Uni-Tübingen

Newsletter Uni Tübingen aktuell Nr. 5/2015: Forum

Katholisch-Theologische Fakultät vergibt erstmals einen „Alfons Auer Ethik-Preis“

Universität Tübingen zeichnet kanadischen Philosophen Charles Taylor aus

Der kanadische Philosoph und Politikwissenschaftler Professor Dr. Charles Taylor ist mit dem „Alfons Auer Ethik-Preis“ der Universität Tübingen ausgezeichnet worden. Der mit 25.000 Euro dotierte Preis wurde in diesem Jahr erstmals von der Katholisch-Theologischen Fakultät vergeben und wurde vom Unternehmer Siegfried Weishaupt gestiftet. Anlässlich des 100. Geburtstags des Moraltheologen Alfons Auer in diesem Jahr wird er an eine Persönlichkeit verliehen, die sich im Sinne eines besonderen ethischen Engagements im religiösen, wissenschaftlichen oder gesellschaftlichen Bereich auszeichnet.

Der 1931 geborene Taylor ist als Sozialphilosoph unter anderem bekannt für seine Schriften zur Entstehung der Moderne und ihrer Brüche sowie zum Verhältnis von Säkularität und Religion. Zu seinen Themen gehören die Fragen nach der Identität von Individuen und Gemeinschaften, nach der Möglichkeit gesellschaftlicher Integration unter den Bedingungen eines säkularen Zeitalters und die Frage nach der Rationalität religiös geprägten Denkens. In Kanada engagierte er sich politisch für die Rechte von Minderheiten und das Zusammenleben unterschiedlicher Kulturen in einem demokratischen Gemeinwesen.

Charles Taylor sprach anlässlich der Preisverleihung zum Thema "The Many Forms of Reason", die Laudatio hielt Professor Dr. Dr. h.c. Hans Joas von der Humboldt-Universität zu Berlin.

Der Stifter

Der Unternehmer Siegfried Weishaupt (geb. 1939) leitet seit 1982 als geschäftsführender Gesellschafter die Max Weishaupt GmbH. Das weltweit tätige Unternehmen mit 3000 Mitarbeitern und Hauptsitz im schwäbischen Schwendi wurde von seinem Vater Max Weishaupt, Ehrensenator der Universität Tübingen, gegründet. Seit mehr als 50 Jahren ist Siegfried Weishaupt zudem leidenschaftlicher Kunstsammler, die „Sammlung Siegfried und Jutta Weishaupt“ ist seit 2007 in der eigens erbauten Kunsthalle Weishaupt in Ulm zu sehen.

Der Namensgeber

Alfons Auer (1915-2005), geboren in Schwendi-Schönebürg, war Gründungsdirektor der Katholischen Akademie des Bistums Rottenburg-Stuttgart (1951-53), bevor er 1955 auf den Lehrstuhl für Moraltheologie an der Universität Würzburg berufen wurde. Von 1966 bis zu seiner Emeritierung 1981 war er Ordinarius für Moraltheologie an der Universität Tübingen.

Auer gilt als einer der wichtigsten deutschsprachigen Moraltheologen des 20. Jahrhunderts, der sich um einen Dialog von Kirche und Welt im Geiste des Zweiten Vatikanischen Konzils bemüht hat. Kennzeichnend für seinen ethischen Ansatz war die zentrale Stellung der menschlichen Vernunft in Fragen der christlichen Sittenlehre, die er in einer positiven Sicht von Mensch und Schöpfung verankerte.

Antje Karbe