinhard Drews
Juniorprofessur für Geophysik und Glaziologie (Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät)
Dr. Reinhard Drews (geb. 1981) wurde zum Sommersemester 2019 als Juniorprofessor für Geophysik und Glaziologie an der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät berufen.
Er studierte Physik an der Universität Freiburg und der Universität Bremen. 2012 wurde er mit einer Arbeit über die Rekonstruktion von Klimasignalen aus der Schichtung des Antarktiseises am Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven promoviert. Danach forschte er bis 2016 als Postdoktorand an der Université Libre de Bruxelles in Belgien und seither an der Bayrischen Akademie der Wissenschaften in München sowie der Universität Tübingen.
Seit Februar 2019 ist er Nachwuchsgruppenleiter der DFG Emmy Noether-Forschungsgruppe, die sich mit der Wechselwirkung zwischen Ozean und antarktischen Eisschelfen beschäftigt. In diesem Emmy Noether-Projekt untersucht er vor allem den Einfluss des Ozeans auf die Schmelzrate der Eisschelfe. Ziel ist es, die Mechanismen sowie die räumliche und zeitliche Variabilität des Schmelzvorganges abzuleiten, um die Vorhersagen zum Anstieg des Meeresspiegels zu verbessern.
In seiner Forschung beschäftigt sich Drews schwerpunktmäßig mit der Dynamik von Eisschilden. Sein Untersuchungsgebiet ist die Antarktis, die er bereits fünf Mal im Rahmen von deutschen und belgischen Antarktisprogrammen für Forschungsfeldarbeiten bereist hat.
Professorin Dr. Monika Fleischer
Professorin Dr. Monika Fleischer
Professur für Nanostrukturierung für die Nano-Optik (Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät)
Dr. Monika Fleischer wurde im April 2019 auf die Professur für Nanostrukturierung für die Nano-Optik an der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät berufen. Bereits seit 2013 ist sie als Juniorprofessorin für Plasmonische Nanostrukturen an der Fakultät tätig. Die Arbeitsgruppe Fleischer untersucht schwerpunktmäßig speziell geformte metallische Nanostrukturen mit Abmessungen von wenigen Zehntausendstel Millimetern, die sich wie optische Antennen verhalten, d.h. die Licht auf sehr geringem Raum konzentrieren und mit diesem wechselwirken.
Dr. Fleischer hat Physik an der Universität Tübingen und der University of Sussex in Brighton studiert. In ihrer Dissertation untersuchte sie die Transporteigenschaften von Quantenpunktkontakten und Quantenpunkten. Ab 2006 war sie wissenschaftliche Assistentin am Institut für Angewandte Physik der Universität Tübingen, dort habilitierte sie sich 2012. Sie forschte als Gastwissenschaftlerin am Lawrence Berkeley National Laboratory und an der Université de Technologie in Troyes.
Zudem ist sie Direktoriumsmitglied des Center for Light-Matter Interaction, Sensors and Analytics LISA+ an der Universität Tübingen. LISA+ ist seit 2012 eine Core Facility der Universität und stellt Forschenden der Universität Tübingen, sowie auch externen Forschungseinrichtungen und der Industrie einen umfassenden Gerätepark zur Verfügung.
Professor Dr. Igor Lesanovsky
Professur für theoretische Atomphysik ‒ Synthetische Quantensysteme (Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät)
Igor Lesanovsky (geb. 1979) ist zum Wintersemester 2019 auf die Professur für Theoretische Atomphysik ‒ Synthetische Quantensysteme an der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät berufen worden. Er betreibt interdisziplinäre Forschung an der Schnittstelle der Gebiete Atomphysik, Quantenoptik und Vielteilchenphysik. Sein Forschungsinteresse gilt dem Verständnis und der Anwendung künstlich hergestellter Systeme aus hochangeregten Atomen – sogenannter Quantensimulatoren. Mit diesen lassen sich wichtige Fragestellungen im Bereich der Quantenphysik untersuchen, zum Beispiel kollektive Phänomene. Dies sind Effekte, die sich nicht aus den Eigenschaften einzelner Teilchen vorhersagen lassen, sondern erst durch das Zusammenspiel vieler Teilchen auftreten. Ein Beispiel hierfür sind sogenannte Phasenübergänge. Sie lassen sich mit Hilfe von Quantensimulatoren detailliert, und unter genau kontrollierbaren Bedingungen, untersuchen und ermöglichen damit wesentliche Einsichten in das Verhalten von Materie.
Lesanovsky studierte Physik an der Universität Rostock und der Universität Heidelberg. Anschließend forschte er am Institute of Electronic Structure and Laser in Heraklion und am Institut für Theoretische Physik an der Universität Innsbruck. 2009 erhielt er eine Assistenzprofessur an der University of Nottingham und war dort seit 2013 Professor für Physik.
Er war Mitglied und auch Leiter verschiedener europäischer Forschungskonsortien zur Technologieentwicklung in den Bereichen Quantenkommunikation, -simulation und -kommunikation, sowie Mitbegründer des "Centre for the Theoretical Physics and Mathematics of Non-Equilibrium Quantum Systems" an der University of Nottingham. Für seine Forschung zur Physik von Gleichgewichts- und Nicht-Gleichgewichtsprozessen in atomaren Vielteilchensystemen erhielt er 2013 vom Europäischen Forschungsrat einen Starting Grant, 2014 vom Institute of Physics/UK die James Clerk Maxwell Medaille und 2018 einen Royal Society Wolfson Research Merit Award.
Juniorprofessor Dr. Stefan Mayer
Juniorprofessur für Marketing Analytics (Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät)
Dr. Stefan Mayer wurde zum Sommersemester 2019 auf eine Professur für Marketing Analytics an der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät berufen. Er studierte zunächst Psychologie und Informatik an der Universität Mainz. Anschließend promovierte er 2017 in Frankfurt mit einer wirtschaftswissenschaftlichen Arbeit über „Quantifying Visual Aesthetics“. Darin untersuchte er, wie man den Einfluss des Designs von Produkten auf das Kaufverhalten der Kunden mit quantitativen Methoden messen kann. Unter anderem entwickelte er Algorithmen, die mithilfe maschinellen Lernens erkennen, wie einfach oder komplex ein Objekt gestaltet ist. Damit untersuchte er beispielsweise das Design von Autos oder Landschaftsaufnahmen. Diese Ergebnisse setzte er dann in Beziehung zu Kundenurteilen und Verkaufszahlen.
Mayer forscht an der Schnittstelle von Wirtschaftswissenschaft, Psychologie und Informatik. Schwerpunktmäßig untersucht er Psychologie und Verhalten von Konsumenten, Ästhetik und Design von Konsumgütern und lotet den Einsatz von Maschinellem Lernen im Marketing aus. Außerdem beschäftigt er sich mit statistischen Verfahren zum Nachweis von Kausalität, um beispielsweise verstehen und nachweisen zu können, dass Kunden ein bestimmtes Produkt aufgrund des Designs häufiger kaufen.
Professor Dr. Jakob Wöhrle
Professur für Altes Testament (Evangelisch-Theologische Fakultät)
Professor Dr. Jakob Wöhrle (geb. 1975) wurde zum Sommersemester 2019 auf eine Professur für Altes Testament an der Evangelisch-Theologische Fakultät berufen. Er wechselt dafür von der Universität Oldenburg nach Tübingen.
Seine wissenschaftliche Laufbahn begann mit dem Studium der evangelischen Theologie in Bethel, Leipzig und Münster, das er 2001 mit dem Ersten Theologischen Examen abschloss. Er promovierte 2006 mit einer Arbeit über die Entstehung des Zwölfprophetenbuches. 2008 folgte die Habilitation und Lehrbefugnis für das Fach „Altes Testament“. Nach Lehrstuhlvertretungen in Berlin und Bonn wurde er 2012 Heisenberg-Stipendiat der Deutschen Forschungsgemeinschaft, ehe er 2014 den Ruf an die Universität Oldenburg annahm.
In seinen Forschungen beschäftigt er sich schwerpunktmäßig mit der Literatur- und Theologiegeschichte des Alten Testaments. Er untersucht die Entstehung der alttestamentlichen Schriften und fragt nach den religiösen, gesellschaftlichen oder politischen Diskursen, die zur Entstehung dieser Schriften führten. Ihn beschäftigen dabei Themen wie die Koexistenz von Angehörigen verschiedener Völker und Religionen, die Konfliktfähigkeit von Religion oder auch die Bestimmung des Menschen in der Schöpfung.
Kontakt:
Alisa Koch
Universität Tübingen
Hochschulkommunikation
Telefon +49 7071 29-76724
alisa.koch@uni-tuebingen.de
Pressekontakt:
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