Am 28. September 1841, vor nunmehr 175 Jahren, feierte man das 25-jährige Regierungsjubiläum König Wilhelms I. von Württemberg (1781-1864) mit einem großen Festzug in der Stuttgarter Innenstadt. Kenntnis über die Zusammensetzung dieses Festzugs geben zwei gedruckte Bildzyklen. Der “große Festzug” ist bei weitem präziser und prächtiger als eine kleinere, aus fünf Blättern bestehende Bildfolge. Leider brach dieses aufwendige Druckunternehmen nach der Darstellung von etwa der Hälfte des Festzugs ab. Es umfasst 54 Blätter mit einer Gesamtlänge von 25 Metern! Solche Festzüge waren im 19. Jahrhundert bei Fürstenjubiläen oder Feiern zur Wiederkehr historischer Ereignisse wie etwa 1877 in Tübingen zum 400-jährigen Universitätsjubiläum üblich.
Der Stuttgarter Festzug setzte sich aus 9.736 Fußgängern, 640 Reitern und 716 Tieren zusammen. Über 200.000 Zuschauer beobachteten ihn. Am Morgen sammelten sich die zwölf Abteilungen des Festzugs an festgelegten Sammelplätzen. Es sollten, wie es in dem dazugehörigen Festprogramm heißt, nur „ruhige Pferde in den Zug gebracht, insbesondere unartige Hengste vermieden werden”, Kinder aus besonderer Vorsicht zu Hause gelassen, “zum wenigsten aber nicht auf solche Stellen gebracht werden, wo sie leicht Schaden nehmen können”. Von den Sammelplätzen kommend, reihten sich die Abteilungen vom Charlottenplatz über die Esslinger, Hauptstädter und Tübinger Straße in den Zug ein. Um 10.30 Uhr setzte sich die Spitze des Zuges unter Glockengeläut und “Lösen der Kanonen” in der Königsstraße in Richtung Schlossplatz in Bewegung; der Vorbeizug am Neuen Schloss endete nach etwa zwei Stunden mit dem Festlied, einer Dankrede des Stadtschultheißen und das von allen Anwesenden angestimmten Tedeum. Den Platz vor dem Neuen Schloss schmückte eine hölzerne Festsäule, die zwei Jahre später durch eine noch heute vorhandene 30 Meter hohe Jubiläumssäule ersetzt wurde.
Der Festzug mit den Menschen in ihren bunten Uniformen und Trachten war eine große Selbstdarstellung des Landes und ihres Bürgertums kurz vor der Revolution von 1848/49, “ein belehrendes Beispiel wahrer inniger Übereinstimmung zwischen einem edlen hochherzigen Fürsten und seinem biederen glücklichen Volk“, wie es in einem zeitgenössischen Flugblatt heißt.
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