Uni-Tübingen

Newsletter Uni Tübingen aktuell Nr. 4/2014: Forum

Ehrensenatorenwürde für Margot Käßmann

Kämpferin für Ökumene und den Dialog zwischen Christen und Muslimen

Im Rahmen des Dies Universitatis hat die Universität Tübingen Mitte Oktober die Ehrensenatorenwürde an die Theologin Professorin Dr. Dr. h. c. Margot Käßmann verliehen. Während des öffentlichen Festaktes im voll besetzten Festsaal überreichte Rektor Professor Dr. Bernd Engler die Urkunde und Ehrenmedaille an die Botschafterin des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland für das Reformationsjubiläum 2017.

Nach einer musikalischen Einstimmung durch die Camerata vocalis der Universität Tübingen unter Leitung des Musikdirektors Philipp Amelung und einem einleitenden Grußwort von Rektor Professor Dr. Bernd Engler hielt Professor Dr. Dres. h. c. Christoph Markschies eine eloquente Laudatio auf die Geehrte. Käßmann sei es gelungen, „grundlegende theologische Einsichten einer großen Zahl von Menschen höchst eindrücklich zu vermitteln“, sagte der Theologe und Professor für Ältere Kirchengeschichte an der Humboldt-Universität Berlin. Ihr Engagement erinnere an die „lebenspraktische, seelsorgerliche Dimension“ der Theologie.

In der Ehrenurkunde, die Professor Dr. Bernd Engler im Anschluss an die Laudatio überreichte, heißt es, Käßmann werbe für Toleranz, ein friedliches Miteinander und setze sich für sozial Benachteiligte ein. Sie habe sich in den vergangenen Jahrzehnten um die Förderung der Ökumene und des Dialogs zwischen Christen und Muslimen verdient gemacht. Aus diesem Grund habe der Senat der Universität beschlossen, sie mit der Würde einer Ehrensenatorin auszuzeichnen.

Ihre Festrede begann die neue Ehrensenatorin mit einem unterhaltsamen Rückblick auf ihre Studienzeit in Tübingen. Diese ersten vier Semester seien für sie wertvolle und fruchtbare Lehrjahre gewesen. In ihrem Vortrag mit dem Titel „Reformation und Politik“ stellte sie den Einfluss der Reformatoren auf die Staatsordnung dar. Die Reformation sei ein Ereignis von Weltrang, das nicht nur kirchliche sondern auch politische Relevanz erlangt habe. Das Ziel Luthers sei es gewesen, das Gewissen an der Bibel und an der Vernunft zu schärfen und damit jeglichem Fundamentalismus Einhalt zu gebieten. Das Credo der Reformisten, dass jeder Mensch in Glaubens- und Gewissensfragen frei sei, habe sich bis heute erhalten. Der Protestantismus sei ein Verfechter von Demokratie, Meinungsfreiheit, Redefreiheit und Religionsfreiheit und verschreibe sich der lutherischen Tradition, auch zu komplexen politischen Fragen Stellung zu nehmen.

Die Universität Tübingen verleiht die Ehrensenatorenwürde an Persönlichkeiten, die sich um Wissenschaft, Forschung, Kunst, Kultur und gesellschaftliche Verständigung verdient gemacht haben. Sie würdigt damit auch besonderes Engagement für die Universität. Aktuell hat die Universität Tübingen zwei Ehrensenatorinnen und 31 Ehrensenatoren.

Sandra Rössler