Uni-Tübingen

Adventskalender 2016

Schätze aus der Universitätsbibliothek und dem Universitätsarchiv

1. Dezember: Das „Tübinger Hausbuch“

Eine medizinisch-astrologische Handschrift aus dem 15. Jahrhundert (Universitätsbibliothek)

Die wohl berühmteste deutschsprachige Handschrift im Besitz der Universitätsbibliothek (UB) Tübingen, das „Tübinger Hausbuch“, wurde zwischen 1470 und 1480 im Raum Ulm/Urach niedergeschrieben. Nach den Kalenderberechnungen am Anfang der Handschrift zu urteilen, lag ihr eine Ulmer Handschrift aus dem Jahre 1404 zu Grunde. Der nur teilweise erhaltene Einband stammt aus der Kartause Güterstein oberhalb von Urach. Nähere Informationen über Herkunft, Auftraggeber, Schreiber und die ersten Besitzverhältnisse liegen nicht vor. Möglicherweise gehörte die Handschrift zur Bibliothek des württembergischen Herzogs Eberhard im Bart. 1698 war sie dann im Besitz von Johann Jacob Schmid, Stadtpfarrer in Ebingen. Nach dessen Tod gelangte sie in den Bestand der UB Tübingen und wurde hier 1992 umfassend restauriert.

Zu Beginn findet sich in der umfangreichen und reich mit farbigen Federzeichnungen illustrierten Handschrift ein Kalendarium mit verschiedenen Aderlassregeln und Tabellen für astronomisch-astrologische Berechnungen, gefolgt von einer Abhandlung über die Tierkreiszeichen und Tierkreiszeichenkinder mit Prognosen zu Eigenschaften und Schicksalen der unter dem jeweiligen Tierkreis geborenen Menschen. Sodann enthält das Hausbuch umfangreiche Wahrsagelehren - Geomantie bzw. Losbücher -, außerdem Abhandlungen zur Astronomie und mittelalterlichen Planetenlehre auf der Grundlage der Zahl Sieben. Besondere Bekanntheit haben die Planetenkinderbilder in dieser Handschrift erlangt. Bezaubernd sind die zahlreichen Miniaturen, die uns einen Einblick in die Tätigkeiten des spätmittelalterlichen Handwerks und der Landwirtschaft geben.

Das Tübinger Hausbuch ist eine eindrucksvolle Zusammenfassung des Wissens aus dem damaligen Alltagsleben. Ähnliche Werke sind das Hausbuch von Schloss Wolfegg (um 1480) oder das zur Heidelberger Bibliotheca Palatina gehörige Hausbuch (1468).

Signatur UB:

Md 2

Literatur: