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22.11.2022

ERC Starting Grant für Lisa Maier

Prof. Dr. Lisa Maier

Für ihr Projekt „gutMAP“ erhält CMFI-Mitglied Lisa Maier einen Starting Grant des Europäischen Forschungsrats (ERC). Das Projekt zum Einfluss des Darmmikrobioms auf die Wirkung von Psychopharmaka wird über einen Zeitraum von fünf Jahren mit insgesamt rund 1,5 Millionen Euro gefördert. Mit den Starting Grants fördert das ERC herausragende Forschungsprojekte exzellenter Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler.

Psychische Erkrankungen zählen inzwischen zu den häufigsten Erkrankungen weltweit. In der Therapie kommen oft Psychopharmaka zum Einsatz, doch relativ oft leiden die Patienten zusätzlich unter den Nebenwirkungen, die durch diese Medikamente verursacht werden. Menschen reagieren sehr unterschiedlich auf die eingenommenen Präparate. So kann es ein, dass die Medikamente nur verzögert oder gar nicht wirken. Die Optimierung der gegenwärtigen Psychopharmakatherapie bleibt somit weiterhin eine große Herausforderung.
„Unsere jüngsten Beobachtungen deuten darauf hin, dass das Darmmikrobiom bei interindividuellen Unterschieden im Therapieerfolg von Medikamenten eine Rolle spielen könnte. Manche Arzneimittel verändern die Zusammensetzung des menschlichen Darmmikrobioms. Diese Veränderungen können Teil der Wirkungsweise des Medikaments aber auch Indizien zur Entstehungsweise der Nebenwirkungen sein“, sagt Lisa Maier.

Im Projekt „Gut microbiome-mediated activities of psychotropic drugs“, kurz gutMAP, möchte Lisa Maier mit ihrem Team untersuchen inwieweit das Darmmikrobiom den therapeutischen Erfolg von Psychopharmaka beeinflusst. Dazu sollen systematisch die Wechselwirkungen zwischen Darmmikroben und häufig verwendeten Psychopharmaka charakterisiert werden—vom mikrobiellen Arzneimittelstoffwechsel bis zur medikamenteninduzierten bakteriellen Sekretion von neuroaktiven Substanzen. Insgesamt sollen die Ergebnisse zu einer mikrobiomgeleiteten therapeutischen Strategie führen.
Diese neue Forschungsrichtung könnte nicht nur die Psychopharmaka-Therapie verbessern, sondern insgesamt neue Wege in der personalisierten Arzneimitteltherapie bereiten.

ERC-Präsidentin Prof. Maria Leptin sagt:
“Es ist eine Freude, diese neue Gruppe kluger Köpfe zu sehen, die am Anfang ihrer Karriere stehen und ihre Forschung zu neuen Höhen führen werden. Ich kann nicht genug betonen, dass Europa als Ganzes - sowohl auf nationaler als auch auf EU-Ebene - weiterhin seine vielversprechenden Talente unterstützen und fördern muss. Wir müssen junge Forschende ermutigen, ihre ehrgeizigsten wissenschaftlichen Ideen zu verfolgen, die von purer Neugier geleitet werden. In sie und ihre Pionierforschung zu investieren bedeutet, in unsere Zukunft zu investieren.” [Übersetzung des Autors]

Über Lisa Maier

Lisa Maier absolvierte den Diplomstudiengang Biochemie an der Universität Tübingen (2004-2009) und promovierte im Labor von Wolf-Dietrich Hardt an der ETH Zürich (2014). Im Rahmen des interdisziplinären Postdoc-Programms am EMBL in Heidelberg arbeitete sie in den Gruppen von Nassos Typas und Kiran Patil (2015-2018). 2019 kehrte sie als CMFI- und Emmy-Noether-Nachwuchsgruppenleiterin nach Tübingen zurück. Ihr Labor verwendet automatisierte Hochdurchsatz- und Multi-Readout-Ansätze, um die Lebensweise von Bakterien des humanen Mikrobioms systematisch zu untersuchen. Die daraus resultierenden Datensätze dienen dann als Ausgangspunkt für mechanistische Studien, um die molekularen Details der Interaktion des Mikrobioms mit seinem Wirt aufzudecken.

Im April 2022 hat sie die Professur für Mikrobiom-Wirts-Interaktionen an der Medizinischen Fakultät der Universität Tübingen angetreten.
Zur Webseite: https://lisamaierlab.com/

Ausgewählte Publikationen:

Suzuki TA, Fitzstevens JL, Schmidt VT, Enav H, Huus KE, Mbong Ngwese M, Grießhammer A, Pfleiderer A, Adegbite BR, Zinsou JF, Esen M, Velavan TP, Adegnika AA, Song LH, Spector TD, Muehlbauer AL, Marchi N, Kang H, Maier L, Blekhman R, Ségurel L, Ko G, Youngblut ND, Kremsner P, Ley RE. Codiversification of gut microbiota with humans. Science 377(6612): 1328–1332. (2022) doi: 10.1126/science.abm7759

Maier L, Goemans CV, Wirbel J, Kuhn M, Eberl C, Pruteanu M, Müller P, Garcia-Santamarina S, Cacace E, Zhang B, Gekeler C, Banerjee T, Anderson EE, Milanese A, Löber U, Forslund SK, Patil KR, Zimmermann M, Stecher B, Zeller G, Bork P & Typas A. Unravelling the collateral damage of antibiotics on gut bacteria. Nature, published on 13 October 2021. doi: 10.1038/s41586-021-03986-2

Zimmermann M, Patil KR, Typas A, Maier L. Towards a mechanistic understanding of reciprocal drug-microbiome interactions. Mol Syst Biol. 17:e10116. (2021) doi: 10.15252/msb.202010116

Über den ERC Starting Grant:

Der Europäische Forschungsrat (European Research Council – ERC) ist eine von der Europäischen Kommission eingerichtete Institution zur Finanzierung von grundlagenorientierter Forschung. Er existiert seit 2007 unter mehreren EU-Rahmenprogrammen für Forschung und Innovation.

Die Zielgruppe der Starting Grants (StG) des ERC sind exzellente Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler am Beginn einer unabhängigen Karriere.

Als Grundlage für die Bewertung dienen Kriterien, die sich je nach Forschungsfeld und Karrierezeitpunkt unterscheiden. Antragstellende sollten eigenständige herausragende Publikationen nachweisen können. Weitere Kriterien sind Publikationen als Erstautor oder Erstautorin in führenden internationalen Zeitschriften, Monographien, Patente, Vorträge auf internationalen Konferenzen oder nationale und internationale Wissenschaftspreise.

Bei den Starting Grants können bis zu 1,5 Millionen Euro für einen Zeitraum von bis zu fünf Jahren vergeben werden. Es können zusätzlich bis zu 1 Million Euro beantragt werden, um förderfähige "Start-up"-Kosten für Forschende zu decken, die aus einem Drittland in die EU oder ein assoziiertes Land wechseln. Das Geld dient zum Beispiel zum Kauf größerer Geräte, für den Zugang zu Großanlagen oder die höheren Kosten für Experimente und Feldforschung zu decken. Mit dem ERC-Grant können 100 Prozent der gesamten förderfähigen direkten Kosten des Projekts und ein Overheadbeitrag von pauschal 25 Prozent der gesamten förderfähigen direkten Kosten beantragt werden. (Quelle: ERC)

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