Der landesweit beste Absolvent der Ersten Juristischen Prüfung kommt aus Tübingen: Wie die Juristische Fakultät am Donnerstag mitteilte, hat der Tübinger Student Raphael Reiss im Alter von nur 21 Jahren vor Kurzem das Examen mit der Gesamtnote von 13,53 Punkten abgeschlossen. „Raphael Reiss dürfte damit einer der jüngsten Juristen sein, die in den vergangenen Jahrzehnten bundesweit die Abschlussprüfung erfolgreich abgelegt haben“, sagte der Prodekan der Fakultät, Professor Jens-Hinrich Binder.
Reiss sagte, das Vorbild seines großen Bruders habe ihn dazu motiviert, sich in Tübingen einzuschreiben. „Auch war ich als Schüler bei `Jugend debattiert´ aktiv“, erinnert sich der 21-Jährige: „Der argumentative Aspekt am Jurastudium hat mir von Anfang an gut gefallen.“ Wie den meisten anderen Studenten seines Faches sei ihm die Anfangsphase sehr schwergefallen: „Vor allem im ersten Semester Zivilrecht hatte ich das Gefühl, nicht hinterher zu kommen.“ Wie viele seiner Kommilitonen habe er sehr viel Zeit in den Lernstoff investieren müssen: „Dann aber hat es angefangen, Spaß zu machen.“
Reiss erhielt für seinen Abschluss den mit 750 Euro dotierten Examenspreis der Tübinger Juristischen Gesellschaft. Er wird der Universität Tübingen noch einige Jahre erhalten bleiben. Wie Professor Binder berichtete, wird der Absolvent an der Fakultät eine Stelle als Akademischer Mitarbeiter und Doktorand antreten.
Der Prodekan zeigte sich erfreut über das auch insgesamt sehr erfreuliche Abschneiden der Tübinger Jurastudenten bei den landesweiten Abschlussprüfungen. In der Notenstufe "gut" liege Tübingen mit neun Absolventinnen und Absolventen und einem Anteil von 5,7 Prozent aller Teilnehmerinnen und Teilnehmer landesweit an erster Stelle. Ein Prädikatsexamen mit der Note "vollbefriedigend" hätten immerhin 25 Teilnehmerinnen und Teilnehmer erreicht. Auch hier liege Tübingen mit einem Anteil von 15,82 Prozent wieder über dem Landesdurchschnitt. Die Durchfallquote lag mit 17,72 Prozent außerordentlich niedrig; hier schnitt die Tübinger Fakultät landesweit am zweitbesten ab. „Insgesamt liegen die Tübinger Absolventinnen und Absolventen in allen Notenstufen über dem Landesdurchschnitt“, betonte Binder.
Die Tübinger Juristen führen dieses hervorragende Ergebnis unter anderem auf die in den vergangenen Jahren nochmals intensivierte Vorbereitung der Examenskandidatinnen und -kandidaten zurück. „Die Fakultät hat in den letzten Jahren sehr viel Mühe und Arbeit in die Qualität der Examensvorbereitung investiert“, sagte der Prodekan. Allen Studierenden werde die Möglichkeit eröffnet, insgesamt 66 Probeklausuren pro Jahr zu schreiben. In Fallbesprechungen und Tutorien werde der Stoff der Vorlesungen systematisch vertieft. Dazu komme ein sehr gute Lehrsituation. Es gebe seit einigen Jahren kaum noch vakante Lehrstühle. Der Kreis der Lehrenden sei vergleichsweise jung und hoch motiviert. Mit zahlreichen attraktiven Zusatzangeboten, wie dem Zertifikatsstudiengang Recht - Ethik - Wirtschaft, und internationalen Austauschprogrammen, z.B. mit der University of Chapel Hill in den USA, ziehe Tübingen in den letzten Jahren immer mehr interessierte Studierende aus der ganzen Bundesrepublik an.
Karl Rijkhoek