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16.07.2021
Zwei Tübinger Nachwuchswissenschaftler mit KlarText-Preis für Wissenschaftskommunikation ausgezeichnet
Klaus Tschira Stiftung ehrt Moritz Koch und Niels Niethard für ihre allgemein verständlichen Darstellungen der eigenen Doktorarbeit
Die Klaus Tschira Stiftung zeichnet die beiden Nachwuchswissenschaftler der Universität Tübingen Dr. Moritz Koch in Biologie und Dr. Niels Niethard in Neurowissenschaften für ihre allgemein verständlichen Darstellungen der eigenen Doktorarbeit mit dem KlarText-Preis für Wissenschaftskommunikation 2021 aus. Die Preise sind mit jeweils 7.500 Euro dotiert. Nach der Preisverleihung am 7. Oktober 2021 sollen die prämierten Artikel im KlarText-Magazin erscheinen.
Moritz Koch hat in seiner Doktorarbeit am Lehrstuhl von Professor Karl Forchhammer am Interfakultären Institut für Mikrobiologie und Infektionsmedizin der Universität Tübingen erforscht, wie Cyanobakterien in biotechnologischen Verfahren zur Produktion von Plastik genutzt werden können. Er erreichte, dass sie Kohlendioxid aus der Atmosphäre und Wasser mithilfe der Energie aus dem Sonnenlicht in eine neue Form von Bioplastik umwandeln, das ähnliche Materialeigenschaften hat wie Polypropylen. Dieses Herstellungsverfahren mit „Plastikbakterien“ könnte die bisherige Plastikproduktion auf der Basis von Erdöl ablösen. Darüber hinaus ist das Bioplastik in der Umwelt – auch im Meer – rückstandslos abbaubar. Das Bioplastik könnte so in mehrfacher Hinsicht zum Schutz von Klima und Umwelt beitragen.
Niels Niethard befasste sich für seine Promotion am Lehrstuhl von Professor Jan Born am Institut für Medizinische Psychologie und Verhaltensneurobiologie der Universität Tübingen mit der Frage, warum Lebewesen schlafen. Eine mögliche Erklärung ist, dass das Gehirn Schlaf benötigt, um sich ohne störende Sinneseindrücke von außen umzustrukturieren. Darauf deuten Niethards Ergebnisse hin, der die Gehirne schlafender Mäuse mit Hilfe eines speziellen Mikroskops beobachtet hat. Er fand Belege, dass Schlaf einerseits während des Tiefschlafs selektiv zur Verstärkung von solchen Synapsen in den Nervenzellen des Gehirns führt, die neu erlernte Informationen abspeichern. Gleichzeitig sorgte insbesondere der sogenannte REM-Schlaf dafür, dass ein Großteil der Synapsen abgeschwächt wird. Somit wurde die für die Gehirnfunktion wichtige Balance zwischen Aktivität und Hemmung wiederhergestellt. Neben den Effekten von Schlaf auf das Gedächtnis wird dieses Konzept auch auf die Regulation des Hungergefühls ausgedehnt, um zu verstehen, warum wir mehr essen, wenn wir weniger schlafen.
Vier weitere KlarText-Preise 2021 werden vergeben an:
- Dr. Max Gmelch in Physik (Technische Universität Dresden): Datenspeicherung mittels Licht;
- Dr. Ronja Laarmann-Quante in Informatik (Ruhr-Universität Bochum): Wie maschinelle Lernverfahren Rechtschreibfehler von Grundschulkindern vorhersagen;
- Dr. Lothar Sebastian Krapp in Mathematik (Universität Konstanz): Wie Algorithmen unseren Alltag bestimmen;
- Dr. Robert Macsics in Chemie (Technische Universität München): Ein neuer Wirkstoff gegen antibiotikaresistente Bakterien.
Die ausgezeichneten fünf Wissenschaftler und die Wissenschaftlerin setzten sich mit ihren auf Deutsch verfassten Artikeln, die auch interessierte Laien für aktuelle Forschung begeistern sollen, gegen mehr als 200 Mitbewerberinnen und -bewerber durch.
Die Preisverleihung findet am 7. Oktober 2021, 16 Uhr, als digitale Veranstaltung statt. Der Live-Stream wird für die Öffentlichkeit zugänglich sein, Informationen zur Online-Anmeldung folgen auf der Webseite. Die ausgewählten Artikel erscheinen im KlarText-Magazin, das gedruckt und ab diesem Jahr in digitaler Version allen Interessierten zur Verfügung steht. Beides kann ab dem 7. Oktober über die Webseite KlarText-Preis bezogen werden.
Der KlarText-Preis für Wissenschaftskommunikation war das erste Projekt der Klaus Tschira Stiftung. Die Auszeichnung wird bereits zum 19. Mal vergeben. 2021 haben 243 Promovierte Texte in den Kategorien Biologie, Chemie, Geowissenschaften, Informatik, Mathematik, Neurowissenschaften oder Physik eingereicht. Die Artikel durchlaufen ein dreistufiges Juryverfahren und werden dabei von Medienschaffenden und Forschenden begutachtet.
Der KlarText-Preis
Die Klaus Tschira Stiftung möchte mit dem KlarText-Preis den besonderen Wert der Wissenschaftskommunikation für unsere Gesellschaft herausstellen und speziell junge Forschende der Naturwissenschaften und verwandten Disziplinen ermuntern, die eigene Arbeit der Öffentlichkeit zu veranschaulichen. Alle 243 Teilnehmerinnen und Teilnehmer lädt sie daher in Gruppen à zwölf zu intensiven zweitägigen Praxis-Workshops über Wissenschaftskommunikation ein. Diese werden vom Nationalen Institut für Wissenschaftskommunikation (NaWik) durchgeführt. Weitere Infos zum Preis unter www.klartext-preis.de
Pressemitteilung der Klaus Tschira Stiftung/Hochschulkommunikation