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26.01.2017
Tübinger Förderpreis für Ältere Urgeschichte und Quartärökologie geht nach Dänemark
Universität Tübingen zeichnet Trine Kellberg Nielsen für ihre Forschung zur Besiedlung Skandinaviens aus
Den Tübinger Förderpreis für Ältere Urgeschichte und Quartärökologie erhält in diesem Jahr Dr. Trine Kellberg Nielsen von der Universität Aarhus in Dänemark. Die Archäologin wird für Ihre Dissertation „Northern Neanderthals: A systematic assessment of the possibility of a pre-modern human occupation of southern Scandinavia” ausgezeichnet. Darin zeichnete sie die Diskussion darüber nach, ob Skandinavien auch schon in Warmzeiten vor der letzten Eiszeit besiedelt wurde.
Trine Kellberg Nielsen absolvierte 2008 ihren Bachelor am Department of Anthropology der Universität Aarhus. Für ihr Masterstudium wechselte sie an das „Department of Human Origins“ der Universität Leiden, Niederlande. 2016 wurde sie in Aarhus promoviert, wo sie nun als Postdoc am „Centre for Biocultural History“ forscht. Im Jahr 2015 war sie für einen längeren Forschungsaufenthalt an der Universität Tübingen tätig, bei der Forschungsstelle „The Role of Culture in Early Expansions of Humans (ROCEEH) der Heidelberger Akademie der Wissenschaften.
Dass moderne Menschen Skandinavien rasch nach der letzten Eiszeit besiedelten, ist belegt. Über die Frage, ob es auch eine Besiedlung durch Neandertaler in einer früheren Warmzeit gab, entbrennen in Skandinavien immer wieder hitzige Diskussionen, meist anhand von Steingeräte-Funden durch Privatsammler. Nielsen hat das Thema aus verschiedensten Perspektiven beleuchtet: Unter anderem verglich sie den möglichen Lebensraum in Südskandinavien in der sogenannten Eem-Warmzeit (Warmzeit vor 126.000-115.000 Jahren, benannt nach dem niederländischen Fluss Eem) mit den Ansprüchen von Neandertalern an ihren Lebensraum. Sie betrachtete die Steingeräte-Funde morphologisch und in ihrem wahrscheinlichen Fundkontext und bewertete die Möglichkeit einer Eem-zeitlichen Herkunft neu. Zudem entwickelte sie, unter anderem auf Grundlage der Nationalen Bohrloch-Datenbank Dänemarks, eine Karte möglicher Eem-zeitlicher Schichten. Unter anderem sichtete sie private Sammlungen, führte eigene Untersuchungen vor Ort durch und organi-sierte mit Freiwilligengruppen Feldbegehungen.
Ein unzweifelhafter Nachweis für eine frühe Besiedlung wurde dabei nicht gefunden ‒ offensichtlich war Südskandinavien vor der Eiszeit allenfalls ein sporadisch aufgesuchter Lebensraum. „Es ist aber das große Verdienst von Trine Kellberg Nielsen, eine hochemotionale Diskussion zwischen Amateur- und professionellen Archäologen auf ein breites neues wissenschaftliches Fundament ohne Polemik gestellt zu haben“, sagt die Archäologin PD Dr. Miriam Noël Haidle, Laudatorin und Wissenschaftliche Koordinatorin der Forschungsstelle ROCEEH. „Dabei hat sie die Potentiale bei-der Gruppen für die Frage gewinnbringend einbezogen.“
Der Förderpreis wird am Donnerstag, den 2. Februar um 11 Uhr im Fürstenzimmer auf Schloss Hohentübingen (Burgsteige 11) verliehen. Der mit 5000 Euro dotierte Förderpreis für Urgeschichte und Quartärökologie ist von der Mineralwassermarke Eiszeitquell gestiftet und wird in diesem Jahr zum 19. Mal verliehen.
Kontakt:
Professor Nicholas Conard
Universität Tübingen
Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät
Senckenberg Centre for Human Evolution and Palaeoenvironment (HEP)
Institut für Ur- und Frühgeschichte und Archäologie des Mittelalters
Telefon +49 7071 29-72416
nicholas.conard[at]uni-tuebingen.de
Eberhard Karls Universität Tübingen
Hochschulkommunikation
Dr. Karl Guido Rijkhoek
Leitung
Antje Karbe
Pressereferentin
Telefon +49 7071 29-76789
Telefax +49 7071 29-5566
antje.karbe[at]uni-tuebingen.de
www.uni-tuebingen.de/aktuelles