Pressemitteilungen
13.04.2023
Studium Generale startet wieder
Öffentliche Vorlesungsreihen der Universität Tübingen diskutieren unter anderem die Herausforderungen für Demokratien und im Umgang mit China, die Ethik von TV-Serien und „den Teufel“.
Das Studium Generale der Universität Tübingen startet zum Sommersemester 2023 mit sieben öffentlichen Vorlesungsreihen: Diskutiert wird, vor welchen Herausforderungen Demokratien heute stehen; unser Umgang mit China sowie der Umgang mit Gender und Diversität in der Medizin. Beleuchtet werden die politisch unruhigen Jahre in Württemberg im Jahr 1525, zudem aus interdisziplinären Perspektiven die Ethik in bekannten TV-Serien, der Teufel und „das Böse“ sowie das Labyrinth als Symbol der Wandlung.
Der Zugang ist kostenlos und ohne Anmeldung möglich. Die Veranstaltungen finden in Präsenz statt, vereinzelt werden Vorlesungen im hybriden Format angeboten. Detaillierte Informationen unter www.uni-tuebingen.de/studium-generale
Inwiefern Fernsehserien auch Erzählungen über Gesellschaften sind, untersucht die Reihe Ethik in TV-Serien (Montag, 18:15 Uhr, Hörsaal 25), organisiert von Dr. Simon Meisch, Dr. Uta Müller und Dr. Cordula Brand vom Internationalen Zentrum für Ethik in den Wissenschaften (IZEW).
Serien bilden moralische Systeme und Konflikte ab und gestalten die Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Fragen mit ‒ so verstanden wird die Ethik zu einer Partnerin der Medienbildung. Ob Tony Soprano, Tatort oder Squid Game: Die Vorlesungen untersuchen anhand von Bei-spielen, auf welche Wertesysteme und moralische Konflikte das Publikum in verschiedenen Settings trifft und wie diese ästhetisch gestaltet werden.
> Den Auftakt macht am Montag, 17. April, eine Vorlesung zur Serie „Breaking Bad“ von Dr. Uta Müller, mit Einführung von Dr. Simon Meisch.
Die Reihe Gender und Diversität in der Medizin: Perspektiven aus den Medical Humanities (Montag, 18:15 Uhr, Hörsaal 21) wird vom Zentrum für Gender- und Diversitätsforschung organisiert (Dr. Davina Höll und PD Dr. Gero Bauer). Die Medical Humanities sind ein interdisziplinäres Forschungsfeld an der Schnittstelle von Medizin, Gesellschafts-, Kultur- und Literaturwissenschaften. Die kritische und kreative Auseinandersetzung mit den Kategorien „Gender“ und „Diversität“ innerhalb der Medizin ist ein zentraler Forschungsgegenstand: Wie prägen Geschlecht, sexuelle und religiöse Orientierung oder Herkunft die medizinische Forschung oder Diagnose- und Therapieverfahren? Wie kann eine gendersensible und diversitätsorientierte Medizin aussehen? Diese und weitere Zugänge zum Thema beleuchtet die Reihe aus verschiedenen fachlichen Perspektiven.
> Den Auftakt macht am Montag, 17. April, die Vorlesung „Weiblichkeit und Wahnsinn: Überlegungen aus Psychiatriegeschichte und Literatur“ von Professorin Ingrid Hotz-Davies (Englisches Seminar) und Dr. Davina Höll (Exzellenzcluster „Controlling Microbes to Fight Infections, CMFI).
Mit der schillernden Gestalt des Teufels als Verkörperung „des Bösen“ befasst sich die Reihe „Zum Teufel“. Die Inkarnation des Bösen aus interdisziplinärer Sicht (Dienstag, 18:15 Uhr, Hörsaal 21), organisiert durch Professor Jörg Kinzig und Rüdiger Wulf aus der Kriminologie. Welche Rolle spielt der Widersacher Gottes in der bildenden Kunst, in Literatur, Musik und Brauchtum? Zur Sprache kommen juristische Perspektiven auf die Hexenverfolgungen, aus der (forensischen) Psychiatrie, der Rechtsphilosophie und dem Strafrecht sowie der theologische Blick, unter anderem aus der Kirchengeschichte und aus der Praktischen Theologie. Ein Abend mit Bezirkskantor Ingo Bredenbach in der Stiftskirche gehört zur Reihe, mit Vortrag und Klangbeispielen zum „Diabolus in musica“. Hochschulpfarrerin Inge Kirsner wird sich anhand von Filmbeispielen mit „Jesus und der Teufel (Versuchungen und Exorzismus)“ auseinandersetzen.
> Die Reihe startet am Dienstag, 18. April, mit dem Vortrag „‚Zum Teufel‘. Interdisziplinäre Aspekte“ von Professor Jörg Kinzig und Professor Rüdiger Wulf.
Die Frage der Herkunft der Metapher „Labyrinth“ führt tief hinein in vor- und frühgeschichtliche Zei-ten, bringt neben dem Mythos vom Stiermenschen Minos auf Kreta mit der Erzählung von Theseus und Ariadne eine Fülle archäologischer Zeugnisse zu Gesicht. Schon im Altertum erscheint das Labyrinth, nicht wie gewöhnlich angenommen als Irrgarten, sondern als ein Symbol der Lebens- und Daseinsdeutung. Dieser Sicht widmet sich die Reihe Das Labyrinth im Lichte wissenschaftlicher Betrachtung: Erscheinungen und Deutungen (Dienstag, 20:15 Uhr, Hörsaal 25) interdisziplinär: Es sprechen Vortragende aus der Altertumswissenschaft, Archäologie, Ethnologie bis hin zu Judaistik, Islamwissenschaft, Literaturwissenschaft, Pädagogik, Wirtschaftswissenschaft und Kunstgeschichte.
> Den Auftakt macht am Dienstag, 18. April, die Vorlesung von Professorin Karin Polit (Kultur- und Sozialanthropologie) zu „Abhimanyu im Labyrinth und Geschichten aus dem Mahabharata Epos“, mit Einführung von Professorin Astrid Franke.
Weniger als die Hälfte der Menschheit lebt in demokratisch organisierten Staaten mit Presse- und Meinungsfreiheit, einem allgemeinen und geheimen Wahlrecht sowie Chancengleichheit konkurrierender Parteien. Ausgehend von dieser ernüchternden Bilanz diskutiert die Reihe Demokratien und ihre aktuellen Herausforderungen (Mittwoch, 18:15 Uhr, Hörsaal 25) die Situation heutiger Demokratien in ausgewählten Staaten. Auf Einladung von Professorin Sonja Levsen und Professor Georg Schild aus der Zeitgeschichte untersuchen unter anderem Vortragende aus der Politikwissenschaft, Geschichte, Soziologie und Medienwissenschaft wie sich Deutschlands Demokratie aber auch Demokratien weltweit entwickeln und warum sie in manchen Staaten scheitern. Zur abschließenden Podiumsdiskussion sind Annette Widmann-Mauz (CDU), Christian Kühn (Grüne) und Martin Rosemann (SPD) eingeladen.
> Die Reihe startet am Mittwoch, 26. April, mit dem Vortrag „Was ist eine gute Demokratie? Idee und Praxis der Demokratie in Europa seit 1945“ von Professorin Sonja Levsen.
Im Jahr 1525 befand sich Württemberg im Aufstand: Der Bauernkrieg und Aufständische, die politi-sche Teilhabe einforderten, wurden zur Nagelprobe für die Mächtigen und ließen Adel und Kirche um ihre Macht fürchten. Die damaligen Ereignisse untersucht die Reihe 1525 – Württemberg im Aufstand (Mittwoch, 18:15 Uhr, Hörsaal 21) unter Organisation von Lea Wegner (Deutsches Bau-ernkriegsmuseum Böblingen) und Professorin Sigrid Hirbodian (Institut für Geschichtliche Landes-kunde). Was bedeutete die Ausnahmesituationen für die Menschen und wie versuchten sie, die Krise zu bewältigen? Welche Maßnahmen ergriffen die Klöster und wie versuchte ein vertriebener Herzog, den Aufstand für sich zu nutzen? Die Reihe nimmt die AkteurInnen der Aufstände in den Fokus und auch den Blick späterer Generationen auf diese Zeit: Wie wurde der Bauernkrieg in Kunst, Kultur und Geschichtsschreibung rezipiert?
> Den Auftakt macht am Mittwoch, 26. April, der Vortrag „Zwischen Konflikt und Selbstbestimmung: Die ländliche Gesellschaft um 1500“ von Professorin Sigrid Hirbodian.
Die gesamte Reihe wird zusätzlich zur Präsenzvorlesung als Livestream per Zoom übertragen:
https://zoom.us/j/98523874769?pwd=Q2ZtZEk2Mlc5ODdncTBiWFR4T3A0UT09
(Meeting-ID: 985 2387 4769, Kenncode: 870095)
Wissenschaftskooperation mit dem autoritären China der Gegenwart werden derzeit unter neue Vorbehalte gestellt, Warnrufe vor einer Unterwanderung des deutschen Wissenschaftssystems durch China laut. Den Umgang damit thematisiert die Reihe China: Kooperation und Distanznahme (Donnerstag, 18:15 Uhr, Hörsaal 25), organisiert durch Dr. Anno Dederichs und Philip Scherer vom China Centrum Tübingen. Denn gleichzeitig nimmt Chinas Bedeutung für wissenschaftlich-technische Innovationen im internationalen Vergleich weiter zu, drängende Fragen der Gegenwart scheinen nur unter Beteiligung Chinas beantwortet werden zu können. Die Ringvorlesung beleuchtet Aspekte dieser Debatte und zeigt auch anhand von Kooperationsprojekten aus unterschiedlichsten Fachbereichen die Chancen und Herausforderungen für die Zusammenarbeit zwischen deutschem und chinesischem Wissenschaftssystem. Zum zweiten Termin (27. April) spricht Sigmar Gabriel, Bundeminister a.D., über "Europa und China auf der Suche nach einer neuen Weltordnung".
> Die Reihe startet am Donnerstag, 20. April, mit dem Vortrag „China auf ferner Bühne ‒ Ironie und Distanznahmen in der Zeitenwende“ von Professor Helwig Schmidt-Glintzer (China Centrum).
Pressekontakt:
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