Uni-Tübingen

Poetik-Dozentur 2005, Herbst

Lars Gustafsson

Lars Gustafsson, geboren 1936 in Våsteras, Schweden. Studium der Mathematik, Ästhetik, Soziologie, Literaturgeschichte und Philosophie in Uppsala und Oxford. 1961 Dr. phil., 1979 Habilitation. Seit 1960 Literaturkritiker für die Stockholmer Literaturzeitschrift "Bonniers Litterära Magasin", deren Chefredakteur er von 1966 bis 1972 war. Seit 1983 lebt Gustafsson in Austin, Texas, wo er an der Universität Philosophie lehrt.

In Deutschland wurde er als Autor zahlreicher Romane bekannt, weniger bekannt ist, daß er seine Dissertation über Nietzsche und Mauthner, zwei der radikalsten Sprachphilosophen des 19. Jahrhunderts, verfaßte. "One of my old interests is the Theory of Meaning", stellt Gustafsson fest und möchte die Grenze zwischen Philosophie und Literatur nicht undurchlässig sehen. "I tend to regard myself as a philosopher who has turned literature into one of his tools." Sein neuestes literarisches Werk mit dem Titel "Der Dekan" ist als Krimi, als philosophisches Vexierspiel und als politische Reflexion auf die amerikanische Geschichte der Nachkriegszeit zu lesen.
Gustafssons Romane erzählen von alltäglichen Begebenheiten, erzählen Alltagsgeschichten, die allerdings eben gerade harmlos sind. Die Wirklichkeit, auch in ihrer banalsten Form der Alltäglichkeit, ist brüchig und unheimlich, mitunter phantastisch, gefährlich oder auch auf eine verzweifelte Weise komisch.

Publikationen (Auswahl):
Wollsachen. München 1974.
Sprache und Lüge. Drei sprachphilosophische Extremisten: Friedrich Nietzsche, Alexander Bryan Johnson, Fritz Mauthner. München 1980.
Die dritte Rochade des Bernard Foy. München 1986.
Der Tod eines Bienenzüchters. München 1987.
Nachmittag eines Fliesenlegers. München 1991.
Die Sache mit dem Hund. München 1994.
Geheimnisse zwischen Liebenden. München 1997.
Windy erzählt. Von ihrem Leben, von den Verschwundenen und von denen, die noch da sind. München 1999.
Auszug aus Xanadu. Gedichte. München 2003.
Der Dekan. München 2004.

 

 

Peter Bieri (Pascal Mercier)

Peter Bieri (Pascal Mercier), 1944 in Bern geboren, studierte Philosophie, Altgriechisch, Anglistik und Indologie in London und Heidelberg. Promotion 1971, Habilitation 1981, danach Philosophieprofessor an verschiedenen deutschen Universitäten. 1993 Berufung auf dem Lehrstuhl für Sprachphilosophie der FU Berlin als Nachfolger von Ernst Tugendhat.
Peter Bieri gilt seit Jahrzehnten als einer der wichtigsten Vermittler zwischen angelsächsischer sprachanalytischer Philosophie und der kontinentalen Tradition der Bewußtseinsphilosophie. Im Alter von annähernd 50 Jahren - die Fachwelt wartete gespannt auf sein nächstes philosophisches Buch - schrieb Bieri seinen ersten Roman, den er 1995 unter dem Pseudonym Pascal Mercier veröffentlichte. "Perlmanns Schweigen" erzählt die Geschichte eines Sprachwissenschaftlers, dem es die wissenschaftliche Sprache so gründlich verschlägt, daß er darüber beinahe zum Mörder wird. Der unglaubliche Erfolg dieses ‚Bewußtseinskrimis' bewog Bieri 1998 dazu, sich hinter seinem Pseudonym zu erkennen zu geben. Noch im selben Jahr erschien sein zweiter Roman "Der Klavierstimmer".
Literarisches und philosophisches Schreiben stehen bei Bieri in einem produktiven Spannungsverhältnis. Der begnadete Erzähler kommt auch dem Philosophen zugute, wie sein 2001 erschienenes theoretisches Hauptwerk "Das Handwerk der Freiheit" zeigt: Eine begrifflich strenge, sorgfältig argumentierende Abhandlung über eines der schwierigsten philosophischen Themen, die dennoch in einer gut verständlichen, bilderreichen Sprache geschrieben ist.
So ist wohl die gemeinsame Sehnsucht von Peter Bieri und Pascal Mercier: "Wenn es das poetische Denken gäbe und die denkende Poesie - das wäre das Paradies."

Publikationen (Auswahl):
Pascal Mercier:
Nachtzug nach Lissabon. München/Wien 2004.
Der Klavierstimmer. München 1998.
Perlmanns Schweigen. München 1995.

Peter Bieri:
Zeit und Zeiterfahrung: Exposition eines Problembereichs, Frankfurt/M. 1972.
Analytische Philosophie des Geistes. Königstein/Ts. 1981.
Analytische Philosophie der Erkenntnis. Frankfurt/M. 1987 (als Hg.).
Das Handwerk der Freiheit: über die Entdeckung des eigenen Willens. München 2001.