Pressemitteilungen
11.10.2016
Stabwechsel im Tübinger Leibniz Kolleg
Michael Behal als langjähriger Direktor verabschiedet – Ursula Konnertz übernimmt Leitung – Eröffnung des neuen Studienjahres
Das Leibniz Kolleg, eine bundesweit bekannte Einrichtung zur Studienvorbereitung vielseitig interessierter junger Menschen, startet unter neuer Leitung in das Studienjahr 2016/17. Bei der Begrüßung des neuen Studienjahrgangs am Montagabend in Tübingen wurde der langjährige Direktor der Einrichtung, Michael Behal, von Vertretern der Stiftung Leibniz Kolleg sowie der Universität feierlich verabschiedet. Zugleich wurde die neue Wissenschaftliche Leiterin des Kollegs, Ursula Konnertz, in ihr Amt eingeführt. Das Leibniz Kolleg ist seit dem 1. Oktober 2016 eine Einrichtung der Universität Tübingen.
„Mit dem heutigen Tag öffnen wir ein neues Kapitel in der erfolgreichen Geschichte des Leibniz Kollegs“, sagte der Rektor der Universität, Professor Bernd Engler. Nachdem die Stiftung Leibniz Kolleg über mehrere Jahrzehnte die Verantwortung für die Entwicklung der Einrichtung getragen habe, sei es nun die Aufgabe der Universität, die Attraktivität des Kollegs auszubauen und es in wirtschaftlicher Sicht zu sichern.
Der Vorsitzende der Stiftung Leibniz Kolleg, Professor Jan Born, betonte in seinem Grußwort, dass mit der Re-Integration des Leibniz Kollegs in die Universität die künstliche Trennung zwischen Kolleg und Universität endlich überwunden wird. Oberstes Ziel des Leibniz Kollegs sei es, junge Menschen nicht nur durch Vermittlung von bloßem Wissen und Fähigkeiten zu wissenschaftlichem Arbeiten sondern durch die Bildung der Persönlichkeit auf ein Universitätsstudium vorzubereiten. Das Dach der Universität biete exzellente Bedingungen und große Freiräume, diese Zielsetzung zukünftig noch wirkungsvoller umzusetzen.
Engler verwies darauf, dass es der Universität in den vergangenen Monaten gelungen sei, die Udo Keller Stiftung Forum Humanum als Förderer des Leibniz Kollegs zu gewinnen. „Das Leibniz Kolleg soll die besten Köpfe anziehen, ganz gleich wie diese jungen Leute finanziell gestellt sind“, betonte der Rektor: „Dank der großzügigen Unterstützung durch die Udo Keller Stiftung konnten wir für den neuen Studienjahrgang die Kolleg-Gebühr nahezu stabil halten.“ Er sei optimistisch, dass es der Universität gelingen werde, weitere Fördermittel einzuwerben, um jungen Menschen aus wirtschaftlich benachteiligten Familien auch künftig die Kolleg-Gebühr teilweise oder komplett erlassen zu können.
Der Vorsitzende des Kuratoriums der Stiftung Leibniz Kolleg, Professor Dietrich Niethammer, würdigte den scheidenden Kollegdirektor Michael Behal als Persönlichkeit, die das Kolleg über Jahrzehnte geprägt habe: „Die Stiftung Leibniz Kolleg ist Michael Behal für sein kontinuierliches und segensreiches Wirken zu großem Dank verpflichtet.“ Behal wurde 1947 in Tel Aviv geboren. 1960 wanderte er in die USA aus. Nach einem Bachelor-Abschluss in Deutsch und Französisch studierte er ab 1969 in Berkeley, wo er bis 1973 auch als Teaching Assistant lehrte. 1973 kam er mithilfe eines Stipendiums des DAAD nach Tübingen, wo er als Wissenschaftler zunächst am Deutschen Seminar wirkte. Seit 1975 war er am Leibniz Kolleg tätig, zunächst als Assistent, seit 1995 dann als Direktor der Einrichtung.
Die neue Wissenschaftliche Leiterin, Ursula Konnertz, kennt das Leibniz Kolleg ebenfalls seit vielen Jahren. Seit 1993 war sie an der Einrichtung wiederholt als Dozentin für Philosophie tätig. Konnertz studierte in Paris und Tübingen Philosophie, Romanistik und Katholische Theologie. Nach dem Examen 1985 war sie zunächst als Wissenschaftslektorin und Herausgeberin bei einem Verlag tätig. Im Jahr 2000 ging sie als Wissenschaftliche Mitarbeiterin an das Internationale Zentrum für Ethik in den Wissenschaften (IZEW) der Universität Tübingen. 2006 wechselte sie als Wissenschaftliche Mitarbeiterin an den Lehrstuhl für Moraltheologie und Sozialethik der Frankfurter Goethe-Universität. Seit ihrer Rückkehr an die Universität Tübingen 2008 war sie im Dezernat Studium und Lehre unter anderem für das so genannte Studium Professionale zuständig, ein Kursprogramm für den Erwerb von Schlüsselqualifikationen und Orientierungswissen.
Das Leibniz Kolleg wurde im Jahr 1948 auf Initiative der französischen Militärregierung als Einrichtung der Universität Tübingen gegründet. Zu den Gründungsvätern gehörten der Jurist und Politiker Carlo Schmid, der Moraltheologe Romano Guardini, der Philosoph und Pädagoge Eduard Spranger und der Chemiker Adolf Butenandt. Ursprüngliches Ziel des Leibniz Kollegs war es, die im Krieg aufgewachsene junge Generation an das Studium heranzuführen und gleichzeitig in die Zivilgesellschaft zu integrieren. Die soziale Herkunft sollte dabei keine Rolle spielen. Von Beginn an verband das Leibniz Kolleg die akademische Bildung mit dem gemeinsamen Wohnen. Im Jahr 1972 wurde das Leibniz Kolleg aus der Universität Tübingen ausgegliedert und befand sich seither in privater Trägerschaft. Zum Jahreswechsel 2015/16 einigten sich die Stiftung Leibniz Kolleg und die Universität darauf, das Kolleg wieder in die Universität zu integrieren.
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