Uni-Tübingen

Newsletter Uni Tübingen aktuell Nr. 4/2010: Termine und Veranstaltungen

Der Himmel. Wunschbild und Weltverständnis

Symposion zum Jahresthema 2010/11 des Museums der Universität Tübingen

Der Blick in den Himmel zählt zu den ältesten kulturellen Praktiken. Aus dem reinen Betrachten und dem Wunsch, die Strukturen und Prozesse über uns zu verstehen, ist eine moderne wissenschaftliche Astronomie erwachsen. Daneben wurden aber auch immer physikalische Einflüsse und metaphysische Kräfte vom Himmel auf den Menschen vermutet. Das Museum der Universität Tübingen (MUT) nimmt sich in seinem Jahresprojekt 2010/11 dieses Themas an und fragt, was mit dem Blick nach oben gesucht wurde und wird, wie und vor allem warum dies geschah und geschieht. In seinem ersten Programmpunkt veranstaltete es ein Symposion, bei dem Experten Einblicke in die unterschiedlichen Blickwinkel ihrer Fachwissenschaften gaben.

Das MUT möchte keine klassische Wissenschaftsgeschichte der Himmelsbeobachtung und -deutung nacherzählen, sondern sozial-, kultur- und geistesgeschichtliche Perspektiven in das Thema einbringen, disziplinäre Grenzen überschreiten und etablierten fachwissenschaftlichen Debatten Anregungen durch ungewohnte Blickwinkel liefern, wie Dr. Ernst Seidl, der Leiter des MUT, in seiner Begrüßung betonte. Professor Dr. Herbert Müther, Prorektor der Universität Tübingen und theoretischer Physiker, verwies darauf, dass die Astronomie selbst Grenzen von Wissensgebieten überschreite. Er erinnerte an die enorme Faszination der Bilder aus dem All und an die Größenordnungen, mit denen sich die Astronomie beschäftigt. Schließlich berührt die Kosmologie fundamentale philosophische Fragen: Was ist Raum und Zeit? Was liegt außerhalb davon? Wie entsteht Materie und aus was wurde sie gebildet, wenn vor dem Urknall noch gar keine vorhanden war?

Um den von Seidl und Müther formulierten Fragen und Themen näherzukommen, folgte das Symposion zunächst einer zeitlichen und anschließend einer thematischen Achse. Vorträge aus der Ägyptologie, der frühneuzeitlichen Wissenschaftsgeschichte, der aktuellen Astrophysik, der Religionswissenschaft, der Kunstgeschichte, der Volkskunde, der Literaturwissenschaft und etlichen anderen Disziplinen erfüllten die eingangs formulierten Ansprüche. Unabhängig von der Perspektive und dem Erkenntnisinteresse der Vortragenden zeigte sich immer wieder ein kultureller Mehrwert der Himmelsbeobachtung: Sie liefert Orientierung und Navigation im Leben Einzelner, ebenso wie im kosmischen Raum. Dadurch wurde die Zielrichtung der Ausstellung vorgegeben, die ab dem 15. April 2011 auf Schloss Hohentübingen zu sehen sein wird. Die Vorträge werden im Begleitband zur Ausstellung gemeinsam mit einem Katalogteil gedruckt vorliegen.

http://www.unimuseum.uni-tuebingen.de/himmel.html

Philipp Aumann