Uni-Tübingen

Newsletter Uni Tübingen aktuell Nr. 2/2017: Uni intern

Ausbildungsberuf Feinwerkmechaniker

Fingerspitzengefühl und Geduld sollte man schon mitbringen

Werkstätten für Feinwerkmechanikerinnen und Feinwerkmechaniker gibt es an der Universität einige: das Zentrum für Molekularbiologie der Pflanzen hat eine, das Pharmazeutische Institut, das Institut für Astronomie und Astrophysik, das Physikalische Institut sowie das Institut für angewandte Physik und auch das Chemische Zentralinstitut. Alle diese Werkstätten zusammen bilden aktuell elf Auszubildende aus. Drei Lehrlinge im Chemischen Zentralinstitut berichten für „Uni Tübingen aktuell“ von ihrem Ausbildungsalltag.

Eine Affinität für Maschinen ist schon eine gewisse Grundvoraussetzung, wenn man sich für die Feinwerkmechanik entscheidet: Hier werden nicht nur Maschinenbauteile hergestellt, in der Werkstatt steht auch eine unüberschaubare Zahl von Fertigungsmaschinen, die den großen Raum ganz verwinkelt erscheinen lassen. In angrenzenden Räumen sind außerdem ein Büro und Arbeitsplätze für Spezialarbeiten untergebracht, wie zum Beispiel die Schweiß- oder Schlosserwerkstatt. Die Feinwerkmechaniker am Chemischen Zentralinstitut stellen Instrumente und Hilfsmittel für die Wissenschaft her, zum Beispiel nicht auf dem Markt erhältliche Bauteile und Erweiterungen wissenschaftlicher Apparaturen, Bestandteile für Maschinen etc. Die drei Azubis Daniel Sailer, Marcel Dewenter und Robert Meinecke haben sichtlich Spaß dabei, durch „ihr Reich“ zu führen, die Maschinen zu erklären und vorzuführen und das Materiallager zu zeigen.

Der Arbeitsablauf beginnt in der Regel damit, dass eine Wissenschaftlerin oder ein Wissenschaftler ein bestimmtes Instrument für Forschungen braucht. Manchmal entwerfen die Forscher selbst eine Skizze, manchmal entwickeln sie diese zusammen mit den Feinwerkmechanikern. „Die Chemiker wissen den chemischen Teil, was sie damit machen wollen, und wir müssen das Mechanische dazu geben“, berichtet Eberhard Braun, einer der Meister in der Werkstatt. Mithilfe eines Computerprogramms wird der Entwurf in eine sogenannte Normzeichnung übertragen. Dann geht’s ans Umsetzen: Edelstahl, Teflon, PVC oder Delrin werden gesägt, gedreht, gefeilt, gebohrt, geformt oder geschweißt. Dabei helfen natürlich Maschinen, das Wenigste geschieht von Hand. Einige Drehbänke oder Bohrer müssen manuell eingestellt werden, die größeren CNC-Fräsanlagen arbeiten mit Computerprogrammen. Die Steuerung und Programmierung der Maschinen gehört genauso zur Ausbildung, wie die Reparatur und Wartung von Geräten, beispielsweise von Pumpen. Einzelne Bauteile müssen dann schon mal mit Gewalt voneinander gelöst werden, bevor sie wieder instand gesetzt werden können.

Ganz filigran muss gearbeitet werden, es geht um Bruchteile von Millimetern. Ein gutes Fingerspitzengefühl sollte man dafür schon haben, außerdem ein gewisses Verständnis für Mathematik und viel Geduld – ein hervorragendes Augenmaß entwickelt sich dann mit der Zeit von alleine. Insgesamt ist Feinwerkmechanikerin und Feinwerkmechaniker kein Beruf für den man besonders viel Kraft mitbringen muss. Trotzdem sind weibliche Auszubildende eher unterrepräsentiert. Nur zwei sind es in der Berufsschulklasse von Daniel Sailer. Diese arbeiten für die Universität und ein Max-Planck-Institut. Dabei sind die Zukunftsaussichten ziemlich gut. Feinwerkmechanikerinnen und Feinwerkmechaniker gehören in der Industrie zu den bestbezahlten Facharbeitern, berichtet Marcel Dewenter aus dem zweiten Lehrjahr. An der Universität verdiene man zwar etwas weniger, dafür sei die Arbeit dort vielfältiger. Mit einer Fortbildung zum Meister, zur Technikerin oder zur Betriebswirtin kann man die Karriereaussichten nochmal steigern. Marcel Dewenter allerdings hat andere Pläne: er möchte nach der Ausbildung Maschinenbau studieren. „Ich fand’s gut, was Praktisches zu lernen, bevor ich die Theorie mache. Und die Ausbildung zum Feinwerkmechaniker ist besonders vielseitig!“ Darin stimmen ihm die anderen beiden Azubis zu und alle drei sind sich einig, dass sie mit der Ausbildung den richtigen Weg eingeschlagen haben.

Susanne Zahn