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01.09.2020

Auf dem Weg zu einem regionalen Ernährungsrat

Universität Tübingen und Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg begleiten Studierende, Landwirte und engagierte Bürgerinnen und Bürger im Kreis Tübingen

Nachhaltige Ernährung ist ein zentrales Thema unserer Zeit. Dabei geht es um nachhaltige und tierwohlorientierte Produktion, um umweltschonende Verteilung und um gesundes Essen. Der Begriff „Regionalität“ steht hier oft im Zentrum des Interesses, aber auch der Diskussion: Was ist regional, was bedeutet „Ernährungssouveränität“ und wie – wenn überhaupt – kann man sie erreichen? Ernährungsräte (engl.: food policy council), wie es sie in immer mehr Städten international und nun auch in Deutschland gibt, nehmen sich dieser Fragen an. Ernährungsräte rücken die Belange von Bürgerinnen und Bürgern und Kommunen in der Lebensmittelversorgung in den Mittelpunkt. Sie setzen auf der lokalen Ebene an, um das Ernährungssystem zu gestalten. Ernährungsräte versammeln Akteure aus dem Ernährungssystem einschließlich Verwaltung oder Kommunalpolitik; sie dienen als Beratungsgremium und können unterschiedliche Organisationsformen haben.

Engagierte Menschen aus dem Kreis Tübingen wollen ebenfalls einen Ernährungsrat gründen. Dies wurde in diesem Sommersemester in einem gemeinsamen Seminar der Universität Tübingen, der Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg und der Initiative Solidarische Landwirtschaft Tübingen diskutiert und auf den Weg gebracht. In einem insgesamt viertägigen Seminar an zwei Wochenenden im Juli wurde unter der Leitung von Dr. Birgit Hoinle (Ethikzentrum IZEW, Universität Tübingen), Prof. Thomas Potthast (Ethik, Theorie und Geschichte der Biowissenschaften & IZEW, Universität Tübingen,), Prof. Jens Poetsch (Agrarwirtschaft, Hochschule für Forstwirtschaft), Klaus Graeff (Solidarische Landwirtschaft Tübingen) und Prof. Steffen Abele (Ökonomie ländlicher Räume, Hochschule für Forstwirtschaft) wissenschaftlich und praxis- und transferorientiert diskutiert und gelernt.

Das erste Wochenende stand zunächst im Zeichen der Theorie zum Thema Ernährungssicherheit: Was bedeutet Autarkie? Was gewinnen und verlieren wir, wenn wir uns mehr regional und weniger am globalen Handel orientieren? Wie kann man Landwirtschaft nachhaltig und ökologisch gestalten? Neben der spannenden und anregenden – weil interdisziplinären – Diskussion zwischen Dozierenden, Studierenden und Praktikern gab es auch Praxis zum Anschauen und Anfassen. Besucht wurde hier nämlich – unter strengen Pandemie-Regeln – die Solidarische Landwirtschaft Ammerbuch, wo die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einen Einblick nicht nur in die Ideen, sondern auch in die Organisation und die konkrete Feld-Arbeit der „Solawi“ bekamen.

Am zweiten Wochenende wurde auf dem Erarbeiteten aufgebaut und vor allem auf die Praxis und die Praktikabilität – also den Transfer – geschaut. Studierende stellten die Ergebnisse einer Umfrage vor, die die Erwartungen und die Aktionsmöglichkeiten potentieller Teilnehmer und Interessenten an einem regionalen Ernährungsrat vor Ort darstellte und analysierte. Es gab eine Kartierungsübung, die die Agrar- und Ernährungswirtschaft – die ökologische wie die konventionelle – im Raum Tübingen-Rottenburg abbildete. Und zudem gab es Inputs aus der Praxis: Jutta Kister vom Ernährungsrat Innsbruck und Joerg Weber vom Ernährungsrat in Frankfurt gaben Einblicke in die Ziele, die praktische Arbeit und die Organisation der Ernährungsräte – und plauderten dabei auch „aus dem Nähkästchen“. Im letzten Teil des Seminars stellten die Initiatorinnen und Initiatoren des Ernährungsrates in Tübingen ihre Strategie und ihre Konzepte zur Umsetzung vor. Dies war die Vorbereitung auf eine Konferenz im Oktober, in der der Ernährungsrat für die Region Tübingen vollends auf den Weg gebracht werden soll. Der Kurs hat damit beispielhaft eine transferorientierte Lehre umgesetzt, in der Studierende und Lehrende mit der Praxis und für die Praxis arbeiten. 

Gefördert wird die Veranstaltung durch das Netzwerk transferorientierter Lehre vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst des Landes Baden-Württemberg. Das Seminar ist Teil des Zertifikatsprogramms „Studium Oecologicum/Nachhaltige Entwicklung“ der Universität Tübingen.

Pressemitteilung der Universität Tübingen und der Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg
 

Kontakt:

Universität Tübingen                        
Prof. Dr. Thomas Potthast                    
potthastspam prevention@uni-tuebingen.de                      

Hochschule Rottenburg
Prof. Dr. Steffen Abele
abelespam prevention@hs-rottenburg.de 

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