Pressemitteilungen
10.11.2017
Großes Fass im Schlosskeller des Schlosses Hohentübingen ab Januar 2018 wieder für Besucher zugänglich
Pressemitteilung von Vermögen und Bau Baden–Württemberg, Amt Tübingen
Ab Januar 2018 kann das „Große Fass“ im Tübinger Schlosskeller von Besucherinnen und Besuchern wieder besichtigt werden. Das 1546 erbaute Fass gilt als das älteste erhaltene Riesenweinfass der Welt und als größtes je mit Wein befülltes. Es ist rd. 4,0 m hoch, rd. 4,0 m breit und rd. 7,0 m lang. Sein Fassungsvermögen liegt bei rund 84.000 Liter. Das Fass war seit 1994 aus Sicherheits- und Naturschutzgründen für die Öffentlichkeit nicht mehr zugänglich.
Wie der Leiter des Amtes Tübingen des Landesbetriebs Vermögen und Bau Baden-Württemberg, Bend Selbmann, am Freitag mitteilte, wurden die Bauarbeiten zur Erschließung des „Großen Fasses“ Ende Oktober abgeschlossen. Damit wird ein lang gehegter Wunsch der Tübinger Bevölkerung erfüllt.
Schon 2012 hatte Oberbürgermeister Boris Palmer, wie er anlässlich der Vorbesichtigung am Freitag, 10.11.2017 sagte „auf einem alten Foto eine Türe hinter dem Fass entdeckt, durch die man offensichtlich nach oben gelangen konnte, ohne die Fledermäuse im hinteren Teil des Schlosskellers zu stören.“
Gemeinsam mit dem zuständigen Bauamt des Landes wurde ein Weg erschlossen, der aus den Räumen des Museums der Universität MUT direkt zum Großen Fass führt. Zunächst wurde die fledermausfreundliche Gestaltung einer Besucherplattform geplant und erprobt und eine restauratorische Begutachtung des Fasses durchgeführt.
Die erforderlichen rund 170 000 Euro wurden gemäß einer Vereinbarung der Stadt mit dem Land aus dem Nachlass von Gudrun Schaal und Stefanie Wechsler bereitgestellt. (Gudrun Schaal und Jule Gastl waren 1949 die Gründerinnen der Buchhandlung „Gastl“. Nach dem Tod von Gudrun Schaal im Jahr 2007 ging das Erbe zunächst an die Mitbewohnerin Stefanie Wechsler (gestorben 2011) und dann an die Allgemeinheit.)
Großes Fass im Schlosskeller mit Besuchern | „Große Fass“ im Tübinger Schlosskeller (Innenansicht) |
Im Zuge der Bauarbeiten wurde das Fass durch eine hölzerne Treppenanlage mit einem aufgeständerten Holzpodest erschlossen. Darüber hinaus wurde eine Brandmeldeanlage eingebaut und ein zweiter Rettungsweg angelegt. Die gesamte Anlage ist so gestaltet, dass man den weiteren Schlosskeller nicht begehen kann.
Die Einbauten mussten wegen des Denkmalschutzes reversibel sein.
Das Fass selbst war im oberen Teil bereits auseinandergebrochen und hatte sich zum Keller hin nach vorne geneigt. Die Restaurierung diente daher der statischen Stabilisierung und Instandsetzung.
Ganz besonders wichtig war aber der Schutz der Fledermäuse, die ja die Hauptbe-wohner im Schlosskeller sind. In engster Abstimmung mit der wissenschaftlichen Be-gleiterin der Fledermäuse, Ingrid Kaipf, wurde festgelegt, dass möglichst kein Metall verbaut wird, um den Orientierungssinn der Tiere nicht zu irritieren, und die Beleuchtung minimal gehalten wird. Ein temporär einsetzbarer Vorhang wird das Fass vom Fledermaushabitat trennen.
Ab Januar 2018 bis Ende Februar 2018 werden erste öffentliche Führungen möglich sein (Eingewöhnungs- und Versuchsphase). Dabei werden Geräusch- und Tempera-turmessungen erfolgen.
Nach dieser ersten Phase sind evtl. auch längere Zeiträume im Winterhalbjahr (November bis März) denkbar, in denen das Fass für Besucherinnen und Besucher zugänglich sein wird . Dies, so Ingrid Kaipf „hängt aber von der Bestandsentwicklung der Kolonie bzw. der Nutzung des Kellers als Winterquartier ab.“
Der Direktor des MUT, Prof. Dr. Ernst Seidl, freut sich sehr über diese Entwicklung: „Nachdem das älteste biochemische Labor vor zwei Jahren zugänglich wurde und im Sommer 2018 die Sternwarte zum 200jährigen Jubiläum der württembergischen Landvermessung restauriert und museal erschlossen wird, ist dies erneut ein historisch wichtiger und für alle Besucher höchst spannender Ort, der nun noch geöffnet wird. Der Besuch des Fasses wird in die Highlightführungen im Museum integriert, so dass einem nichts Wichtiges auf dem Schloss entgeht.“
Kontakt:
Bernd Selbmann
Vermögen und Bau Baden – Württemberg, Amt Tübingen
Schnarrenbergstraße 1
72076 Tübingen
T.: 07071 29 79001
E.: <link>bernd.selbmann@vbv.bwl.de
Datenblatt:
Objekt: Schloss Hohentübingen, Fasskeller
Bauherr:Land Baden – Württemberg
vertreten durch den Landesbetrieb Vermögen und Bau BW, Amt Tübingen
Planung/
Bauleitung: Sigmar Lenz, Freier Architekt, Tübingen
Gesamtbaukosten: 170 000 €
Bauzeit: 2015 – 2017 (monatsweise nach Fledernmaushabitatsnutzung)
Am Bau Beteiligte:
Architekt: Sigmar Lenz, Tübingen
Elektro: Zürn GmbH, Dusslingen
Restaurator: ADI Hummel GmbH, Heiligenberg
Holzbau: Zimmerei Mildner GmbH, Tübingen
Schlosser: E.Schramm GmbH, Tübingen
Blendschutz: Nedele Raumausstattung, Reutlingen
Brandmeldeanlage: Siemens AG, Niederlassung Tübingen