28.05.2019
Der Walter-Witzenmann-Preis, der vom gleichnamigen Pforzheimer Unternehmer gestiftet wird, prämiert wissenschaftliche Arbeiten aus dem Bereich der Kulturwissenschaften und ist mit 6.000 € dotiert. Er geht dieses Jahr an Dr. Karoline Reinhardt (Jg. 1986) zur Auszeichnung ihrer Dissertation „Migration und Weltbürgerrecht. Zur Aktualität eines Theoriestücks der politischen Philosophie Kants“. Sie geht darin von der These aus, dass sich Kants Überlegungen zum Thema Migration in einer produktiven Disharmonie zu gegenwärtig vertretenen philosophischen wie politischen „Lagern“ in der diesbezüglichen Debatte befinden. Zur Begründung dieser These stellt Reinhardt in ihrer Arbeit die neuere Debatte um Migration anhand dreier Theoriestränge vor, die diese maßgeblich strukturieren: der Kommunitarismus, der egalitaristische Kosmopolitismus und der liberale Nationalismus. Anschließend werden die für die Migrationsdebatte entscheidenden Theoriegänge in Kants politischer Philosophie erschlossen. Auf dieser Grundlage arbeitet Reinhardt schließlich die Produktivität und systematische Relevanz von Kants Theorie für die Hauptfragen der gegenwärtigen Debatte heraus und entwirft eine rechtsmoralische Migrationstheorie. Es werden dabei insbesondere die Themengebiete Asyl, (il-)legitime Abweisungsgründe, Staatenlosigkeit, der Erwerb der Staatsbürgerschaft, das Recht auf Auswanderung und individuelle Hilfspflichten sowie die Frage nach der Notwendigkeit einer „weltbürgerlichen Gesinnung“ diskutiert.
Karoline Reinhardt hat in Tübingen, New York und London Philosophie und Politikwissenschaft studiert und war danach als Koordinatorin der Forschungsstelle Politische Philosophie an der Universität Tübingen tätig. Ab Juni 2019 ist sie Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Internationalen Zentrum für Ethik in den Wissenschaften (IZEW) an der Universität Tübingen und bereitet ein Habilitationsprojekt im Bereich Moralphilosophie vor.
Alisa Koch