Ende April kündigte die Deutsche Telekom an, ab 2016 für Neukunden im Festnetz Daten-Obergrenzen einführen zu wollen. Bei Überschreiten dieser Grenzen könne die Internet-Verbindung dann gedrosselt werden. Dies löste bundesweit großen Protest aus, viele Kritiker sahen sogar die Freiheit des Internet gefährdet. Johannes Scheller, 1. Semester Bachelor Physik an der Universität Tübingen, reagierte und reichte am 21. Mai eine Online-Petition beim Petitionsausschuss des Deutschen Bundestags zur Netzneutralität ein. Nach wenigen Tagen bereits hatte er das Quorum von 50.000 Mitzeichnern erreicht. Und bereits am 25. Juni – ungewöhnlich schnell – durfte er seine Petition in Berlin im Petitionsausschuss vortragen. Maximilian von Platen hat ihn für „Uni Tübingen aktuell“ interviewt.
Ich studiere hier Physik auf Bachelor bzw. später wohl auch Master und bin im ersten Semester. Am liebsten würde ich damit danach in die Forschung gehen, mein Traum wäre es, an die Europäische Organisation für Kernforschung (CERN) im schweizerischen Meyrin, bei Genf zu gehen.
Ja, das bin ich definitiv, ich bin damit aufgewachsen und kann mir ein Leben ohne Internet auch nicht mehr oder nur schwer vorstellen. Das Internet ist für mich in erster Linie Kommunikationsplattform, aber auch Nachrichten- und Informationsquelle. Außerdem „publiziere" ich selbst auf meinem Blog (www.derauenlaender.de) oder beispielsweise auf Twitter, ich nutze also auch das Web 2.0.
Ich sehe das als den ersten Schritt zu einem Zwei-Klassen-Netz: In Zukunft würden dann die Internet-Provider entscheiden, welche Inhalte beziehungsweise Dienste ich in guter Qualität und Geschwindigkeit erreiche, nämlich die Partnerdienste des jeweiligen Providers, euphemistisch auch „Managed Services" genannt.
Ich bin da geteilter Meinung: Ich bin sehr zufrieden damit, wie für mich persönlich die Anhörung lief, da ich eine schwierigere Diskussion erwartet hatte. Ich hoffe und denke, dass ich das Thema und mein Anliegen einigermaßen verständlich vermitteln konnte und die Dringlichkeit klarmachen konnte. Allerdings glaube ich auch, dass so eine Anhörung eher eine Pro-Forma-Bürgerbeteiligung ist, da sie häufig zu nichts führt. Auch jetzt gehe ich davon aus, dass die Bundesregierung nur den vor etwa einer Woche vorgestellten, meiner Überzeugung nach nicht ausreichenden Verordnungsentwurf beschließen wird. Allerdings nutzen viele Abgeordnete so einen Anlass, um die Wichtigkeit von Partizipation hervorzuheben – in der Tat sind auch einige in Berlin auf mich zugekommen und wollen weiter in Kontakt bleiben.
*Die Bezeichnung Digital Native steht für Personen, die mit digitalen Technologien wie Computern, dem Internet, Mobiltelefonen und MP3-Player aufgewachsen sind.