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18.10.2018
Forschungspreis für den Kampf gegen Masern
Dr. K. H. Eberle Stiftung zeichnet innovative Forschung an der Universität Tübingen aus: 300.000 Euro für die Entwicklung neuartiger Masern-Hemmstoffe
Der Forschungspreis der Dr. K. H. Eberle Stiftung geht in diesem Jahr an die Arbeitsgruppe „Virotherapie“ des Mediziners Professor Ulrich Lauer. In der Abteilung Klinische Tumorbiologie am Universitätsklinikum Tübingen entwickelt das Team seit längerem Virotherapeutika gegen Krebs und aktuell auch Hemmstoffe gegen lebensbedrohliche Virus-Infektionen. Die Stiftung zeichnete bereits zum zweiten Mal ein innovatives Forschungsprojekt an der Universität Tübingen aus, das sich drängenden Zukunftsfragen widmet. Der mit 300.000 Euro dotierte Preis wurde am Mittwoch im Rahmen des Festakts zum Dies Universitatis vergeben.
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler hatten am Universitätsklinikum in einer klinischen Studie bereits erfolgreich den Einsatz von Pocken-Impfviren gegen den schwer zu behandelnden Bauchfellkrebs getestet. Derzeit arbeitet die Forschergruppe zusätzlich auch an neuartigen Masern-Virostatika, also Wirkstoffen, die diese Viren bei der Vermehrung hemmen. Die hochansteckenden Masern gälten in Asien und Afrika immer noch als eine der häufigsten Todesursachen bei Kleinkindern, sagte Lauer, Leiter des Virotherapie-Zentrums Tübingen und stellvertretender Ärztlicher Direktor der Abteilung Innere Medizin VIII. In Europa und den USA sei die Krankheit zwar in den letzten Jahren immer weiter zurückgedrängt worden. Da aber die öffentliche Akzeptanz der Impfung schwinde, befürchte man einen kritischen Rückgang der Immunitätsrate. „Dadurch ist auch in entwickelten Ländern der ‚Herdenschutz‘ nicht mehr ausreichend, unter anderem kommt es auch in Deutschland wieder zu größeren lokalen Masern-Epidemien ‒ zuletzt vor wenigen Monaten in Köln.“
Ziel der Forschergruppe ist es deshalb, Masern-Virostatika in naher Zukunft klinisch verfügbar zu machen. So könnten speziell bei Menschen ohne Impfung bereits laufende Masern-Erkrankungen möglichst frühzeitig gestoppt werden oder sogar bei noch nicht erkrankten Kontakt-Personen ganz verhindert werden. „Mit dieser Strategie könnten einzelne lokale Masern-Ausbrüche so rasch wie möglich eingedämmt werden“, sagte der Mediziner. „Dies bietet uns eine Perspektive, Impf-Lücken mit dem Einsatz von Masern-Virostatika zu kompensieren. Das von der Weltgesundheitsorganisation WHO vor Jahren ausgegebene Ziel einer weltweiten Ausrottung der Masern ‒ so wie die bereits in den 70er Jahren erreichte Pocken-Eradikation ‒ könnte damit in greifbare Nähe rücken.“
Die Dr. K. H. Eberle Stiftung mit Sitz im baden-württembergischen Lörrach wurde aus dem Vermögen des Unternehmers Dr. Karl Helmut Eberle gegründet und engagiert sich in der Forschungs- und Innovationsförderung in Tübingen und anderen Hochschulen. Eberle, der im November 2015 im Alter von 88 Jahren starb, hatte an der Universität Tübingen Medizin studiert und war danach erfolgreich in der Immobilienbranche tätig.
Kontakt:
Prof. Dr. Ulrich Lauer
Universität Tübingen / Universitätsklinikum Tübingen
Tübingen Abteilung Innere Medizin VIII - Virotherapie-Zentrum
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