Uni-Tübingen

Newsletter Uni Tübingen aktuell Nr. 2/2015: Forschung

Per pedes: Tübinger Förderpreis für Ältere Urgeschichte und Quartärökologie

Was uns Füße verraten – Der Paläontologe Dr. Adrián Pablos erhält den 17. Tübinger Förderpreis für Ältere Urgeschichte und Quartärökologie

Sie tragen uns durchs Leben und werden von uns dennoch kaum beachtet: unsere Füße. Der Biologe und Paläontologe Dr. Adrián Pablos von der Universidad de Alcalá in Madrid hat sie hingegen fest im Blick. Er widmete seine Dissertation der Erforschung der Morphologie des menschlichen Fußes seit der Eiszeit. Für seine Leistung bekam er Anfang Februar den 17. Tübinger Förderpreis für Ältere Urgeschichte und Quartärökologie des Instituts für Ur- und Frühgeschichte und Archäologie der Universität Tübingen überreicht. Es handelt sich um die höchstdotierte Auszeichnung im Bereich Archäologie. Das Preisgeld von 5000 Euro wird von der Romina Mineralbrunnen GmbH gestiftet. Ziel ist es, Nachwuchsforscher in den Fokus zu rücken.

Die Forschungsobjekte des Spaniers Pablos stammen aus der Sierra de Atapuerca in Nordspanien. Die Ausgrabungsstätte, in der menschliche Knochenfragmente, tierische Überreste sowie Werkzeuge aus einer Zeitspanne von der Eiszeit bis zum Mittelalter gefunden wurden, ist ein echter Glücksfall für die Paläontologie. Auch der mit seinen 1,2 Millionen Jahren bisher älteste Europäer lag dort verborgen. Die ungewöhnliche Anhäufung erklären sich Forscher dadurch, dass sich schon damals bei Sierra de Atapuerca mehrere wichtige Wege gekreuzt haben sollen. Auch eine der wichtigsten Römerstraßen führte später dort entlang. Außerdem weist die Gegend mehrere Höhlen auf, in denen Menschen schon immer Schutz suchten.

Pablos Studie bezieht sich hauptsächlich auf Funde, die bis zu 800.000 Jahre alt sind. Der 36-Jährige beschrieb und verglich dafür rund 500 Fußknochen – Objekte, denen in der Erforschung der menschlichen Entwicklung bisher wenig Beachtung zukam. Aus seinen Daten ließen sich Rückschlüsse auf Geschlecht, Körpergröße, Art der Fortbewegung und Statur ziehen. Damit habe er Vergleichsgrößen für die spätere Forschung geschaffen, betonte Prof. Dr. Katerina Harvati-Papatheodorou vom Senckenberg Centre for Human Evolution and Palaeoenvironment (HEP) in ihrer Laudatio.

Der Großteil der Überreste gehörte zu jungen Erwachsenen. Bis auf eine Ausnahme waren ihre Füße komplett gesund. Ihre Länge ist mit modernen Exemplaren vergleichbar. Was sich aber deutlich unterscheidet: „Die Füße und die gesamte Statur waren breiter und robuster als heute“, stellte Pablos fest. Er ist der erste spanische Forscher, der mit dem Tübinger Förderpreis für Ältere Urgeschichte und Quartärökologie ausgezeichnet wurde.

Mareike Manzke