Seit 2019 untersucht ein Projekt des Sonderforschungsbereichs 1391 „Andere Ästhetik“ mittelalterliche Personifikationen in der Literatur und der Kunst. Die Projektverantwortlichen Sandra Linden aus der Germanistik und Daniela Wagner aus der Kunstgeschichte wollen anhand der Gestaltung der Figuren verstehen, wie im Mittelalter Vorstellungen, Ideen und komplexe Sachverhalte anschaulich vermittelt wurden. In einer digitalen Ausstellung wird die Arbeit des Projekts nun der Öffentlichkeit präsentiert.
Personifikationen sind Verkörperungen von abstrakten Dingen, also etwa von Gefühlen wie Liebe und Hass oder auch von Ideen wie Vergänglichkeit und Tod. Aber auch weniger Abstraktes kann personifiziert werden, wenn ihm eine Stimme und die Fähigkeit zu handeln verliehen wird, solche Beispiele finden sich auch in unserem Alltag, etwa wenn wir sagen, „die Kälte hat das Land im Griff“, oder wenn ein Corona-Virus mit grimmigem Gesicht dargestellt wird. Auch im Mittelalter war die (bild)rhetorische Figur der Personifikation ein beliebtes Mittel, um Abstraktes zu veranschaulichen und einen Bezug zum Leben der Menschen herzustellen.