Nach zwei Jahren Corona-Pause finden in diesem Jahr die Internationalen Sommerkurse an der Universität Tübingen wieder in Präsenz statt. Was hat sich während der Pandemie geändert, und wie sieht der Neustart aus?
Die Sommerkurse 2020 mussten komplett ausfallen und letztes Jahr haben wir mit ziemlichem Aufwand zumindest ein reines Onlineangebot auf die Beine stellen können. Umso mehr freuen wir uns, dass wir in diesem Jahr wieder ein richtig tolles Präsenzprogramm hier in Tübingen anbieten können. Mein Team und ich haben den Neustart sorgfältig vorbereitet. Alle sind froh, dass wir unsere Gäste wieder vor Ort haben – nicht zuletzt, da wir letztes Jahr gesehen haben, welche Herausforderung es darstellt, interkulturellen Austausch ausschließlich online zu organisieren. Das fängt bei der Auswahl der Tools und der Schulung des Personals an und reicht bis zur Gestaltung des Programms. Denn für alle Seiten – Dozentinnen und Dozenten auf der einen sowie Teilnehmende auf der anderen Seite – ist es deutlich anstrengender, den ganzen Tag vor dem Computer zu sitzen.
Nichtsdestotrotz waren die 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmer des vergangenen Jahres zufrieden mit den Onlinekursen. Und wir werden die gesammelten Erfahrungen nutzen, um einzelne Elemente weiterzuführen. Zudem haben wir sehr viel digitalisiert: Vor der Pandemie hatten wir eine umfangreiche gedruckte Kursbroschüre, und die Teilnehmer haben vor Beginn der Sprachkurse einen Einstufungstest auf Papier abgelegt. Beides wird nun digital angeboten, und die Broschüre haben wir deutlich abgespeckt.
Wie ist die Resonanz in diesem Jahr?
Wir sind von der Nachfrage nach unseren Kursen überwältigt. Früher hatten wir jedes Jahr etwa 180 Gäste in zwölf Klassen. Da wir nicht einschätzen konnten, wie die Situation in diesem Sommer sein würde, haben wir mit 135 Plätzen in neun Klassen geplant. Wir waren überrascht, wie schnell die Kurse ausgebucht waren. Offensichtlich besteht auch bei den Studierenden eine große Lust an der persönlichen Begegnung.
Die Struktur der Herkunftsländer der Teilnehmenden hat sich etwas verändert: Die größte Gruppe kommt nun aus den USA, während wir deutlich weniger Studierende aus China, Japan und Russland haben. Insgesamt begrüßen wir in diesem Jahr Gäste aus 41 verschiedenen Nationen. Einige davon konnten wir über baden-württembergische Städtepartnerschaften im Ausland gewinnen, während der Großteil nach wie vor über Partneruniversitäten oder den Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) zu uns kommt.
Wie haben Sie sich auf mögliche Corona-Fälle vorbereitet?
Mit dem aktuellen Stand der Vorbereitungen bin ich sehr zuversichtlich, dass wir das Programm gestemmt bekommen. Letztendlich hängt aber natürlich alles davon ab, ob nicht doch noch die eine oder andere Dozentin ausfällt. Für den Fall, dass Teilnehmer während ihres Aufenthalts an Corona erkranken und sich in Quarantäne begeben müssen, müssen wir vorsorgen. Unser Plan ist es, sie soweit wie möglich digital am Unterricht teilhaben zu lassen.
Das Interview führte Volker Kurz