Uni-Tübingen

Aktuelles

05.12.2025

Landeslehrpreis 2025 für soziologisches Theaterprojekt unter Leitung von Professorin Ursula Offenberger

Das Land Baden-Württemberg hat am 4. Dezember in Stuttgart den Landeslehrpreis 2025 vergeben. In der Kategorie „Universitäten“ hat das soziologische Theaterprojekt „Drawing Lines – Vom Kampf um gleiche Rechte“ der Universität Tübingen den Preis erhalten.  

Wie kann man Studierende für ein historisch-soziologisches Thema begeistern? Am besten, indem man sie direkt in historische Rollen, Beziehungen und gesellschaftlichen Kontexte der jeweiligen Zeit hineinversetzt. Professorin Dr. Ursula Offenberger, Leonie Holdik und Dorothee Engbers von der Universität Tübingen gelingt dies auf besondere Art und Weise: Im Rahmen des Masterseminars „Gender und Diversity in den Anfängen empirischer Sozialforschung“ haben sie gemeinsam mit Studierenden ein Theaterprojekt umgesetzt und auf die Bühne gebracht. 

Das performative Lehr-Lernprojekt baute auf einem interdisziplinär besuchten Masterseminar an der Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften im WS 2023/24 auf, in dem historisch-soziologisch nach den Anfängen empirischer Sozialforschung in den USA gefragt wurde. Es wurde gemeinsam erarbeitet, inwiefern Frauen und AfroamerikanerInnen zwar damals bahnbrechende Beiträge zur Entwicklung des Feldes geleistet haben, diese Personengruppen aber in der späteren Geschichtsschreibung zu den Anfängen empirischer Sozialforschung vergessen, verdrängt und ignoriert worden sind. Die von Prof. Dr. Ursula Offenberger konzipierte Lehrveranstaltung war zwar primär historisch ausgerichtet, es wurden aber zugleich Gegenwartsbezüge und zeitgenössische Parallelen rassifizierenden und sexistischen Denkens herausgearbeitet. 

Von der Lektüre bis zur Aufführung

Das erste Seminardrittel bestand aus der Lektüre von Primär- und Sekundärliteratur, um die Teilnehmenden mit dem historischen Stoff vertraut zu machen und ihnen das nötige Hintergrundwissen für das Verständnis des Theatermanuskriptes zu vermitteln. Das ‚Spiel‘ mit Perspektiven- und Rollenübernahme wurde dabei schon früh ins Seminargeschehen integriert. Es diente dem doppelten Ziel der Stoffaneignung – dem Hineinversetzen in die historischen Personen und die Zeit, aus der die jeweiligen Texte stammen, sowie der Vorbereitung auf die Bühnenarbeit. 

Plot, Figuren, Schlüsselszenen und Setting des Bühnenstückes wurden gemeinsam entwickelt, wobei alle Studierenden an den Schreibarbeiten beteiligt waren. Eine der Teilnehmerinnen des Seminars, Leonie Holdik, übernahm die Federführung für die Erstellung einer Bühnenfassung. Die Vorbereitungen der Bühnenaufführung und die Probenworkshops wurden von der Theaterpädagogin Dorothee Engbers geleitet. Den Höhepunkt des Projektes bildeten drei Aufführungen des Stückes „Drawing Lines. Vom Kampf um gleiche Rechte“ in Tübingen, die vom Publikum äußerst positiv aufgenommen wurden.  

Die Jurymitglieder des Landeslehrpreises würdigten insbesondere die aktuelle, innovative und gesellschaftsrelevante Ausrichtung des Theaterprojektes mit großer Reichweite. Das Projekt wurde auch mit Mitteln der der Universitätsallianz CIVIS gefördert. In naher Zukunft soll das Projekt europaweit in Kooperation mit CIVIS-Partnern weiterentwickelt werden. Denn: Die Sensibilisierung für Fragen von Rassismus, Sexismus und demokratischem Zusammenleben kann nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa einen wichtigen Beitrag zu friedlichem Zusammenleben leisten. Das Preisgeld des Landeslehrpreises leistet hier wertvolle Unterstützung.

„Motivation – Innovation – Engagement“: Verleihung des Landeslehrpreises 2025

„Gute Lehre, bei der man Motivation, Innovation und Engagement spürt, bringt Lehrende und Studierende gleichermaßen voran – und trägt dadurch deutlich zum Studienerfolg bei“, sagte Wissenschaftsministerin Petra Olschowski anlässlich der Preisverleihung. Der Landesregierung sei die Lehre sehr wichtig. „Wir gestalten damit nicht nur Berufe oder Bildungswege – wir gestalten damit unsere Gesellschaft.“

Mit dem Landeslehrpreis würdigt das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg die Arbeit und das Engagement herausragender Persönlichkeiten und Projekte an den Hochschulen des Landes. Der Landeslehrpreis wird alle zwei Jahre im Wechsel mit dem Landesforschungspreis verliehen. Die Preisträgerinnen und Preisträger erhalten jeweils 50.000 Euro, die zweckgebunden der Lehre zugutekommen sollen. Ebenfalls verliehen wurde der Sonderpreis für herausragendes studentisches Engagement, der mit 5.000 Euro dotiert ist.

Pressemitteilung des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst

Beitrag zum Projekt „Drawing Lines“ (Newsletter Uni Tübingen aktuell 4/2025) 

Alle Preisträgerinnen und Preisträger 2025 und ihre Projekte

Landeslehrpreis

Der Landeslehrpreis wurde Mitte der 1990er-Jahre vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg ins Leben gerufen. Bislang wurden mehr als 400 Lehrende ausgezeichnet. Über die Vergabe der Preise entscheiden mehrere hochschulspezifisch zusammengesetzte Jurys, an denen neben Fachleuten aus Baden-Württemberg auch Experten anderer Bundesländer und Studierende beteiligt sind.

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