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14.10.2019

Universität reagiert auf Kritik am Zentrum für Islamische Theologie und stößt Diskussionsprozess an

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erarbeiten Leitlinien und Verfahrensweisen

Das Zentrum für Islamische Theologie (ZITh) an der Universität Tübingen sah sich in den vergangenen Monaten wiederholt Vorwürfen ausgesetzt, Kontakte zu Personen und Einrichtungen aus dem Umfeld der Muslimbruderschaft zu pflegen. Eine interne Überprüfung habe bis zum heutigen Zeitpunkt keinerlei Belege erbracht, dass es – so der zentrale Vorwurf – ein „Netzwerk der Muslimbrüder“ am ZITh gebe, sagte der Rektor der Universität, Professor Bernd Engler, am Montag. Alle entsprechenden Anschuldigungen bewegten sich im Reich der Spekulation. Trotzdem könne die Universität nicht ignorieren, dass die Vorwürfe das Ansehen des noch jungen Zentrums beschädigt hätten. 

„Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unseres Zentrums genießen ein hohes Vertrauen, nicht zuletzt im politischen Raum“, sagte Engler: „Dies wird unter anderem sichtbar durch die langjährige Mitarbeit islamischer Theologen unserer Universität in der Islamkonferenz und dem Integrationsgipfel der Bundesregierung oder beim so genannten Runden Tisch der Religionen, der von der baden-württembergischen Landesregierung moderiert wird.“ Dieses Vertrauen müsse erhalten und gestärkt werden. Die Universität Tübingen und das ZITh sehen daher die Notwendigkeit, einen internen Diskussionsprozess zum Umgang mit Personen und Einrichtungen anzustoßen, die dem radikalen Spektrum zugeordnet werden können.

Der Rektor erklärte nach Gesprächen mit dem Vorstand des Zentrums, das ZITh werde im Laufe des Wintersemesters entsprechende Leitlinien erarbeiten und diskutieren. Für das Zentrum sei es von größter Bedeutung, dass die gelungene Aufbauarbeit der letzten Jahre und die wissenschaftlichen Leistungen des Zentrums nicht in Abrede gestellt werden könnten. Zeitgleich werde mit Beschäftigten und Studierenden ein Verhaltenskodex erarbeitet, der das alltägliche Zusammenleben im ZITh regeln solle. 

Um den national und international hervorragenden Ruf des ZITh und seiner Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu schützen, werden die Beschäftigten des Zentrums vor Besuchen von wissenschaftlichen und nicht-wissenschaftlichen Einrichtungen, Konferenzen oder Tagungen im In- und Ausland künftig noch umfassender überprüfen, ob diese dem radikalen Spektrum zuzuordnen sind. Ähnliches gilt vor der Einladung von Gastrednerinnen und Gastrednern an das Zentrum.

„Freiheit schließt Verantwortung ein“

„Ich erwarte, dass die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am Zentrum auch in Zukunft mit Theologinnen und Theologen in einen Diskurs treten werden, die ein breites Spektrum unterschiedlicher Positionen abdecken“, sagte Rektor Professor Bernd Engler. „Dies schließe im Einzelfall auch die kritische Auseinandersetzung mit Positionen ein, die von uns nicht geteilt werden. Ich erwarte aber auch, dass unsere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in jedem Fall klar Stellung beziehen und sich nicht für fremde Zwecke instrumentalisieren lassen. Alle Beteiligten müssen künftig genauer als in der Vergangenheit hinsehen.“ 

„Die vom Grundgesetz garantierte Freiheit von Forschung und Lehre gilt für alle Fächer, auch für die islamische Theologie“, sagte Engler. „Diese in Deutschland sehr weit reichende Freiheit schließt aber ein ebenso hohes Maß an Verantwortung ein.“ Das Zentrum für Islamische Theologie an der Universität Tübingen nehme eine wichtige Aufgabe bei der Integration muslimischer Bürgerinnen und Bürger wahr, nicht zuletzt durch die Ausbildung von Religionslehrerinnen und Religionslehrern. Diese bedeutsame Rolle könne das Zentrum aber nur spielen, wenn es sich neben seiner wissenschaftlichen Reputation auch das breite Vertrauen der Gesellschaft erarbeite. 

Pressekontakt:

Dr. Karl G. Rijkhoek
Universität Tübingen
Hochschulkommunikation
 Telefon +49 7071 29-76788
karl.rijkhoekspam prevention@uni-tuebingen.de  

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