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13.06.2016
Unseld Lecture befasst sich mit der Krise der Demokratie
Der britische Politikwissenschaftler und Soziologe Colin Crouch zu Gast an der Universität Tübingen
Bürger spielen in der Politik nur noch eine passive Rolle, die Gestaltung haben Wirtschaftslobbyisten übernommen: Mit diesen Thesen prägte der britische Politikwissenschaftler Colin Crouch den Begriff der „Postdemokratie“. Sein 2003 veröffentlichtes Buch fand Eingang in demokratietheoretische und tagespolitische Debatten wie auch in die politischen Feuilletons. Der international renommierte Wissenschaftler spricht in diesem Jahr bei der 9. Unseld Lecture am FORUM SCIENTIARUM der Universität Tübingen:
- Öffentliche Lecture: Am Dienstag, den 21. Juni, um 20.15 Uhr spricht Professor Crouch im Audimax der Neuen Aula (Geschwister Scholl-Platz) über „Die Postdemokratie nach 20 Jahren“.
- Öffentliche Disputation: Am Mittwoch, den 22. Juni, um 20.15 Uhr (ebenfalls Audimax, Neue Aula) Podiumsgespräch „Ist die Europäische Union mit der Demokratie vereinbar?“ mit Colin Crouch und Professor Fritz Scharpf (Politik- und Rechtswissenschaften, Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung Köln).
Beide Veranstaltungen finden auf Deutsch statt, die Öffentlichkeit und Medienvertreter sind herzlich eingeladen; der Eintritt ist frei. Zudem wird Colin Crouch im jährlich stattfindenden Internationalen Meisterkurs am Forum Scientiarum mit 20 Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftlern aus aller Welt über das Jahresthema der Unseld-Lecture diskutieren.
Colin Crouch (geb. 1944) lehrte bis zu seiner Emeritierung Governance und Public Management an der Warwick Business School in Großbritannien. Am Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung in Köln ist er seit 1997 „Auswärtiges Wissenschaftliches Mitglied“. Seit 2012 ist er Vizepräsident für Sozialwissenschaften an der British Academy for Humanities and Social Sciences und Wissenschaftlicher Berater des Directorate for Public Governance and Territorial Development der.
Crouch ist ein profunder Kenner der Ideengeschichte, insbesondere des Neoliberalismus. Zudem forschte er zur Geschichte sozialdemokratischer Bewegungen in Europa. Mit dem Begriff der Postdemokratie kritisiert er die Funktionsdefizite traditioneller liberal-demokratischer Institutionen. Demnach spielen die Bürger in der postdemokratischen Gesellschaft nur noch eine passive Rolle, ohne die Möglichkeit zur eigenen Gestaltung politischer Auseinandersetzungen. Stattdessen treten wirtschaftsnahe Lobbygruppen als politische Akteure auf, die nicht mehr in korporative Arrangements eingebunden sind. Seine Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich der Wirtschaftssoziologie, der Gesellschaftsstrukturen in Europa, neoinstitutionalistischer Analysen, lokaler Wirtschaftsentwicklung und der Reform öffentlicher Dienste.
Zu seinen wichtigen Publikationen gehören „Postdemokratie“ (dt. 2008); „Das befremdliche Überleben des Neoliberalismus. Postdemokratie II“ (dt. 2011); „Jenseits des Neoliberalismus. Ein Plädoyer für soziale Gerechtigkeit“ (dt. 2013); „Die bezifferte Welt: Wie die Logik der Finanzmärkte das Wissen bedroht. Postdemokratie III“ (dt. 2015).
Die Universität Tübingen führt mit der Unseld Lecture 2016 ihr erfolgreiches Veranstaltungsformat am Forum Scientiarum fort ‒ initiiert und gefördert von der Udo Keller Stiftung Forum Humanum. In Kooperation mit dem Suhrkamp Verlag lädt das FORUM SCIENTIARUM jährlich einen führenden Wissenschaftler zum interdisziplinären Dialog nach Tübingen ein.
Kontakt:
Dr. Niels Weidtmann
Universität Tübingen
Forum Scientiarum
Tel.: +49 7071 40716-12
<link>niels.weidtmann[at]fsci.uni-tuebingen.de
Die Partner:
Universität Tübingen
Gegründet 1477, gehört sie heute zu den führenden Hochschulen sowohl in den Lebens- und Naturwissenschaften als auch in den Geistes- und Sozialwissenschaften.
FORUM SCIENTIARUM
Das Forum Scientiarum ist eine zentrale Einrichtung der Universität Tübingen zur Förderung des Dialogs zwischen den Wissenschaften in Forschung und Lehre.
Udo Keller Stiftung Forum Humanum
Die Stiftung möchte in einer Zeit des zunehmenden Zugriffs von Technik und Ökonomie auf die Menschheit an die Bedeutung des geistigen und religiösen Erbes der Weltkulturen erinnern.
Suhrkamp Verlag
Der Suhrkamp Verlag wurde 1950 von Peter Suhrkamp gegründet. Zu dem Verlag gehören auch der Insel Verlag, der Deutsche Klassiker Verlag, der Jüdische Verlag und der Verlag der Weltreligionen. Die edition unseld startete im Frühjahr 2008.
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