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06.05.2024
In der Hammerschmiede lebten Krallentiere
Pferdeähnlicher Kopf und lange Arme mit Krallen: Diese Tiere bewohnten vor 11,5 Millionen Jahren das Allgäu, wie Funde zeigen
Aus heutiger Sicht wirken sie wie eine Mischung aus Pferd und Gorilla: Krallentiere (Chalicotheriidae) hatten einen massigen Körper und einen pferdeähnlichen Kopf; ihre Arme waren viel länger als ihre Beine und mit Krallen ausgestattet. Sie gehörten zur Gruppe der Unpaarhufer und sind somit mit heutigen Nashörnern, Pferden und Tapiren verwandt. Vor etwa zwei Millionen Jahren starben sie endgültig aus.
Dass sie vor 11,5 Millionen Jahren auch im heutigen Süddeutschland lebten, zeigen Funde aus der Grabungsstätte Hammerschmiede im Allgäu. Ein Forscherteam aus Tübingen und Südafrika hat diese nun erstmals untersucht und die Ergebnisse im Fachjournal PaIZ veröffentlicht.
Wie Panagiotis Kampouridis, Doktorand der Universität Tübingen und Erstautor der Studie, berichtet, konnten fossile Zähne und Fingerknochen der Gattung Anisodon geborgen werden. Diese außergewöhnlichen Pflanzenfresser lebten in waldreichen Gegenden und gelten als Knöchelgänger – wie heutige Menschenaffen. Ihre gewaltigen Krallen nutzten sie vermutlich um Blätter und Äste von Bäumen zu holen, Rinde abzukratzen oder sogar kleinere Bäume auszureißen.
Zudem lebte in der Region vor 11,5 Millionen Jahren eine zweite Gruppe von Krallentieren, wie die Funde einer Kniescheibe und eines Schädelfragments zeigen: Bei den Schizotheriinen waren die Arme nur wenig länger als die Beine und sie waren als deutlich bessere Läufer im offenen Gelände unterwegs.
Da beide Gruppen sich ähnlich ernährten, schlossen sie sich gegenseitig aus bestimmten ökologischen Nischen aus und lebten nur selten im selben Habitat. Die Hammerschmiede belegt, dass beide Tiere in derselben Region lebten. Sie wurden allerdings aus verschiedenen Fundschichten geborgen, die vermutlich unterschiedliche Lebensräume repräsentieren.
„Unsere Ergebnisse geben einen Einblick in das Verhältnis dieser zwei nahverwandten Gruppen untereinander“, sagt Kampouridis. „Zudem unterstützen die Funde die Hypothese, dass diese zwei Gruppen nur unter bestimmten ökologischen Bedingungen gleichzeitig im selben Ökosystem leben konnten.“
Schon seit 2011 finden unter Leitung von Professorin Madelaine Böhme vom Senckenberg Centre for Human Evolution and Palaeoenvironment an der Universität Tübingen Grabungen in der Fossilfundstelle Hammerschmiede statt. Es konnten bereits über 150 verschiedene Arten ausgestorbener Wirbeltiere aus Flussablagerungen geborgen werden.
Publikation:
Panagiotis Kampouridis, Josephina Hartung, Thomas S. Lechner, Nikolaos Kargopoulos & Madelaine Böhme: “Disparate occurrences of a chalicotheriine and a schizotheriine chalicothere (Mammalia, Chalicotheriidae) at the Late Miocene hominid locality Hammerschmiede (Germany)”. Paläontologische Zeitschrift (PalZ), 30. April 2024; https://doi.org/10.1007/s12542-024-00685-x
Kontakt:
Panagiotis Kampouridis
Universität Tübingen
Geowissenschaften – Terrestrische Paläoklimatologie
panagiotis.kampouridisspam prevention@uni-tuebingen.de
Prof. Dr. Madelaine Böhme
Senckenberg Centre for Human Evolution and Palaeoenvironment der Universität Tübingen
+49 7071 29-73191
m.boehmespam prevention@ifg.uni-tuebingen.de
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