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03.01.2019

Universität Tübingen richtet Carl Friedrich von Weizsäcker-Stiftungsprofessur ein

Förderung durch die Udo Keller Stiftung – Professor Reinhard Kahle als erster Lehrstuhlinhaber berufen – Auseinandersetzung mit Herausforderungen einer globalisierten und technisierten Welt

Die Universität Tübingen und die Udo Keller Stiftung „Forum Humanum“ haben eine neue Stiftungsprofessur für Theorie und Geschichte der Wissenschaften ins Leben gerufen. Wie Stiftung und Universität am Donnerstag mitteilten, wird der Inhaber des Lehrstuhls sich mit philosophischen und sozialen Fragestellungen in einer globalisierten und technisierten Welt auseinandersetzen. Auf die Professur wurde mit Wirkung zum 1. Januar 2019 der Mathematiker, Informatiker und Philosoph Reinhard Kahle berufen. Die Udo-Keller-Stiftung finanziert die Professur, die nach dem Physiker und Philosophen Carl Friedrich von Weizsäcker benannt wurde. 

Wie Rektor Professor Bernd Engler erklärte, soll Kahle in den kommenden Jahren ein neues Zentrum für internationale Gastwissenschaftler aufbauen, das „College of Fellows“. Das College werde sich mit seinem Programm maßgeblich an internationale Postdoktoranden und Juniorprofessoren wenden und so die an der Universität bereits bestehenden Angebote des Leibniz Kollegs und des Forum Scientiarum ergänzen. „Unser Ziel ist es, mit dem College eine Einrichtung zu schaffen, die als kreatives und lebendiges Zentrum des wissenschaftlichen Austauschs kluge Köpfe aus aller Welt anlockt und die Universität Tübingen in ihrer Gesamtheit befruchtet“, sagte Engler.  

Professor Reinhard Kahle wurde 1967 in Dortmund geboren. Er studierte Mathematik, Informatik und Philosophie in Göttingen, Zürich und München. 1997 promovierte er an der Universität Bern in Informatik mit einer Arbeit über applikative Theorien und Frege-Strukturen. Anschließend lehrte und forschte er in Tübingen, München und Lissabon, seit 2003 als Professor im portugiesischen Coimbra. 2007 habilitierte er sich im Fach Informatik an der Universität Tübingen. Eine zweite portugiesische Habilitation, diesmal im Fach Mathematik, folgte im Jahr darauf an der Universität Coimbra. Seit 2008 war er Inhaber einer Professur für mathematische Logik an der Neuen Universität Lissabon.

Verstärkt wird das College of Fellows durch die Berufung des Philosophen und Wissenschaftstheoretikers Klaus Mainzer zum Seniorprofessor der Universität Tübingen. Mainzer war von 1981 bis 1988 Professor für Grundlagentheorie und Wissenschaftsgeschichte an der Universität Konstanz. 1988 wechselte er an die Universität Augsburg. Von 2008 bis zu seiner Emeritierung 2016 war er Inhaber des Lehrstuhls für Philosophie und Wissenschaftstheorie an der Technischen Universität München sowie Direktor der Carl von Linde-Akademie. 2012 bis 2014 war er Gründungsdirektor des Munich Center for Technology in Society. Seit seiner Emeritierung ist er Emeritus of Excellence an der TU München. Mainzer beschäftigt sich unter anderem mit den Grundlagen Künstlicher Intelligenz und ihren gesellschaftlichen Herausforderungen.

„Wir stehen am Beginn einer Epoche, die dem Menschen überaus mächtige Werkzeuge zur Verfügung stellt“, sagte Engler: „Genom-Editierung und Künstliche Intelligenz sind zwei dieser neuen Technologien, die von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ersonnen wurden, und einen erheblichen Einfluss auf die Zukunft der gesamten Menschheit haben werden.“ Es sei eine zentrale Aufgabe von Universitäten, rechtzeitig nicht nur auf mögliche Nutzanwendungen, sondern auch auf das zerstörerische Potenzial neuer Werkzeuge hinzuweisen: „Für diese kritische Reflexion ist die Universität Tübingen der richtige Ort.“ 

„Die Udo Keller Stiftung fördert den interdisziplinären und interreligiösen Dialog in Forschung, Lehre und Praxis“, sagte der Vorstandsvorsitzende der Stiftung, Dr. Cai Werntgen: „Die Stiftung ist dabei insbesondere dem Werk und der Person ihres Gründungskurators Carl Friedrich von Weizsäcker verpflichtet. Als Mitglied jener Spitzengruppe von Forschern, die in den 1930er und 1940er Jahren die Grundlagen der modernen Kernphysik schufen, begegnete von Weizsäcker früh auch der möglichen Destruktivität von Wissenschaft .“ Der Physiker und Philosoph habe auf diese Erfahrung gleichermaßen wissenschaftlich und politisch reagiert, beispielsweise durch die Göttinger Erklärung gegen die atomare Bewaffnung der Bundesrepublik. Carl Friedrich von Weizsäcker sei ein Vorbild, an dem sich die Menschen der Gegenwart angesichts neuer technologischer Herausforderungen orientieren könnten. 

Kontakt:

Professor Reinhard Kahle     
Universität Tübingen
„Carl Friedrich von Weizsäcker“-Stiftungsprofessur
reinhard.kahlespam prevention@uni-tuebingen.de

Pressekontakt:

Eberhard Karls Universität Tübingen 
Hochschulkommunikation 
Dr. Karl Guido Rijkhoek
Leitung 

Antje Karbe 
Pressereferentin
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Telefax +49 7071 29-5566 
antje.karbespam prevention@uni-tuebingen.de

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