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10.09.2015
Universitätspreis 2015 an Professor Wolfgang Voelter
Der Naturwissenschaftler ist bis heute in zahlreichen internationalen Forschungsprojekten aktiv. Der Universität Tübingen ist er als großzügiger Kunstmäzen verbunden
Die Universität Tübingen verleiht den Universitätspreis 2015 an Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Wolfgang Voelter. Der Biochemiker wird für sein vielfältiges Engagement als Wissenschaftler wie auch als Kunstmäzen geehrt. Der Preis wird im Rahmen des Festakts zum Dies Universitatis am Mittwoch, den 14. Oktober 2015, übergeben (17 Uhr c. t., Alte Aula, Münzgasse 30). Die Laudatio hält Professor Atta-ur-Rahman, einer der renommiertesten Wissenschaftler Pakistans. Der Chemiker war unter anderem Forschungsminister des Landes (2000-2002) sowie Präsident der Pakistanischen Academy of Sciences und hat mit Professor Voelter infolge von dessen wegweisendem Engagement für die Wissenschaft in Pakistan seit vielen Jahren enge Verbindungen.
„Mit dem Universitätspreis würdigt die Universität Tübingen das Wirken von Professor Wolfgang Voelter, sowohl als Wissenschaftler als auch als herausragende Stifterpersönlichkeit“, sagt Rektor Prof. Dr. Bernd Engler. Bis heute pflege der Wissenschaftler vielfältige internationale Forschungsprojekte. Dem Kunstliebhaber Voelter sei es zu verdanken, dass die Universität die „Sammlung Voelter“ mit rund 150 Druckgraphiken des 20. Jahrhunderts beherberge: 2011 hatte das Ehepaar Voelter diese dem Kunsthistorischen Institut gestiftet.
Wolfgang Voelter (geb. 1936 in Ludwigsburg) studierte an der Universität Tübingen Chemie und Medizin und wurde hier auch promoviert. Nach weiteren Medizinstudiensemestern an der Universität Erlangen forschte er an der Stanford University in Kalifornien (USA) und am Kaiser Foundation Research Institute in San Francisco (USA), bevor er nach Tübingen zurückkehrte: Hier wurde er habilitiert und hatte ab 1973 eine Professur für Physikalische Biochemie inne, war unter anderem Direktor des Chemischen Zentralinstituts und Prodekan der Fakultät für Chemie und Pharmazie.
Der Biochemiker beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit der Isolierung von Naturstoffen, die in Heilmitteln eingesetzt werden können. Vor allem tropische und subtropische Pflanzen und Tiere hat er im Fokus. Er unterhält bis heute zahlreiche Kooperationen mit Instituten weltweit und fördert den intensiven Austausch von Wissenschaftlern und Doktoranden. Über die Jahre warb er so in hohem Maße deutsche und EU-Fördergelder zur Unterstützung internationaler wissenschaftlicher Projekte ein.
So erforschte Wolfgang Voelter unter anderem mit einer Kollegin aus Bulgarien blauen Blutfarbstoff, das Hämocyanin, der Rapana-Schnecke, der in Krebstherapien verwendet wird. Mit Kollegen der Universität Jordanien in Amman arbeitete er an einem verbesserten Viagra-Wirkstoff und in Pakistan trieb er die Erforschung von Skorpion-Giften voran, die für neurologische Untersuchungen eingesetzt werden. Hier, an der pakistanischen Universität Karachi, stieß der Tübinger Wissenschaftler 1976 den Aufbau des „Husein Ebrahim Jamal Research Institute of Chemistry“ an, buchstäblich aus dem Nichts, wie er sagt. „Das war Wissenschaft in die Wüste tragen.“ Heute forschen in dem Institut mehrere hundert Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen im Bereich Naturstoffchemie. Für seine Verdienste erhielt er die Ehrendoktorwürden der Universität Karachi und der Hamdard Universität in Pakistan, die Goldmedaille des Präsidenten und 1995 die höchste Auszeichnung Pakistans, den Sitara Award.
Der Universität Tübingen ist er auch als Kunstliebhaber und -mäzen verbunden: 2011 stifteten er und seine Frau Dr. Heide Voelter ihre Privatsammlung der Graphischen Sammlung am Kunsthistorischen Institut der Universität Tübingen. Die rund 150 Druckgraphiken des 20. Jahrhunderts reichen von Künstlern des Expressionismus wie Max Beckmann bis zu figürlicher Kunst der 1970er und 1980er Jahre. Die Sammlung wurde von Studierenden in einem Praxisseminar aufgearbeitet und im Museum der Universität MUT ausgestellt. Ausstellungen in anderen Museen seien geplant, verrät der umtriebige Hagellocher. Zwischen Forschung, Kunst und internationaler Kontaktpflege ‒ „ich erhalte 100 E-Mails pro Tag“ ‒ treibt er zudem das Vorhaben seiner „Voelter-Stiftung“ voran. Diese hat das Haus seiner Vorfahren in Metzingen gekauft und will es als ältestes Haus der Stadt, den Zwiefaltner Pfleghof, zur allgemeinen Nutzung erhalten. „Geplant ist ein Familienzentrum mit Café und Deutschkursen für Immigranten.“
Für sein Lebenswerk wurde Wolfgang Voelter bereits mehrfach ausgezeichnet, darunter auch mit dem deutschen Bundesverdienstkreuz (1995), der Goldmedaille der Universität Jordanien (2004) und der Ehrenplakette der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften in Sofia (2006).
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