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16.03.2015

Technische Gymnasien bei MINT-Förderung erfolgreich

Studie der Tübinger Bildungsforschung zum sechsjährigen beruflichen Gymnasium untersucht, wie sich fachliche Interessen ab der 8. Klasse entwickeln

An technischen Gymnasien der sechsjährigen Aufbauform nimmt das Interesse der Schülerinnen und Schüler an Mathematik und Naturwissenschaften in der achten Klasse überdurchschnittlich stark zu. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Hector-Instituts für Empirische Bildungsforschung der Universität Tübingen. Darin verglichen die Wissenschaftler um Professor Ulrich Trautwein und Dr. Jochen Kramer Interesse und Motivation von Schülern der 8. Klassen an allgemeinbildenden Gymnasien, Technischen Gymnasien und Wirtschaftsgymnasien. Die Studienergebnisse wurden am Montag im Rahmen einer Podiumsdiskussion im Beruflichen Schulzentrum Bietigheim-Bissingen vorgestellt.

Ziel der Studie war herauszufinden, ob die Wahl des sechsjährigen beruflichen Gymnasiums (6BG) tatsächlich durch ein entsprechendes berufliches Interesse geleitet wird und ob diese Schulform es vermag, die spezifischen Interessen ihrer Schüler schon in der Sekundarstufe I zu fördern. Dazu führte das Hector-Institut für Empirische Bildungsforschung im Schuljahr 2013/2014 eine Studie unter 430 Achtklässlern an allgemeinbildenden Gymnasien, Technischen Gymnasien und Wirtschaftsgymnasien in Baden-Württemberg durch. Die nun vorliegenden Ergebnisse geben unter anderem Aufschluss über die Möglichkeiten zur frühen Ausdifferenzierung beruflicher Interessen an sechsjährigen beruflichen Gymnasien.

Angesichts der aktuellen Debatte um fehlende Fachkräfte im MINT-Bereich wird immer wieder die Frage aufgeworfen, inwieweit technisch interessierte Schüler an allgemeinbildenden Gymnasien ausreichend gefördert werden können. In ihrer Studie gingen die Tübinger Bildungsforscher deshalb zwei Fragestellungen nach: Wie unterscheiden sich die Schüler der verschiedenen Gymnasialtypen? Und wie wirkt sich der Besuch der verschiedenen Gymnasien auf ihre beruflichen Interessen aus? Es zeigte sich, dass Schüler am Technischen Gymnasium bereits zu Beginn der achten Klasse über ein deutlich anderes Profil verfügen als Schüler an den anderen beiden Gymnasialtypen. So sind sie nicht nur technisch interessierter, sondern haben auch eine höhere Wertschätzung für die Fächer Mathematik und Physik.

Im Verlauf der achten Klasse beobachteten die Bildungsforscher bei den Schülern an Technischen Gymnasien im Vergleich zu den anderen Gymnasiasten eine weitere Vertiefung der Interessen im technischen und naturwissenschaftlichen Bereich. Dieser Effekt könnte durch den Besuch der Schule unterstützt worden sein. Der Befund steht im Kontrast zur Situation bei den Wirtschaftsgymnasiasten. Bei dieser Gruppe von Schülern konnten die Forscher weder ein auffällig höheres Anfangsinteresse noch eine stärkere Ausdifferenzierung der Interessen im wirtschaftlichen Bereich beobachten, wie beispielsweise bei führenden, verkaufenden und verwaltenden Tätigkeiten. Auch sehen die Schüler am Technischen Gymnasium am Ende der Klasse 8 einen noch größeren Nutzen des Faches Mathematik als die Schüler der anderen Gymnasialtypen. Für eine endgültige Bewertung wären allerdings weitere größer angelegte Studien erforderlich.

„Aus wissenschaftlicher Sicht sind die Befunde ein weiterer Beleg dafür, dass sich Schüler unterschiedlich entwickeln, wenn sie unterschiedliche Schulen besuchen“, so Professor Ulrich Trautwein.

„Die wissenschaftliche Untersuchung von Professor Trautwein und Dr. Kramer ist ein Ausweis für die hohe pädagogische Qualität der sechsjährigen beruflichen Gymnasien“, sagte Klaus Lorenz, Ministerialdirigent am Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg. „Diese ist in hohem Maße der Kompetenz und dem Engagement der jeweiligen Schulen und ihrer Lehrkräfte zu verdanken. Nun gilt es, die erreichte Qualität zu verstetigen und weiter zu entwickeln“.

„Das sechsjährige Technische Gymnasium gewährleistet besser als jede andere Schulform die frühzeitige Förderung technischer Talente“, so Stefan Ranzinger, Schulleiter des an der Studie beteiligten Beruflichen Schulzentrums Bietigheim-Bissingen.

Kontakt:

Dr. Jochen Kramer
Universität Tübingen
Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät
Hector-Institut für Empirische Bildungsforschung
Telefon +49 7071 29-74121
<link>jochen.kramer[at]uni-tuebingen.de
<link http: www.hib.uni-tuebingen.de>www.hib.uni-tuebingen.de

Eberhard Karls Universität Tübingen
Hochschulkommunikation
Dr. Karl Guido Rijkhoek
Leitung
Antje Karbe
Pressereferentin
Telefon +49 7071 29-76789
Telefax +49 7071 29-5566
antje.karbe[at]uni-tuebingen.de

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