Mit dem neuen Gebäude für das Interfakultäre Institut für Biochemie (IFIB) ist ein weiterer großer Forschungsbau auf dem Campus Morgenstelle an die Universität Tübingen übergeben worden. Der Neubau für das IFIB wurde direkt an das Zentrum für Molekularbiologie der Pflanzen (ZMBP) angesetzt. Als zweiter Bauabschnitt schließt er U-förmig um einen Innenhof ans ZMBP an. Der so entstandene Gebäudekomplex grenzt den neuen Campusplatz nach Osten ab. Die Arbeitsgruppen des IFIB sind bereits im Sommer letzten Jahres in den Neubau eingezogen. Die offizielle Einweihung war pandemiebedingt verschoben worden und wurde am 16. April 2021 per Livestream übertragen.
Staatssekretärin Gisela Splett vom Finanzministerium des Landes und der Amtschef des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst, Ministerialdirektor Ulrich Steinbach, hielten anlässlich der Übergabe kurze Ansprachen. „Mit den neuen Laboren, Büros, Besprechungs-, Seminar- und Computerräumen sowie Hörsälen konnten wir die räumliche Unterbringung klar optimieren,“ so Splett. Der Rektor der Universität Tübingen, Professor Dr. Bernd Engler, skizzierte in seinem Grußwort die Entwicklung der Standorte der Tübinger Biochemie – von der ehemaligen Küche in Schloss Hohentübingen, die im frühen 19. Jahrhundert zum ersten biochemischen Labor umfunktioniert worden war, über die Unterbringung in der Gmelinstraße und zuletzt auf dem Schnarrenberg. „Mit dem neuen IFIB haben wir ein neues Kapitel der Tübinger Biochemie eröffnet“, so Engler. „Wir schaffen optimale Lehr-, Forschungs- und Lernbedingungen bei einem unserer wissenschaftlichen Flagschiffe.“ Schließlich sei die Biochemie in gleich zwei Exzellenzclustern involviert. Am neuen Standort sei nun die optimale Vernetzung mit den anderen Naturwissenschaften gegeben.
Wie das Anfang April eingeweihte Geo- und Umweltforschungszentrum (GUZ) trägt nun auch das IFIB zur Konzentration der Naturwissenschaften auf dem Campus Morgenstelle bei, die eine verbesserte Infrastruktur für fächerübergreifende Forschung schafft. Die räumliche Nähe ermöglicht eine gemeinsame Nutzung von Hörsälen, Seminarräumen und Werkstätten. Synergieeffekte gibt es auch bei hochspezialisierten Einrichtungen wie etwa der Mikroskopie, Fotolaboren und Lagern für Gasflaschen und Stickstoff.
Das IFIB-Gebäude besteht aus sieben Etagen; etwa die Hälfte der 5.300 Quadratmeter Fläche des Neubaus wird für Labore genutzt, die im Mittelblock liegen. Dieser Laborbereich ist jeweils in ein Großlabor mit abgetrennter Dokumentationszone, einem Nassbereich und direkt angegliederten Sonderräumen und Speziallaboren untergliedert, zum Beispiel für die Unterbringung von Zellkulturen und Röntgengeräten, Geräteräume, Kühl- und Wärmeräume oder Räume für die Massenspektrometrie. Auf der Ost- und Westseite sind jeweils Büroräume untergebracht. Auch die Lehrräume wie Besprechungs- und Seminarräume, PC-Pools, Mikroskopie-Kursraum und Hörsaal sind auf der Westseite zu finden. Sie liegen in unmittelbarer Nähe zum Campusplatz sowie dem Hörsaalzentrum und sind so für den Publikumsverkehr direkt erreichbar.
Beim Neubau wurde viel Wert auf die Energieeffizienz gelegt: Das Lüftungssystem ist mit einer Wärmerückgewinnung ausgestattet. Rückkühlwerke auf dem Dach tragen mit Verdunstungskühlung zur energieeffizienten Erzeugung der benötigten Kälte bei.
Der Neubau für das IFIB war nötig geworden, weil sich eine Sanierung des mehr als 50 Jahre alten Bestandsgebäudes auf dem Tübinger Schnarrenberg als nicht wirtschaftlich erwiesen hatte. Beginn der Bauarbeiten war Anfang 2016. Die Gesamtbaukosten in Höhe von 43,3 Millionen Euro wurden vom Land Baden-Württemberg getragen.
Tina Schäfer