Fragen schulischer Bildung sind zunehmend Gegenstand der öffentlichen Diskussion, aber auch Anlass für vermehrte Anstrengungen in der erziehungswissenschaftlichen Forschung sowie in der Lehrerbildung: Als eine der größten Herausforderungen schulischen Lehrens und Lernens in Theorie und Praxis wird dabei der Umgang mit Heterogenität begriffen: Wie kann Unterricht gestaltet werden, um verschiedenen Lernenden unterschiedlicher Herkunft, unterschiedlichen Geschlechts oder besonderer Interessen und Voraussetzungen gerecht zu werden? Wie kann die Einzelschule auf dem Weg zur Inklusion von Kindern beispielsweise mit Lernschwierigkeiten unterstützt werden? Wie könnte unser Schulsystem mit Blick auf zukünftige gesellschaftliche Anforderungen aussehen? Antworten auf die Herausforderung „Heterogenität“ sind gewiss nicht leicht zu erhalten. Und nicht ohne Grund wird der Umgang mit Heterogenität von den Akteuren des Schulsystems nicht nur als Bereicherung, sondern immer wieder auch als Belastung empfunden.
Weniger prominent in der derzeitigen schulpädagogischen Diskussion ist der Begriff Qualität. Dabei ist im Bereich der Forschung unstrittig, dass viele Fragen der Praxis, beispielsweise nach der „richtigen“ Methode, der geeigneten Rückmeldung oder der „guten“ Organisation von Lernprozessen letztlich nur mit Blick auf die jeweils vorhandene bzw. praktizierte Qualität in Schule und Unterricht beantwortet werden können. Zumeist entscheiden sich Fragen wie die genannten nämlich nicht über leicht zugängliche und unmittelbar zu erfassende methodische Elemente, sondern vielmehr über die Qualität der darunter liegenden Prozesse. Es erscheint wichtig, den Blick der Praxis für diese Tiefenstruktur zu öffnen, statt bei der Frage nach der „besten“ Methode zu verharren. So ist es möglich, vorschnellen und letztlich wenig hilfreichen Entscheidungen begründet und begründend entgegen zu treten und neue Sichtweisen auf vorhandene Fragestellungen zu gewinnen. Beide Begriffe, Qualität und Heterogenität, lassen sich somit gut aufeinander beziehen: So wie Qualität in Schule und Unterricht einen kompetenten Umgang mit Heterogenität voraussetzt, so stellt sich bei der Frage nach dem Umgang mit Heterogenität immer auch die Frage nach der Qualität.
Beide Themen stehen Ende März bei der Tagung „Qualität und Heterogenität: Herausforderungen und Perspektiven für Schule und Unterricht“ in Tübingen im Mittelpunkt. Veranstaltet wird die Tagung von der Abteilung Schulpädagogik und der Forschungsstelle Schulpädagogik des Instituts für Erziehungswissenschaft der Universität Tübingen.
Thorsten Bohl und Britta Kohler
5. Tübinger Tagung Schulpädagogik„Qualität und Heterogenität: Herausforderungen und Perspektiven für Schule und Unterricht“ Forschungsschwerpunkt Bildungsforschung an der Universität TübingenFür Politik, Wissenschaft und Gesellschaft stellt die Bildungsforschung ein hoch relevantes Thema dar, an dessen Erforschung in Tübingen nicht nur das Institut für Erziehungswissenschaft – mit den fünf Abteilungen Allgemeine Pädagogik, Schulpädagogik, Sozialpädagogik, Erwachsenenbildung/ Weiterbildung sowie Empirische Bildungsforschung und Pädagogische Psychologie – beteiligt ist, sondern auch das Institut für Soziologie und das außeruniversitäre Institut für Wissensmedien.
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