Uni-Tübingen

Newsletter Uni Tübingen aktuell Nr. 2/2020: Schwerpunkt

„Wir tun alles, um den Studierenden die bestmögliche Unterstützung anbieten zu können“

Thomas Bonenberger, Leiter des Dezernats Studierende, im Interview

Die Studierendenverwaltung sieht sich durch die Corona-Krise vor große Herausforderungen gestellt. Im Interview berichtet Thomas Bonenberger, Leiter des Dezernats Studierende, wie die Beschäftigten mit der Situation umgehen, was die größten Hindernisse im laufenden Sommersemester sind und wie die Studierenden unterstützt werden.

Vor welche Herausforderungen hat die Corona-Krise die Studierendenverwaltung gestellt?

Mit Zuspitzung der Krise Mitte März haben wir für das gesamte Dezernat, also Studierendenabteilung, Zentrales Prüfungsamt, Zentrale Studienberatung und die Abteilung für die internationalen „degree seeking students“, die Türen offiziell geschlossen und unsere Services auf elektronische und fernmündliche Kontaktwege umgestellt. Auch die Übermittlung von Anträgen und Nachweisen läuft überwiegend digital. Manchmal sind Originale oder beglaubigte Kopien später nachzureichen. Wir haben täglich neue Fragestellungen und Probleme, finden aber auch täglich neue Lösungswege. In der Regel klappt es bisher ganz gut.

Wie stellt sich die Situation für die Beschäftigten in Ihrem Bereich dar?

Sehr früh haben wir für viele Kolleginnen und Kollegen Homeoffice eingeführt. Manche kommen auch in Randstunden ins Büro, um Dinge zu erledigen, die von zu Hause aus nicht machbar sind. Betroffen sind in der Studierendenabteilung ca. 25 Prozent der Beschäftigten, in den anderen Abteilungen auch mehr. Insgesamt haben wir Glück, weil uns die Einschränkungen in einer für die Studierendenverwaltung „günstigen“ Zeit getroffen haben. Das Sommersemester hat im Vergleich zu einem Wintersemester nur etwa zehn Prozent des Aufkommens an neuen Studierenden. Auch die Prüfungsämter haben in der vorlesungsfreien Zeit nicht ihren Hochbetrieb.  

Als wesentliche Schutzmaßnahmen kommen die empfohlenen Hygieneregeln zum Einsatz. Die Arbeitsplätze haben wir – auch im Großraumbüro des Studierendensekretariats – so organisiert, dass der Mindestabstand von zwei Metern überall gegeben ist. Zur Vorbereitung auf eine Wiederöffnung für den Publikumsverkehr wurden die Theken verbreitert und Trennwände aus Plexiglas sowie Desinfektionsmittel angeschafft. Darüber hinaus schätze ich, dass offene Sprechstunden wegen der überall gegebenen räumlichen Enge in den Wartebereichen noch eine Weile warten müssen. Persönliche Termine nach zeitlich gestaffelter Vereinbarung könnten aber schon sehr bald wieder realisiert werden.

Rechnen Sie für die aktuell beginnende Vorlesungszeit mit weiteren Herausforderungen?

Statt weiteren Einschränkungen planen wir derzeit die moderate Öffnung und versuchen Antworten auf Fragen zu finden, wie und wann etwa die ausgefallenen Prüfungen aus der Zeit zwischen Mitte März und Mitte April nachgeholt werden können. Darüber hinaus laufen seit Januar Bewerbungen für Masterstudiengänge zum kommenden Wintersemester. Zum Glück haben wir bei den Bewerbungsverfahren schon lange vieles digitalisiert, und nicht zuletzt aufgrund der steigenden Zahl englischsprachiger Masterprogramme und entsprechenden Mengen an internationalen Bewerbungen hatten wir bereits die Umstellung auf die komplett papierlose Bewerbung in Vorbereitung und dies jetzt im April umgesetzt.

Herausforderungen durch die derzeitige Krise bestehen darin, Lösungen zu finden etwa für zusätzliche Beurlaubungsmöglichkeiten und das rechtliche sowie technische Zusammenspiel mit Finanzierungsangeboten (BAFöG, Studiengebühren), Einschreibungen ohne Krankenversicherungsnachweis für sich im Ausland befindende Studierwillige, die nur an Online-Lehre teilnehmen wollen, Regelungen zum Übergang vom Bachelor zum Master bei ausgefallenen  Prüfungen sowie den Umgang mit möglichen Prüfungsrücktritten oder -verhinderungen und der Vermeidung von Nachteilen bei den Studienfristen.

Ferner unterstützen die beratenden Stellen vielfach in ganz praktischen Fragen wie: „Ich habe einen Mietvertrag und kann nicht anreisen. Wie komme ich da raus?“ Und ein weiteres großes Thema ist: Wie werden die Bewerbungsfristen für Studienanfänger zum Wintersemester an die Verschiebung der Abiturprüfungen angepasst? Das ist besonders herausfordernd, weil Bewerbung, Zulassung und Einschreibung zum Wintersemester der saisonale Arbeitspeak in der Studierendenabteilung sind. Wir werden da ohne ein Verschieben des Semesterstarts für Studienanfänger möglicherweise nicht auskommen. 

Was liegt Ihnen in der derzeitigen Situation besonders am Herzen?

Diese Krise hat viele Gesichter. Wir sehen Freiwillige, die ihr Studium zurückstellen, um ihre Hilfe dort anzubieten, wo sie gebraucht wird. Andere sind in Not geraten, weil sie ihr Studium wegen familiärer oder finanzieller Gründe nicht fortführen können. Es wird ein deutlich reduziertes Lehrangebot geben, weil nicht alle Formate (etwa Seminare, Praktika, Sport) digital durchgeführt werden können. Dazu kommen fehlende technische Möglichkeiten oder Probleme mit der Netzanbindung auf Seiten der Teilnehmer. Und schließlich beeinträchtigen in Einzelfällen auch Quarantäneauflagen, Einreiseverbote oder selbst gewählte Distanzierung die Möglichkeit, am Studienbetrieb teilzunehmen.

Wir als Verwaltung tun alles, um in allen diesen Fällen die bestmögliche Unterstützung anbieten zu können und Fristnachteile für alle, die das in der jetzigen Situation benötigen, auszugleichen. 

Der Dialog mit der Verfassten Studierendenschaft ist hierbei sehr hilfreich. 

Das Interview führte Volker Kurz