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01.08.2025
Zwischen Politik und Portfolio: Wie regulatorische Unsicherheit Anlagestrategien und Vermögenspreise beeinflusst
DFG bewilligt Forschungsgruppe zu Asset Allocation und Asset Pricing mit Tübinger Beteiligung
Wie wirkt sich regulatorische Unsicherheit auf die Bewertung von Vermögenswerten und Anlageentscheidungen aus? Diese Frage steht im Mittelpunkt einer neuen Forschungsgruppe an der Universität Ulm, an der auch Professorin Dr. Monika Gehde-Trapp aus dem Fachbereich Wirtschaftswissenschaften der Universität Tübingen beteiligt ist. Mit der Bewilligung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft stehen den insgesamt sieben Wissenschaftlerinnen rund 3,2 Millionen Euro über vier Jahre zur Verfügung. Sprecherin der Gruppe mit dem Titel „Asset Allocation und Asset Pricing in regulierten Märkten und Institutionen“ ist Professorin An Chen von der Universität Ulm, die Tübinger Forscherin Gehde-Trapp ist an zwei Teilprojekten als Principal Investigator beteiligt.
Im April versetzte der US-amerikanische Präsident Donald Trump mit der Androhung massiver Zollerhöhungen die Regierungen vieler Länder in Angst und Schrecken. Auch Handelsbörsen und Finanzmärkte spielten verrückt, denn auf der ganzen Welt waren Anleger und Investoren verunsichert. Auch nach der aktuellen Zolleinigung mit der EU stellt sich die Frage: Wie geht es weiter? „Das ist ein gutes Beispiel dafür, wie sich regulatorische Unsicherheit auf Anlagestrategien und Preisbildung von Vermögenswerten auswirken kann“, erklärt Sprecherin An Chen.
Die Gruppe ist ein reines Frauenteam aus sieben Wirtschaftswissenschaftlerinnen und Mathematikerinnen von sechs Universitäten, darunter Expertinnen für Finance, Versicherungen und Steuern, für Aktuarwissenschaften und Ökonometrie. Die Forscherinnen untersuchen in fünf Teilprojekten, wie sich mangelnde Klarheit oder Vorhersehbarkeit von wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen auf Anlageentscheidungen und die Bewertung von Vermögenswerten auswirken. „Regulatorische Unsicherheit besteht dann, wenn Zeitpunkt und Umfang geplanter oder wahrscheinlicher wirtschaftspolitischer Regulierungsmaßnahmen wie beispielsweise Zölle oder Steuern nicht bekannt sind“, so Chen. Die Forschungsgruppe analysiert dies für drei Felder: erstens für unterschiedliche Sektoren wie den Finanzmarkt, die Versicherungswirtschaft und den Handel, zweitens für den Bereich Klimapolitik, der geprägt ist von regulativen Maßnahmen wie der CO2-Steuer oder dem Emissionshandel, sowie drittens für das Steuersystem.
Professorin Monika Gehde-Trapp von der Universität Tübingen will in ihren Teilprojekten neue Methoden zur Messung und Analyse dieser Unsicherheiten entwickeln. Im Projekt „Messung und Modellierung klimapolitischer Unsicherheit“ geht es darum, neuartige Methoden der Textanalyse und finanzökonometrische Verfahren zu finden, um Klimapolitikunsicherheit präziser zu erfassen und die Folgen für Realwirtschaft und Finanzmärkte zu untersuchen. Im Projekt „Derivate-implizierte Steuerunsicherheit“ werden aus den Preisen von Wertpapieren zukunftsgerichtete Erwartungen zu Dividenden- und Kapitalertragsteuern abgeleitet. Diese Indikatoren ermöglichen Einblicke, wie steuerpolitische Erwartungen und Unsicherheiten Unternehmensentscheidungen und die Bewertung von Vermögenswerten prägen. Beide Projekte tragen dazu bei, wirtschaftliche Dynamiken in einem volatilen regulatorischen Umfeld besser zu verstehen.
Das Thema des Forschungsprojektes ist hochrelevant, weil sich regulatorische Unsicherheiten in Zeiten politischer, wirtschaftlicher und technologischer Unsicherheit schnell als systemische Risiken niederschlagen können, mit Auswirkungen über viele Sektoren hinweg. Auch methodisch ist das Projekt innovativ, denn es verbindet theoretisch-mathematische Modellierung und empirisch-statistische Messung. Die wissenschaftlichen Werkzeuge reichen von der stochastischen Optimierung über Methoden des „Statistical Learning“ bis hin zur Nutzung unstrukturierter Daten wie Texte.
Zum Team gehören neben An Chen und Monika Gehde-Trapp auch die Professorinnen Nicole Bäuerle (Vizesprecherin, KIT) Nicole Branger (Universität Münster), Antje Mahayni (Universität Duisburg-Essen), Melanie Schienle (KIT) und Caren Sureth-Sloane (Universität Paderborn).
Nach einer Pressemitteilung der Universität Ulm
Weitere Informationen:
Webseite des Lehrstuhls “Financial Institutions” von Monika Gehde-Trapp
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