In der Ehrenurkunde, die Professor Dr. Bernd Engler im Anschluss an die Laudatio überreichte, heißt es, Käßmann werbe für Toleranz, ein friedliches Miteinander und setze sich für sozial Benachteiligte ein. Sie habe sich in den vergangenen Jahrzehnten um die Förderung der Ökumene und des Dialogs zwischen Christen und Muslimen verdient gemacht. Aus diesem Grund habe der Senat der Universität beschlossen, sie mit der Würde einer Ehrensenatorin auszuzeichnen.
Ihre Festrede begann die neue Ehrensenatorin mit einem unterhaltsamen Rückblick auf ihre Studienzeit in Tübingen. Diese ersten vier Semester seien für sie wertvolle und fruchtbare Lehrjahre gewesen. In ihrem Vortrag mit dem Titel „Reformation und Politik“ stellte sie den Einfluss der Reformatoren auf die Staatsordnung dar. Die Reformation sei ein Ereignis von Weltrang, das nicht nur kirchliche sondern auch politische Relevanz erlangt habe. Das Ziel Luthers sei es gewesen, das Gewissen an der Bibel und an der Vernunft zu schärfen und damit jeglichem Fundamentalismus Einhalt zu gebieten. Das Credo der Reformisten, dass jeder Mensch in Glaubens- und Gewissensfragen frei sei, habe sich bis heute erhalten. Der Protestantismus sei ein Verfechter von Demokratie, Meinungsfreiheit, Redefreiheit und Religionsfreiheit und verschreibe sich der lutherischen Tradition, auch zu komplexen politischen Fragen Stellung zu nehmen.