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30.03.2023
Universität Tübingen schließt Krisenjahr erfolgreich ab
Rektorin Pollmann legt Jahresbericht 2022 vor: Forschungsbereich bleibt auf Wachstumskurs – Für Herausforderungen wie Energiekosten und demographische Entwicklungen gerüstet
Die Universität Tübingen hat das Krisenjahr 2022 trotz zahlreicher neuer Herausforderungen erfolgreich abschließen können. „Die Universität hat im vergangenen Jahr außerordentlich viel erreicht“, sagte Rektorin Professorin Karla Pollmann bei der Vorstellung des Jahresberichts 2022 am Donnerstag in Tübingen. „Wir können uns aber nicht auf dem Erreichten ausruhen. Die aktuellen Entwicklungen – national wie international – werden die Universität in den nächsten Jahren massiv fordern. Diese werden wir mit vereinten Kräften angehen.“
Die Universität Tübingen ist maßgeblich im Forschungsbereich weiterhin auf Wachstumskurs, wie der Jahresbericht zeigt. So stiegen im vergangenen Jahr die Gesamteinnahmen um 10,7 Prozent auf 770 Millionen Euro an. Die Einwerbung von Forschungsdrittmitteln wuchs um 16,1 Prozent und übersprang damit erstmals die Marke von 300 Millionen Euro. Rund die Hälfte der Drittmittel (rund 53 Prozent) entfielen auf die Medizinische Fakultät.
Wichtigste Geldgeber waren die Deutsche Forschungsgemeinschaft mit 90,5 Millionen Euro sowie die Bundesregierung, deren Förderung im vergangenen Jahr mit 90,4 Millionen Euro überproportional um 53,5 Prozent anwuchs. Grund hierfür waren unter anderem temporäre Fördergelder des Bundes für die Corona-Forschung. Doch konnte auch das Tübingen AI Center dauerhaft verstetigt werden und erhält nun 20 Millionen Euro Förderung jährlich aus Bundesmitteln.
Wichtige Investitionen ermöglichte zudem das Engagement von Stiftungen und privaten Geldgebern; insgesamt unterstützten sie die Universität mit 54,8 Millionen Euro. Dank einer großzügigen Finanzierung der Hector Stiftung in Höhe von 100 Millionen Euro entsteht am Standort Tübingen der europaweit erste Institutsbau für ELLIS (Europäisches Laboratorium für Lernen und Intelligente Systeme). Das Werner Siemens Imaging Center an der Medizinischen Fakultät kann durch eine Förderung in Höhe von 18,4 Millionen Euro durch die Schweizer Werner Siemens-Stiftung weiter ausgebaut werden. Im Juli 2022 konnte die Universität das Center for Digital Education eröffnen, das mit 1,35 Millionen Euro von der Vector Stiftung unterstützt wird.
Nach zwei langen Jahren mit Einschränkungen durch die Pandemie sind die Studierenden im Jahr 2022 wieder auf den Campus zurückgekehrt. Mit rund 28.000 Eingeschriebenen blieb die Gesamtzahl stabil, obwohl die Zahl der Studienanfängerinnen und -anfänger um 7,2 Prozent zurückging. Einen starken Zulauf erlebte die Universität Tübingen vor allem bei den internationalen Studierenden, deren Gesamtzahl im Wintersemester 2022/23 auf 4.165 Eingeschriebene stieg und damit einen Rekordwert erreichte.
„Hier tragen die Internationalisierungsbemühungen der Universität Früchte“, sagte Pollmann. Unübersehbar sei aber auch, dass der demographische Wandel die Universitäten in den kommenden Jahren vor enorme Probleme stellen werde. „Wir werden uns in Zusammenarbeit mit dem Studierendenwerk und der Stadt in Zukunft noch stärker engagieren müssen, um bestmögliche Rahmenbedingungen für ein Studium in Tübingen zu bieten.“
Im Bereich der internationalen Zusammenarbeit kann die Universität Tübingen weiterhin auf ein starkes Netzwerk mit Partnerinstitutionen in Europa und weltweit bauen. Die Universitätsallianz CIVIS, in der sich mittlerweile elf forschungsstarke Universitäten zusammengeschlossen haben, ist seit Oktober 2022 in der zweiten Förderphase, wie Pollmann berichtete. Es führe die Idee einer europäischen Universität weiter, unter anderem durch Campus-übergreifende Projekte und Lehrveranstaltungen. „Gleichzeitig hat sich das Bündnis auch außereuropäischen Partnern geöffnet und Abkommen mit sechs afrikanischen Universitäten abgeschlossen.“
Starker Druck durch Energiepreise und Inflation
Gerade die internationalen Entwicklungen bereiteten aber auch große Sorge, erklärte die Rektorin: „Der Krieg gegen die Ukraine hat sich im vergangenen Jahr gleichsam über Nacht auf die Universität ausgewirkt.“ Die Zahl der ukrainischen Studierenden an der Universität Tübingen habe sich innerhalb eines Jahres mehr als verdoppelt. Über 30 Forschende, die aus der Ukraine fliehen mussten, konnte die Universität aufnehmen. Massiv seien die Auswirkungen der infolge des Krieges gestiegenen Kosten für Energie, viele weitere Produkte und Dienstleistungen. „2022 ist es uns – nicht zuletzt durch die breite Beteiligung von Beschäftigten und Studierenden an einer Energiesparkampagne – gelungen, die Kosten in Schach zu halten“, sagte Pollmann. Für 2023 aber zeichne sich ein Kostenanstieg bei den Energieausgaben von zehn Millionen Euro ab.
„Auch darf nicht vergessen werden, dass zusätzliche Drittmittel immer auch zusätzliche Kosten für Personal, IT und Material sowie Büros, Labore und Ausstattung nach sich ziehen“, sagte die Rektorin. „Diese Projektkosten werden von den sogenannten Overhead-Mitteln seit vielen Jahren nur unzureichend abgedeckt. Hier muss die Politik bald den jüngsten Empfehlungen des Wissenschaftsrats folgen und die entsprechenden Zusatzmittel auf 40 Prozent der jeweiligen Fördersumme erhöhen.“
In der Gesamtbetrachtung sei die Universität Tübingen aus einer sehr robusten Ausgangslage in das Jahr 2023 gestartet. „Die Universität ist solide finanziert, sie verfügt über engagierte Studierende, exzellente Forschende und einen hoch-professionellen wissenschaftsunterstützenden Dienst.“ Dennoch müsse allen Mitgliedern der Hochschule bewusst sein, dass die kommenden Jahre nicht einfach würden. „Die Folgen von Klimaerwärmung, Krieg und anderen Krisen können wir nur im Schulterschluss bewältigen“, sagt die Rektorin. „Deshalb bleibt es wichtig, bewährte Kooperationen zu pflegen und neue Partner zu gewinnen, mit denen wir gemeinsame Ziele verfolgen.“
Zum Download: Jahresbericht 2022
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