Uni-Tübingen

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22.01.2016

Autobiografie von Professorin Valeria Gärtner erschienen

Akademische Frauenkarrieren bis in die höchsten Kreise waren in den 1960er Jahren noch die Ausnahme; erst recht in einem Fach wie der Medizin. Eine der Pionierinnen war Prof. Valeria Gärtner, die nun ihre Erinnerungen in einer Autobiografie veröffentlicht hat.

Das Werk überzeugt in jeder Weise. Es liefert keinen fachspezifischen Stoff, den nur Mediziner verstehen können; im Gegenteil, man merkt der Autorin an, dass sie mal mit dem Gedanken gespielt hat, Journalistin zu werden. Auch ihr fachliches Interesse ging – bei allem Engagement für die Medizin – immer weit darüber hinaus. Ihr Engagement für kulturelle, philosophische und literarische Themen macht deutlich, dass wissenschaftliche Karrieren nicht zwangsläufig auf Spezialistentum basieren müssen. Prof. Gärtner hat Karriere gemacht und ist gleichzeitig immer offen für die Welt außerhalb des Fachs geblieben.

Dies ist nur ein Aspekt der spannenden Autobiografie. Eine weitere Stärke liegt darin, dass die Autorin den Mut hat, viel von sich preiszugeben. Die Person „hinter ihrer Maske“ ist nicht nur eine gefragte Rednerin auf internationalen Kongressen oder dem Katheder der eigenen Fakultät; sie ist auch eine von der Erfahrung der Flucht und des Verlustes der Heimat nach dem Zweiten Weltkrieg geprägte Frau, die lange einen neuen Ort gesucht hat, an dem sie sich heimisch fühlen konnte. In Tübingen hat sie ihn gefunden. Und die Verbindung zu ihrer Mutter, die ein biblisches Alter erreicht hat, wirkt ebenso authentisch wie die zu ihrem Vater, der nach dem Krieg in sowjetischer Gefangenschaft verschollen ist, obwohl er entschiedener Anti-Faschist war.

Gleichzeitig wird nicht verheimlicht, dass eine Frau, die vor 50 Jahren in einer ausgeprägten Männerdomäne Karriere machen wollte, sich den vorherrschenden Spielregeln anpassen musste.

Das Private und das Berufliche, das Fachspezifische und das Universalistische gehen in dieser Autobiografie eine konstruktive Verbindung ein und machen selbige dadurch besonders lesenswert; nicht nur für ehemaligen Studenten, die ihre inzwischen emeritierte Lehrerin, die auch Gleichstellungsbeauftragte der Medizinischen Fakultät war, vermissen.

Valeria Gärtner: „Mein Leben mit der Maske. Durch Leidenschaft in die Sphären der Macht“. Silberburg Verlag, Tübingen 2015, 308 Seiten, geb. € 19,90.

Klemens Ludwig

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