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07.04.2025
Millionen-Förderung für neues Schwerpunktprogramm in der Sprachwissenschaft
Fokus auf Verständnis und Nutzen neuronaler Sprachmodelle wie ChatGPT
Professor Dr. Michael Franke vom Seminar für Sprachwissenschaft (SfS) der Universität Tübingen erhält eine Förderung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) für ein Schwerpunktprogramm zu neuronalen Sprachmodellen. Das Projekt „Robuste Beurteilung und sichere Anwendung von Sprachmodellen: Grundlagen für ein neues Feld zwischen Sprachwissenschaft & -technologie (LaSTing)“ wird für zunächst drei Jahre mit sieben Millionen Euro gefördert. Ziel ist es, die Funktionsweisen neuronaler Sprachmodelle wie etwa ChatGPT besser zu verstehen und neue Sprachtechnologien zugleich für die Forschung in den Sprachwissenschaften nutzbar zu machen. Neben Michael Franke ist auch Professor Dr. Gerhard Jäger vom SfS an dem Projekt beteiligt. Die beiden Forscher werden mit Kolleginnen und Kollegen der Universität des Saarlandes, der Ludwig-Maximilians-Universität München sowie der Universität Potsdam zusammenarbeiten. Geplanter Projektstart ist im Mai 2026.
Die Leistungsfähigkeit neuronaler Sprachmodelle ist in letzter Zeit enorm gestiegen; die entsprechenden Technologien sind längst Teil unseres Alltags. „Die sprachwissenschaftliche Forschung kann mit der rasanten Entwicklung dieser neuen Werkzeuge kaum noch mithalten,“ sagt Michael Franke. „Es fehlen fundierte Methoden zum Verständnis und zur sicheren Anwendung der Modelle.“ Zwar gebe es erprobte theoretische Konzepte und etablierte Standards für die empirische Forschung, diese müssten jedoch gezielt für die neuen Sprachtechnologien weiterentwickelt werden. Diese Problematik betreffe verschiedene Bereiche, so Franke: von der theoretischen und experimentellen Linguistik über die Computerlinguistik, die Psycholinguistik und die Verarbeitung natürlicher Sprache bis hin zu den Kognitionswissenschaften im Allgemeinen. Im Schwerpunktprogramm „LaSTing“ will Michael Franke die Ansätze aus den einzelnen Disziplinen zusammenbringen und eine gemeinsame Grundlage für ein neues Feld der Sprachforschung schaffen, in dessen Mittelpunkt die Sprachmodellierung steht.
Mit den Schwerpunktprogrammen unterstützt die DFG interdisziplinäre Forschungsvorhaben, von denen eine prägende Wirkung auf ein wissenschaftliches Feld zu erwarten ist – durch die Erschließung neuer Forschungsgebiete oder neue Ansätze in bekannten Gebieten. Zudem zeichnen sich Schwerpunktprogramme durch eine ortsübergreifende Zusammenarbeit von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus.
Tina Schäfer