Julius Euting, geboren 1839 in Stuttgart und gestorben 1913 in Straßburg, studierte zunächst an der Universität Tübingen sowohl evangelische Theologie als auch orientalische Sprachen. Anschließend war Euting unter anderem an der Universitätsbibliothek (UB) Tübingen und der UB Straßburg als Bibliothekar tätig. Dort erfüllte er jedoch nicht die an ihn gestellten Erwartungen. So sah er sich den Vorwürfen ausgesetzt, dass er nicht die Eigenschaften eines Verwaltungsbeamten besäße und nicht die entsprechenden Pflichten ausführe. Stattdessen widme er sich zu einseitig seiner eigentlichen Leidenschaft: dem Orient.
Julius Euting unternahm ab 1867 mehrere Reisen durch das östliche Mittelmeergebiet und den Orient. Seine Erlebnisse und Eindrücke auf diesen Reisen hielt er detailliert in Tagebüchern fest. Diese illustrierte er zudem mit eigenen, teilweise farbigen Zeichnungen. Heute liegen 26 Reisetagebücher sowie zehn Skizzenbücher vor. Die Schriftstellerin Isolde Kurz – eine Tübinger Zeitgenossin Eutings – zählte ihn auch aufgrund seiner überaus großen Vorliebe für den Orient zu der großen Gruppe der allen Tübingern bekannten „Sonderlinge“: „Euting war damals schon im Orient gewesen und gehabte sich seitdem als Türke.“ (Kurz, 1918) Euting lehrte semitische Sprachen und lebte im „Haspelturm“ hinter dem Tübinger Schloss. Dort richtete er sich seine Zimmer mit orientalischen Teppichen und Decken wohnlich ein und bewirtete seine Besucher und Besucherinnen mit selbstgebrautem türkischem Kaffee in winzigen Schälchen.