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01.06.2018

Unseld Lecture 2018 diskutiert die Neurobiologie der Moral

Forum Scientiarum lädt kanadische Neurophilosophin Patricia Churchland an die Universität Tübingen ein

Patricia Churchland. Foto: privat

Die neuronalen Voraussetzungen von Moral und moralischem Bewusstsein stehen im Fokus der diesjährigen Unseld Lecture: Die kanadische Philosophin Patricia Churchland spricht am Mittwoch, den 6. Juni um 20.15 Uhr im Audimax der Neuen Aula (Geschwister Scholl-Platz, 72074 Tübingen) über „The Neurobiology of Moral Conscience“.

Das Nachdenken über die Grundlagen und Strukturen von Moral fällt klassischer Weise in die Zuständigkeit der Philosophie. In die jüngsten prominenten Arbeiten zur Evolution der Moral fließen allerdings ganz andere disziplinäre Perspektiven ein. So rückte beispielsweise die Suche nach den evolutionären Ursprüngen moralischen Handelns die Frage in den Fokus, welche Anforderungen das soziale Miteinander an Tiere und Frühmenschen stellte, die in Gemeinschaft leben.

Die Neurophilosophin Patricia Churchland geht einen Schritt weiter und fragt nach der Bedeutung von chemisch gesteuerten Gehirnaktivitäten für die Ausbildung des Sozialverhaltens. Wenn wir nachvollziehen können, welche neuronalen Prozesse zur Ausbildung von sozialen Praktiken beigetragen haben, lernen wir etwas darüber, wie moralisches Verhalten entstehen konnte. Churchland vertritt die provokante These, dass der Nachweis einer solchen „neuronalen Plattform“ des moralischen Bewusstseins die klassischen philosophischen Begründungen von Moral letztlich verzichtbar macht.

Als zweiter Teil der Unseld Lecture 2018 findet am Donnerstag, den 7. Juni, um 20.15 Uhr in der Alten Aula (Münzgasse 30, 72070 Tübingen) das Podiumsgespräch „Moral Values beyond Neurobiological Facts?“ zwischen Patricia Churchland und dem Sachbuchautor Dr. Stefan Klein statt. Beide Veranstaltungen finden auf Englisch statt, die Öffentlichkeit und Medienvertreter sind herzlich eingeladen; der Eintritt ist frei.

Außerdem wird Patricia Churchland im jährlichen Internationalen Meisterkurs am Forum Scientiarum mit 20 Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern aus aller Welt über das Jahresthema der Lecture ‚The Neurobiology of Moral Conscience‘ diskutieren. Seit 2008 findet an der Universität Tübingen die Unseld Lecture statt, initiiert und gefördert von der Udo Keller Stiftung Forum Humanum. In Kooperation mit dem Suhrkamp Verlag lädt das Forum Scientiarum jährlich eine Spitzenwissenschaftlerin oder einen Spitzenwissenschaftler zum interdisziplinären Dialog nach Tübingen ein. Infos unter: www.forum-scientiarum.uni-tuebingen.de/veranstaltungen/unseld-lectures.html

Patricia Churchland

Die kanadische Philosophin Patricia Churchland arbeitet an der Schnittstelle zwischen Philosophie und Neurowissenschaft. Sie war bis 2013 Professorin für Philosophie an der University of California in San Diego und zudem außerordentliche Professorin am Salk Institut for Biological Studies in La Jolla. 2015 wurde sie in die American Academy of Arts and Sciences gewählt. Churchland erhielt für ihre Arbeiten vielfach Ehrungen, unter anderem den renommierten MacArthur Preis und den Rossi Preis für Neurowissenschaften.

In ihrer Forschung untersucht sie, wie Erkenntnisse aus den Neuro- und Kognitionswissenschaften helfen, philosophische Fragen über das Verhältnis von Geist und Gehirn zu beantworten. Bekannt wurde sie für ihre Position eines „eliminativen Materialismus“: Diese kritisiert die Verwendung alltagssprachlicher Begriffe wie „Glauben“ und „Empfindungen“, die einen über ihre neuronalen Grundlagen hinausgehenden Bedeutungsgehalt suggerieren.

Zu ihren aktuellen Forschungsthemen gehört die Frage, welchen Beitrag die Neurowissenschaften zur Erklärung menschlichen Sozialverhaltens und insbesondere zur Evolution von Moral leisten können. Sie vertritt die These, dass moralische Fragen sogenannte „constraint satisfaction problems“ sind, also Fragen, die sich aus den Konflikten im menschlichen Zusammenleben ergeben, und dass sich die Entstehung von Moral als eine evolutionäre Anpassung an diese verstehen lässt. Churchland richtet ihr Augenmerk dabei auf die neuronalen Prozesse, die mit moralischen Entscheidungen korrelieren. Wichtige Publikationen: Touching a nerve. The self as brain (2013); Braintrust. What Neuroscience Tells Us About Morality (2011); Brain-Wise: studies in neurophilosophy (2002); The Computational Brain (co-authored with Terrence Sejnowski 1993). Foto: privat

Stefan Klein

Der promovierte Biophysiker arbeitete zunächst als Wissenschaftsredakteur bei Spiegel und Geo. Seit dem Jahr 2000 ist er als freier Autor tätig und schrieb zahlreiche Bestseller, die in 27 Sprachen übersetzt wurden. Er lehrt als Gastprofessor an der Berliner Universität der Künste. Aus seinen Publikationen: Das All und das Nichts (2017); Träume (2014); Der Sinn des Gebens. Warum Selbstlosigkeit in der Evolution siegt und uns Egoismus nicht weiter bringt (2010); Die Glücksformel (2002).

Das Foto erhalten Sie hochaufgelöst unter http://www.pressefotos.uni-tuebingen.de/20180601_Patricia Churchland.tif.zip, eine Verwendung ist nur im Zusammenhang mit der Berichterstattung über die Unseld-Lecture gestattet.

Bitte beachten Sie die Quellenangabe.

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Tel.: +49 7071 40716-12

niels.weidtmannspam prevention@fsci.uni-tuebingen.de

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