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09.11.2021

Sprachkompetenz der Lehrkräfte entscheidend für Rechtschreibung

Neues Testinstrument ermöglicht, die „Phonembewusstheit“ von Grundschullehrkräften zu erfassen und kann Fortbildungsbedarf aufzeigen

Ein erfolgreicher Start beim Schreibenlernen wirkt sich langfristig positiv auf spätere Leistungen aus und Defizite können später nur schwer wieder aufgeholt werden. Deshalb müssen Grundschullehrkräfte gut auf die Vermittlung von Schriftsprachkompetenzen vorbereitet sein. Dazu gehört, dass sie sich beispielsweise darüber bewusst sind, wie Wörter aufgebaut sind und in welchem Verhältnis Buchstaben und Laute zueinander stehen. Das ist wichtig für Aufgaben zum Schreibenlernen, etwa wenn es darum geht, Wörter zu vergleichen und Ähnlichkeiten zu erkennen. Wissenschaftler der Universitäten Tübingen und Regensburg und eine Wissenschaftlerin der SRH Hochschule für Gesundheit in Stuttgart haben nun ein Testinstrument entwickelt, mit dem auf Basis schriftlich dargestellter Wörter die sogenannte Phonembewusstheit, das ist die Fähigkeit, Einzellaute der Sprache unterscheiden und analysieren zu können, von angehenden Lehrkräften überprüft werden kann. Die Ergebnisse wurden in der Zeitschrift Diagnostica veröffentlicht.

Die Wörter Äpfel und Ente werden beispielsweise zwar unterschiedlich geschrieben, haben aber die gleichen Anlaute. Um das zu erkennen, müssen Lehrkräfte über eine ausgeprägte Phonembewusstheit verfügen. Im englischsprachigen Raum, vor allem in den USA, wurde dies bereits gründlich erforscht. Die Ergebnisse zeigen, dass eine bedeutende Anzahl von Erstklasslehrkräften nicht ausreichend qualifiziert sind, um geschriebene Wörter in ihre Einzellaute zu zerlegen. Es fehlt ihnen somit an den notwendigen Fähigkeiten, ihren Schülerinnen und Schülern eine fehlerfreie Förderung der Phonembewusstheit anzubieten. Die Leistungen der Kinder sind jedoch besser, wenn die Lehrkraft selbst über eine ausgeprägte Phonembewusstheit verfügt, weil sie dann qualitativ hochwertige Übungen zum Schreibenlernen durchführen kann.

Im deutschsprachigen Raum fehlten bislang Untersuchungen dazu, wie gut angehende oder auch bereits tätige Primarschullehrkräfte im Bereich der Phonembewusstheit qualifiziert sind. „Wir haben erste Hinweise darauf, dass die Ergebnisse ähnlich ausfallen“, meint Erstautorin Karin Berendes, mittlerweile Professorin an der SRH Hochschule für
Gesundheit in Stuttgart. „Mit unserem Test besteht nun auch für den deutschsprachigen Raum die Möglichkeit, dies systematisch zu überprüfen.“ Das Testinstrument wurde an 271 Studierenden für das Grundschullehramt in Baden-Württemberg und Bayern erprobt. Es soll zunächst für wissenschaftliche Zwecke zur Verfügung gestellt werden. „Der Einsatz des Tests in der Aus- und Fortbildung kann wichtige Informationen über den Bedarf und die Ausrichtung von Lehrkräftefortbildungen geben“, erklärt Berendes.

Publikation

Berendes, K.*, Wagner, W.* & Böhme, R. (2021). Phonembewusstheit nach schriftsprachlichem Input - Entwicklung eines Instruments für angehende Primarschullehrkräfte. Diagnostica, 67(3), 149–160. Artikel zum Download: doi.org/10.1026/0012-1924/a000272.

*geteilte Erstautor*innenschaft

Kontakt

Prof. Dr. habil. Karin Berendes
SRH Hochschule für Gesundheit
University of Applied Health Sciences
Campus Stuttgart, Ostendstr. 77/3
70188 Stuttgart
karin.berendesspam prevention@srh.de

Dr. Wolfgang Wagner
Universität Tübingen
Hector-Institut für Empirische Bildungsforschung
Europastraße 6
72072 Tübingen
wolfgang.wagnerspam prevention@uni-tuebingen.de

Pressekontakt:

Eberhard Karls Universität Tübingen
Hochschulkommunikation
Dr. Karl Guido Rijkhoek
Leitung

Antje Karbe
Pressereferentin
Telefon +49 7071 29-76789
 Telefax +49 7071 29-5566
antje.karbespam prevention@uni-tuebingen.de

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