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29.07.2025
Zwitschern, Piepsen, Rufen – wie kommunizieren Tiere und was hat das mit uns zu tun?
Neue DFG-Forschungsgruppe untersucht neuronale Grundlagen vokaler Kommunikation
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert eine neue transregionale Forschungsgruppe an der Universität Tübingen, die die neuronalen Mechanismen vokaler Kommunikation bei Wirbeltieren untersucht. Sprecher der Forschungsgruppe ist Professor Steffen Hage von der HNO-Klinik und dem Centre for Integrative Neuroscience (CIN). Er ist zudem Professor für Neurobiologie sozialer Kommunikation an der Medizinischen Fakultät.
Soziale Interaktionen zwischen Tieren beruhen häufig auf dem Austausch von Lauten – eine Form der Kommunikation, die für das Überleben und den Fortpflanzungserfolg vieler Arten unverzichtbar ist. Unser Wissen darüber, welche neuronalen Netzwerke diese Vokalisationen steuern, ist jedoch bislang lückenhaft.
Die neue Forschungsgruppe setzt hier an: Mit einem vergleichenden Ansatz wollen die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler untersuchen, wie Fische, Vögel und Säugetiere ihre Laute erzeugen, koordinieren und an unterschiedliche soziale und ökologische Kontexte anpassen. Ziel ist es, gemeinsame Prinzipien der vokalen Kommunikation über Artgrenzen hinweg zu identifizieren und gleichzeitig artspezifische Anpassungen zu erklären.
„Durch die Kombination von Verhaltensbeobachtung, neurophysiologischen Messungen am sich verhaltenden Tier und theoretischer Modellierung wollen wir die zugrunde liegenden neuronalen Mechanismen umfassend verstehen“, erklärt Professor Hage. Zum Einsatz kommen dabei moderne Methoden, die es erlauben, neuronale Aktivität von der Zellebene bis hin zu komplexen Netzwerken im gesamten Gehirn zu erfassen.
Beteiligt sind Expertinnen und Experten für verschiedene Modellorganismen: von Fischen und Vögeln bis hin zu Nagern, Fledermäusen und Primaten bis hin zum Menschen. Der interdisziplinäre Verbund will damit die evolutionären Grundlagen vokaler Kommunikation erforschen – mit einem langfristigen Ziel: „Indem wir verstehen, wie verschiedene Tierarten ihre Laute steuern, können wir auch neue Einblicke in die Entwicklung der menschlichen Sprache und ihrer hochkomplexen neuronalen Grundlagen gewinnen“, so Hage.
Die Forschungsgruppe ist zunächst auf mehrere Jahre angelegt. Sie stärkt das Forschungsprofil der Universität Tübingen an der Schnittstelle von Neurobiologie, Verhaltensforschung und vergleichender Zoologie und ergänzt die bestehende Exzellenz im Bereich der integrativen Neurowissenschaften.
Karin Mainusch, Universitätsklinikum
Kontakt:
Professor Dr. Steffen Hage
Universitätsklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde
Forschungsgruppenleiter „Neuronale Grundlagen vokaler Kommunikation“
steffen.hagespam prevention@uni-tuebingen.de