Uni-Tübingen

Graduiertenkolleg 3105: Figurationen des Prekären im Globalen Süden

– Startet im Frühjahr 2026 –

Thematischer Fokus

Im Zeitalter der beschleunigten Globalisierung mit ihren vielfältigen sozialen, ökonomischen und ökologischen Krisen erweist sich das Begriffsfeld des Prekären als eines der zentralen Instrumente zur Zeitdiagnose. Das GRK setzt sich zum Ziel, dessen heuristische Reichweite als Analysekategorie zur Untersuchung der Gesellschaften und Kulturen des Globalen Südens kritisch auszuloten. Wir profitieren dafür von unserem bewährten internationalen Forschungsumfeld, das Afrika-, Asien- und Lateinamerikastudien im Rahmen eines multidisziplinären und transversalen Ansatzes der (Trans-)Area Studies vernetzt. Ziel ist es, die soziale und kulturelle Produktion des „Prekären“ im Rahmen lokal geprägter und relational konstituierter Verflechtungsdynamiken zu untersuchen. Wie nehmen individuelle oder kollektive soziale Subjekte alltägliche Lebenssituationen, gesellschaftliche Bedingungen oder Szenarien der Interaktion als prekär wahr, welche kulturellen Deutungsmuster ziehen sie zum Verständnis und der Bewertung des Prekären heran, und welche Handlungsmuster, Taktiken und Strategien entwickeln sie für den Umgang damit? Den Globalen Süden verstehen wir dabei – jenseits der Binaritäten postkolonialen Denkens – als einen Verflechtungsraum, in dem sich Dispositive der westlichen Modernisierung mit autochthonen Modellen der Problemlösung und Welterzeugung überschneiden. Trotz der kolonialen Tiefenstrukturen und radikaler wirtschaftlicher und politischer Machtasymmetrien lässt sich der Globale Süden so auch als ein Ort der Emergenz von zivilgesellschaftlicher Agency, Resilienz und Resistenz bzw. im Sinne der Post Development Studies als ein Ort der Wissensproduktion begreifen.

Qualifizierungsprogramm

Die Promovierenden sollen lernen, über die konventionellen Fachgebiete ihrer Disziplinen hinauszublicken und den Impuls der Global South Studies zur Dezentrierung akademischer Wissenskulturen aufzugreifen. Das international aufgestellte Qualifizierungsprogramm bezieht gezielt unsere Partneruniversitäten aus dem Globalen Süden mit ein und setzt auf einen intensiven interdisziplinären Dialog zwischen Geistes-, Sozial- und Politikwissenschaften, Anthropologie, Recht und Ethik. Das Modul „Research on Theory and Methodology“ widmet sich dezidiert der Aufgabe, die Figurationsanalyse interdisziplinär zu einem innovativen methodischen und terminologischen Instrumentarium zur Beforschung des Prekären auszubauen.

Kontakt

Prof. Dr. Sebastian Thies
Universität Tübingen
Romanisches Seminar
Wilhelmstr. 50
72074 Tübingen
Tel. +49 7071 29-74301
sebastian.thiesspam prevention@uni-tuebingen.de