Uni-Tübingen

Newsletter Uni Tübingen aktuell Nr. 2/2015 – 04.05.2015

Editorial

Liebe Leserinnen,
liebe Leser,

die deutschen Universitäten warten auf klare Signale zur Zukunft der Exzellenzinitiative. Noch ist offen, wie es mit den bisherigen Förderlinien für Graduiertenschulen, Exzellenzcluster und Zukunftskonzepte nach 2017 weiter geht. Offen ist auch, was aus den zahlreichen mit Exzellenzmitteln geförderten Initiativen zur Nachwuchsförderung, Internationalisierung sowie zum Aufbau neuer Forschungsfelder werden wird. Zahlreiche Projekte haben neue und Erfolg versprechende Forschungsfelder an der Universität Tübingen etabliert und auch wichtige Akzente in der Lehre gesetzt. Es wäre katastrophal, würden diese so überaus positiven Impulse ab 2018 wieder versiegen.


Derzeit werden zahlreiche Konzepte diskutiert, die teils aus dem politischen Raum stammen, teils in Wissenschaftsorganisationen entstanden sind. Maßgeblich dürften auch die Ergebnisse der so genannten Imboden-Kommission sein, die momentan die Ergebnisse der Exzellenzinitiative evaluiert und der Politik Anfang 2016 Empfehlungen vorlegen soll. Immerhin haben sich die Berliner Regierungsparteien inzwischen bereit erklärt, von 2018 bis 2028 jährlich 400 Millionen Euro für die Fortsetzung der Exzellenzinitiative bereitzustellen. Dazu kommen weitere 100 Millionen Euro für die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Wie das Geld genau eingesetzt werden soll, ist allerdings noch völlig offen.


Als bestürzend empfinde ich in der öffentlichen Debatte die Mutlosigkeit, mit der sie geführt wird. Da wird vorab bereits die Förderlinie der Zukunftskonzepte für gescheitert erklärt. Da wird geraunt, Deutschland werde mit seinen Universitäten niemals in die Weltspitze vorstoßen oder könne perspektivisch allenfalls mit einer Handvoll Universitäten in die Gruppe der 50 besten Hochschulen aufsteigen. Also wird nun wieder einer Stärkung der „Breite“ das Wort geredet.


Zweifellos spielen viele Akteure – darunter auch Universitäten, die sich stärker der Lehre verpflichtet sehen, und die Hochschulen für Angewandte Wissenschaft, die im Wechselspiel mit der Wirtschaft zu einem Motor der regionalen Entwicklung werden können – im System der tertiären Bildung eine ganz wesentliche Rolle. Aber der ursprüngliche Gedanke der Exzellenzinitiative war doch ein anderer und er war weder abgehoben noch jenseitig. Wenn Deutschland eine der führenden Wirtschaftsmächte der Welt bleiben will, werden wir auf exzellente Spitzenforschung nicht verzichten können. Und es spricht vieles dafür, sich hier nicht nur auf vier oder fünf große Standorte zu konzentrieren.


In den USA finden sich Dutzende exzellente Forschungsuniversitäten eben nicht nur in New York oder Los Angeles, sondern überall im Land. Und wer die deutsche Geschichte betrachtet, wird feststellen, dass der Aufstieg Deutschlands zur bedeutendsten Volkswirtschaft Europas in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts Hand in Hand ging mit einer beispiellosen Erfolgsgeschichte der deutschen Universitäten; Universitäten, die damals auch international das Maß aller Dinge und oft abseits der Metropolen angesiedelt waren.


Die Universität Tübingen steht zum bisherigen Konzept der Exzellenzinitiative und plädiert für eine Fortsetzung. Deutschland braucht exzellente Universitäten. Hier sollte die Politik ihre Förderung auch künftig konzentrieren.

Professor Dr. Bernd Engler
Rektor

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Forschung

Kooperationsprogramm mit Schulen aus der Region

Die Exzellenz-Graduiertenschule LEAD der Universität Tübingen hat das Kooperationsprogramm „Wissenschaft und Schule“ ins Leben gerufen. Hintergrund ist, dass immer wieder Studienanfragen an Schulen abgelehnt werden, weil die Schulleitungen und Lehrkräfte den Mehraufwand fürchten oder schlechte Erfahrungen mit vorangegangenen Untersuchungen gemacht haben. Will man jedoch verlässliche Grundlagen für evidenzbasierte Entscheidungen in der Bildungspolitik und Bildungspraxis schaffen, sind Studien an Schulen unerlässlich. Im Rahmen des Kooperationsprogramms ermöglicht die Partnerschule die regelmäßige Durchführung von Studien und bekommt im Gegenzug die Garantie, dass dabei hohe Qualitätsstandards eingehalten und Ergebnisse zeitnah rückgemeldet werden. [mehr]

Soziale Medien im Sport: Die persönliche Nähe ist Trumpf

Dr. Christoph G. Grimmer analysierte in seiner Dissertation das Verhältnis von Pressesprechern und Journalisten in der Fußball-Bundesliga. Seit März 2013 lehrt und forscht er am Tübinger Institut für Sportwissenschaft im Arbeitsbereich Sportökonomik, Sportmanagement und Sportpublizistik. In diesem Jahr ist er außerdem Hauptorganisator des „Social Media and Sports Day“, der am 29. Mai am Institut für Sportwissenschaft mit Vorträgen und Workshops zum Thema soziale Medien und deren Bedeutung für den Sport stattfindet. Maximilian von Platen hat ihn für „Uni Tübingen aktuell“ interviewt. [mehr]

Universität und Universitätsklinikum Tübingen gründen Zentrum für Personalisierte Medizin

Die Medizinische Fakultät und das Universitätsklinikum Tübingen haben im Februar ein Zentrum für Personalisierte Medizin (ZPM) gegründet. Ziel des neuen Zentrums ist es, Tübingen als einen der bundesweit führenden Standorte bei der Erforschung individueller Krankheitsursachen sowie der Entwicklung und Erprobung individualisierter Therapien zu etablieren. [mehr]

Die Verwandlung des Fremden

Vom 6. bis 10. Mai 2015 veranstaltet das Slavische Seminar der Universität Tübingen im Rahmen der Forschungsprojekte „TransStar Europa“ und „Übersetzungswürfel“ ein Literaturfestival: An fünf aufeinanderfolgenden Tagen wird literarisches Übersetzen analytisch, künstlerisch und interaktiv in Szene gesetzt. Das Improtheater Action und Drama aus Leipzig zeigt, welchen Mühen sich Übersetzer tagtäglich unterziehen, wenn sie Unverständliches, Unübersetzbares und vieles mehr in eine andere Sprache bringen wollen und wie sie dabei scheitern. Zum Abschluss präsentieren Stipendiatinnen und Stipendiaten des TransStar-Projekts ihre künstlerischen und übersetzerischen Arbeiten in der Veranstaltung „Die Kunst der literarischen Übersetzung“ im Stadtmuseum. [mehr]

Wie anpassungsfähig sind Pflanzen bei extremen Klimaschwankungen?

Humboldt-Stipendiat Dr. Johannes „Niek“ Scheepens erforscht zwei Jahre lang am Institut für Evolution und Ökologie der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät die Widerstandsfähigkeit der Pflanzen gegen ein variables Klima. [mehr]

Per pedes: Tübinger Förderpreis für Ältere Urgeschichte und Quartärökologie

Zum 17. Mal hat das Institut für Ur- und Frühgeschichte und Archäologie den Tübinger Förderpreis für Ältere Urgeschichte und Quartärökologie verliehen. Ausgezeichnet wurde der Paläontologe Dr. Adrián Pablos von der Universidad de Alcalá in Madrid für seine Erforschung der Morphologie des menschlichen Fußes seit der Eiszeit. [mehr]

Ressourcen von der Geburt bis zum Tod

Was macht Pflanzen zu Heilpflanzen? Ist Reis nur ein Lebensmittel? Die Ethnologen Justus Weiß und Heribert Beckmann im Sonderforschungsbereich 1070 „RessourcenKulturen“ untersuchen in Südost-Indien die Bedeutung verschiedener Pflanzen für die Gesellschaft. Modernere Entwicklungen wie die Schulmedizin und die Grüne Revolution machen der traditionellen Nutzung Konkurrenz, erweisen sich aber nicht immer als besser. [mehr]

Studium und Lehre

Ehrenamt trifft auf Universität

Studieren und Ehrenamt – das sind zwei Dinge, die normalerweise nicht viel miteinander zu tun haben. Doch seit einigen Jahren gibt es an der Universität Tübingen Service Learning-Seminare. Sie kombinieren Wissenschaft mit gemeinnützigem bürgerschaftlichen Engagement. [mehr]

Ich plus eins: Studieren mit Kind

Die Studentinnen Anna und Franziska sind beide alleinerziehend, eine „Zwei-Kopf-Familie“, wie die Medizinstudentin Franziska es liebevoll nennt. Das erfordert vor allem viel Organisationstalent. Unterstützung bietet dabei das Familienbüro der Universität Tübingen. [mehr]

Uni intern

Campus-Management der nächsten Generation startet

Die Erneuerung des Campus-Management-Systems an der Universität Tübingen startet. Das Rektorat hat dem von Beteiligten aus allen Bereichen der Universität entwickelten Konzept zugestimmt, in einem Zeithorizont von fünf Jahren das bisherige „Campus-Portal“ technisch, funktional und organisatorisch vollständig zu erneuern. Die Universität kommt damit den inzwischen deutlich gestiegenen Anforderungen an ein modernes Campus-Management nach. [mehr]

Alumni Tübingen

Mit der notwendigen Prise Humor

Der Kabarettist Philipp Weber studierte bis 2003 Biologie und Chemie an der Universität Tübingen. Durch sein breites Repertoire von bissiger Satire bis zu skurriler Komik gehört er zu den wenigen deutschen Kabarettisten, die sowohl im „Scheibenwischer“ als auch im „Quatsch Comedy Club“ im deutschen Fernsehen zu sehen sind. 2010 erhielt er mit seinem Kabaretttrio „Erstes Deutsches Zwangsensemble“ den Deutschen Kleinkunstpreis. Mareike Manzke hat ihn für „Uni Tübingen aktuell“ interviewt. [mehr]

Alumni-Tag 2015

In den vergangenen Jahren hat sich der Alumni-Tag der Universität Tübingen als Plattform für den Kontakt zwischen den Alumni untereinander, aber auch für den Kontakt der Alumni mit ihrer Alma Mater selbst etabliert. In diesem Jahr findet der Alumni-Tag für die Ehemaligen der Universität Tübingen am 11. Juli 2015 statt. [mehr]

Leute

Neuer Ehrensenator: der Soziologe Karl Ulrich Mayer im Interview

Er gilt als einer der bedeutendsten Soziologen weltweit: Professor Dr. Dr. h.c. Karl Ulrich Mayer erhält am 8. Mai die Ehrensenatorenwürde der Universität Tübingen. Mayer ist Mitbegründer der soziologischen Lebensverlaufsforschung, insbesondere mit seiner groß angelegten quantitativen Erhebung von Ausbildungs- und Berufskarrieren sowie Wohn- und Familienverhältnissen der Geburtsjahrgänge 1919-1971 in West- und Ostdeutschland, mit der er neue Standards in der Erforschung von sozialer Mobilität setzte. Von 1983 bis 2005 war er am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin tätig, als Direktor sowie Leiter des Forschungsbereiches „Bildung, Arbeit und gesellschaftliche Entwicklung“. 2003 nahm er einen Ruf der Yale-Universität an, von 2010 bis 2014 war er Präsident der Leibniz-Gemeinschaft. Maximilian von Platen hat Karl Ulrich Mayer für „Uni Tübingen aktuell“ zur aktuellen Situation des Forschungsstandorts Deutschland und auch zu seiner Studienzeit in Tübingen interviewt. [mehr]

Pionier der Computergrafik und Gründervater der Tübinger Informatik

Zum Tode von Professor Dr.-Ing. Dr.-Ing. E. h. Wolfgang Straßer ein Nachruf von Wolfgang Rosenstiel und Andreas Schilling [mehr]

Nestor der Sportwissenschaft und langjähriger Leiter des Sportinstituts

Zum Tode von Professor Dr. Ommo Grupe ein Nachruf von den Kolleginnen und Kollegen des Instituts für Sportwissenschaft [mehr]

Denker im Geiste Platons

Zum Tod von Professor Dr. Hans Krämer ein Nachruf von Jürgen Leonhardt [mehr]

Personalnachrichten (Rufe, Ehrungen, Jubiläen)

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Termine und Veranstaltungen

TÜFFF 2015

Das „Tübinger Fenster für Forschung (TÜFFF)“ bietet am 8. Mai ab 15 Uhr im Hörsaalzentrum der Naturwissenschaften auf der Morgenstelle allgemein verständliche und interaktive Einblicke in die Spitzenforschung von Universität Tübingen, Universitätsklinikum und außeruniversitären Forschungsinstituten. [mehr]

Was die digitale Evolution mit unserer Individualität und Freiheit macht

Die Chefredakteurin der WirtschaftsWoche Prof. Dr. Miriam Meckel wird Gastrednerin der 12. Tübinger Mediendozentur an der Universität Tübingen am 18. Juni 2015 sein. Sie spricht zum Thema „Der berechenbare Mensch – was die digitale Evolution mit unserer Individualität und Freiheit macht.“ Die Tübinger Mediendozentur wurde 2003 von der Universität und dem SWR per Kooperationsvereinbarung gegründet. Die bisherigen Gastredner waren unter anderem Claus Kleber, Frank Plasberg, Maybrit Illner, Giovanni di Lorenzo, Alice Schwarzer, Frank Schirrmacher, Mathias Döpfner und Hans Leyendecker. [mehr]

Leopold Lucas-Preis für Kulturwissenschaftlerin und Koran-Expertin Angelika Neuwirth

Die Kulturwissenschaftlerin Professorin Dr. Angelika Neuwirth erhält am 12. Mai den diesjährigen Dr. Leopold Lucas-Preis. Neuwirth hatte über viele Jahre den Lehrstuhl für Arabistik an der Freien Universität Berlin inne. Zu ihrem wissenschaftlichen Werk gehören grundlegende Beiträge zum Koran und zur Koranexegese, die Analyse moderner arabischer Literatur der Levante und die Erforschung der palästinischen Dichtung und der Literatur des israelisch-palästinensischen Konflikts. Durch ihre vielfältigen Kontakte genießt sie höchste internationale Reputation und trägt aktiv zum Dialog zwischen Islam, Judentum und Christentum bei. [mehr]

Die nächste Kinder-Uni-Vorlesungsreihe startet im am 12. Mai

2. Tübinger Fenster für Forschung (TÜFFF) – Kinder-Uni – Kinder-Uni-Forschertag – Alumni-Tag – Sommeruniversität [mehr]

Forum

Neues aus der Universitätsbibliothek

Seit 1. April gehört das Universitätsarchiv organisatorisch wieder zur Universitätsbibliothek (UB). Mitte der 60er Jahre war es ausgegliedert worden und unterstand seitdem direkt dem Rektorat. Außerdem vermeldet die UB mehrere infrastrukturelle Neuerungen: Rückgabestationen erleichtern die Abgabe ausgeliehener Bücher, zwei Multitouchtische können ab sofort für Gruppenarbeiten eingesetzt werden und der „Coworking Space“ im Ammerbau wurde um Einzel- und Gruppenarbeitskabinen erweitert. [mehr]

Die Universität Tübingen im Nationalsozialismus

70 Jahre nach dem Ende der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft versucht das Museum der Universität Tübingen MUT in enger Kooperation mit dem Institut für Ethik und Geschichte der Medizin und dem Universitätsarchiv die problematische NS-Geschichte der Universität Tübingen erstmals anhand von Ausstellungen umfassend zu erhellen. Neben den Ausstellungen und dazu erscheinenden Publikationen gehören zum Jahresprogramm 2015 des MUT auch Vortrags- und Filmreihen, Sonderführungen sowie zusätzliche Begleitveranstaltungen. [mehr]