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22.01.2021
Neurobiologie meets Wirtschaftswissenschaft: Stabilisierende und destabilisierende Mechanismen von Veränderungsprozessen
Nachwuchsprogramm der Heidelberger Akademie der Wissenschaften gestartet: Förderung für interdisziplinäres Forschungsprojekt mit Beteiligung der Universitäten Tübingen und Stuttgart
Die Heidelberger Akademie der Wissenschaften, zugleich Landesakademie von Baden-Württemberg, fördert seit dem 1. Januar 2021 insgesamt drei neue Forschungsprojekte mit dem Gesamtvolumen von rund 1,2 Millionen Euro im Rahmen ihres Kollegs für den wissenschaftlichen Nachwuchs (WIN-Kolleg), darunter auch ein Projekt mit Tübinger Beteiligung. Wandel, Wendepunkte und Umbrüche sind alltägliche Erscheinungen. Sie betreffen physikalische Abläufe ebenso wie große gesellschaftliche Strömungen. Zustände ändern sich ständig. Das Phänomen des Übergangs von einem stabilen in einen anderen stabilen Zustand ist in vielen Bereichen der Wissenschaft anzutreffen. In den drei jetzt bewilligten Projekten versuchen junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die Gemeinsamkeiten bzw. Unterschiede dieser Phänomene mithilfe verschiedener wissenschaftlicher Herangehensweisen aufzudecken. Die Förderdauer der Projekte beträgt drei Jahre.
Neurobiologie meets Wirtschaftswissenschaft
Die Neurobiologin Dr. Simone Mayer von der Universität Tübingen und der Wirtschaftswissenschaftler Dr. Christian Mahringer von der Universität Stuttgart erforschen stabilisierende und destabilisierende Mechanismen von Veränderungsprozessen. In dem interdisziplinären Projekt bauen sie auf zwei verschiedenen Fallstudien aus den Lebenswissenschaften und der Betriebswirtschaftslehre auf. Die erste Studie erforscht den Entwicklungsprozess des menschlichen Gehirns unter Berücksichtigung externer destabilisierender Einflüsse, wie z.B. Medikamenten. Die zweite Studie erforscht den Veränderungsprozess von Arbeitsroutinen in der Softwareentwicklung. Durch die Verbindung der beiden Fallstudien werden interdisziplinär generalisierbare stabilisierende und destabilisierende Mechanismen von Veränderungsprozessen identifiziert. Diese Einsichten können für eine Vielzahl von Wissenschaftsdisziplinen sowie die Managementpraxis relevant sein.
Weitere geförderte Projekte
- Der Psychologe Dr. Martin Fungisai Gerchen und die Psychiaterin Dr. Georgia Koppe, beide vom Zentralinstitut für seelische Gesundheit in Mannheim sowie die Freiburger Germanisten Dr. Mathis Lessau und Dr. Hans-Christian Riechers stellen sich in ihrem Projekt die Frage, ob sich Heterodoxien individuell stabilisierend in einer instabilen Welt auswirken. Heterodoxien, also Überzeugungen, die vom etablierten Wissen abweichen, begegnen uns in den unterschiedlichsten Kontexten.
- Die Medizinerin Dr. med. Franziska Bäßler von der Heidelberger Uniklinik und der Physiker Dr. Roland Willa vom Karlsruher Institut für Technologie untersuchen in ihrem Projekt, wie sich psychische Stabilität und gesundheitsbezogene Lebensqualität einzelner Personen über die Zeit verändert.
Heidelberger Akademie der Wissenschaften
Die Heidelberger Akademie der Wissenschaften ist Landesakademie von Baden-Württemberg. 1909 gegründet, ist sie außeruniversitäre Forschungseinrichtung und zugleich Gelehrtengesellschaft. Sie fördert den fächerübergreifenden Austausch u.a. durch Vorträge, Veranstaltungen oder interdisziplinäre Forschungsprojekte von etablierten sowie jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern.
Das WIN-Kolleg der Heidelberger Akademie der Wissenschaften
Mit dem „Kolleg für den wissenschaftlichen Nachwuchs“ (WIN-Kolleg) hat die Heidelberger Akademie mit Unterstützung des Landes Baden-Württemberg eine bundesweit einmalige Initiative entwickelt, die herausragenden Nachwuchswissenschaftlern des Landes eine Möglichkeit der Förderung bietet. Seit dem Jahr 2002 finanziert die Akademie jungen Wissen-schaftlerinnen und Wissenschaftlern interdisziplinär ausgerichtete Projekte, einerseits durch Personal- und Sachmittel, andererseits durch ein Netzwerk von jungen und etablierten Forschenden und ermöglicht zudem den Austausch mit Akademiemitgliedern. Dadurch eröffnet sie einen besonderen Freiraum für Wissenschaft.
Pressemitteilung der Heidelberger Akademie der Wissenschaften