Die Pandemie, die meine lombardische Heimatstadt Lodi schwer traf, gab mir jedoch viel Zeit, um alte Kontakte aufleben zu lassen, von Reisen zu träumen und diese auch zu planen. Ich entschied mich, ein Wiedersehen mit meinen ehemaligen Studienfreund*innen zu organisieren und meine kleine Tübinger Welt wieder aufleben zu lassen. Viele meiner ehemaligen Mitstudierenden lebten in Deutschland oder der Schweiz und sagten einem Treffen begeistert zu. Als ich zum geplanten Treffen in Tübingen ankam, war ich glücklich wie ein Honigkuchenpferd. Direkt nach meiner Ankunft begann ich mein Spiel „Finden wir die Unterschiede!“ Ich stellte fest: Nicht nur die Naldo-Busse gab es noch, sondern auch die Neckarbrücke, die Neckarinsel, die Stocherkähne, den Hölderlinturm, den Neckarmüller, das Unckel, das Café Lieb, die Eisdiele La Dolce Vita, die Manufaktur, sogar die Bekleidungsgeschäfte waren noch da. Jedes Mal, wenn ich sah, dass etwas gleichgeblieben war, war ich sehr froh. Trotz der Pandemie, trotz der vielen Jahre: Meine Universitätsstadt Tübingen hatte sich nicht grundlegend verändert und das Einzige, das fehlte, war ich. Das gab mir ein gutes Gefühl, ein Gefühl von Stabilität. Da unser Treffen erst für Sonntag geplant war, verbrachte ich Freitag und Samstag damit, in Läden zu stöbern, den neuen Botanischen Garten zu besuchen und eine Freundin zu treffen, die in Tübingen geblieben war. Sonntagmorgen besuchte ich noch die Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät in der Mohlstraße und die Universitätsbibliothek in der Wilhelmsstraße. Die „UB“ ist riesig und sehr modern und hat bis 22.00 Uhr geöffnet. Als Studentin habe ich hier sehr viel Zeit verbracht.
Wenig später kamen die ersten alten Freund*innen in Tübingen an und es gab es ein großes Wiedersehen! Selbstverständlich haben wir etwas Schwäbisches gegessen. Danach machten wir eine Tour durch den alten botanischen Garten, das Schloss und genossen den Blick auf die Stadt vom Schulberg. Auf den ersten Blick scheint Tübingen eine kleine Stadt zu sein und dennoch: Obwohl ich etwa zwei Jahre dort verbrachte, gibt es immer noch viele Orte zu entdecken.
Drei Tage lang fühlte ich mich wie Marty McFly aus „Zurück in die Zukunft“ in seiner Zeitmaschine! Am Tag meiner Abreise verabschiedete ich mich ein weiteres Mal von Tübingen – dieses Mal jedoch mit einem lachenden und einem weinenden Auge!
- Annalisa Ziliani