Uni-Tübingen

Newsletter Uni Tübingen aktuell Nr. 3/2011: Forschung

Zentrum für Islamische Theologie an der Universität Tübingen: Berufung und Konstituierung des Beirats

Berufungsverfahren und Vorbereitung für den Start des Studiengangs im Wintersemester laufen

Mit der Berufung eines siebenköpfigen Beirats hat das Zentrum für Islamische Theologie der Universität Tübingen die nächste Aufbaustufe erreicht. Der Beirat soll den Prozess der Akademisierung und Institutionalisierung der islamischen Theologie an der Universität Tübingen begleiten. Das Tübinger Zentrum wird auf Empfehlung des Wissenschaftsrats eines von vier bundesweiten Zentren für Islamische Theologie sein. Die Förderung von Bund und Land Baden-Württemberg wird bereits in den ersten Jahren rund 1,3 Millionen Euro jährlich betragen. Zum Wintersemester 2011/12 soll der Lehrbetrieb für die ersten 40 Studierenden aufgenommen werden. Die ersten vier Professuren wurden bereits im Februar ausgeschrieben. Insgesamt gingen auf die Ausschreibung 46 Bewerbungen aus aller Welt ein. Die Berufungsverfahren laufen derzeit. Der neue Studiengang „Islamische Theologie“ wird berufsqualifizierend sein für für Personen, die als Muslime eine konfessionsbezogene Tätigkeit in verschiedenen Berufsfeldern, insbesondere im interkulturellen Bereich von Wirtschaft und Gesellschaft, anstreben. Eine Ausbildungsmöglichkeit wird auch für das Lehramt an Schulen vorgesehen.


Die drei Verbände DITIB (Diyanet Isleri Türk-Islam Birligi), IGBD (Islamische Gemeinschaft der Bosniaken in Deutschland) sowie VIKZ (Landesverband der islamischen Kulturzentren) und die Universität Tübingen haben einen konfessionsgebundenen Beirat für ein Zentrum für Islamische Theologie der Universität Tübingen eingerichtet. Seine Zusammensetzung folgt den Empfehlungen des Wissenschaftsrats. Alle Beiratsmitglieder verfügen über theologische Kompetenz. Fünf Vertreter werden von den Verbänden vorgeschlagen. Dabei entfallen auf DITIB drei Stimmen, auf VIKZ und IGBD je eine Stimme. Die zwei nicht-organisierten Muslime mit je einer Stimme werden vom Rektor vorgeschlagen.


Der Beirat entscheidet ausschließlich in bekenntnisrelevanten Fragen. Die Wissenschaftsfreiheit der Hochschule wird gewahrt. Bei Berufungen wird entsprechend dem Landeshochschulgesetz verfahren: Die Berufungskommission wird vom Rektorat einberufen. Ihr gehören islamische Theologen - derzeit sind hier nur externe Vertreter möglich - sowie Wissenschaftler anderer Fakultäten und Repräsentanten der unterschiedlichen universitären Gruppen an. Das Auswahlverfahren in der Berufungskommission erfolgt nach den hochschulintern geltenden Regeln und nach ausschließlich wissenschaftlichen Kriterien. Nach Abschluss des Auswahlverfahrens in der Berufungskommission ist in Analogie zu Berufungsverfahren bei den christlich-theologischen Fakultäten die Zustimmung des Beirates einzuholen.


Der neu eingerichtete Forschungs- und Lehrbereich der konfessionsgebundenen Islamischen Theologie wird über die inneruniversitäre Zusammenarbeit hinaus auch Kooperationen mit anderen Hochschulen - etwa der Hochschule für Jüdische Studien in Heidelberg sowie diversen Pädagogischen Hochschulen, an denen bereits islamische Religionspädagogik unterrichtet wird - sowie mit Universitäten suchen, an denen die Islamischen Studien bereits etabliert sind bzw. werden. Dies sind Osnabrück, Münster, Frankfurt, Erlangen-Nürnberg. Die Kooperation mit anderen Universitäten wird insbesondere im Rahmen der wissenschaftlichen Betreuung von Doktoranden und Habilitanden durch die Einrichtung eines gemeinsamen interuniversitären Promotionskollegs durch die Stiftung Mercator realisiert werden. Die Stiftung Mercator will den wissenschaftlichen Nachwuchs im Bereich islamische Theologie mit insgesamt 3,6 Millionen Euro in sechs Jahren fördern. Um diese Förderung können sich auch Nachwuchswissenschaftler des Zentrums für Islamische Theologie der Universität Tübingen bewerben. Ergänzt werden diese Bemühungen durch die Etablierung eines Netzwerks mit Universitäten in der islamischen Welt (Ankara, Istanbul, Izmir, Sarajevo, Kairo, Rabat etc.), mit denen bereits wissenschaftliche Kooperationen bestehen.

Michael Seifert


Dem Beirat gehören folgende Mitglieder an:

  1. Muhamed Baščelič
    Aktuelle Funktion: Generalsekretär der Islamischen Gemeinschaft der Bosniaken in Deutschland e.V. und Doktorand an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Tübingen
    Ausbildung: Studium der Theologie und des Lehramts an der Universität in Sarajevo, Bosnien
  2. Dr. Fatma Bayraktar-Karahan
    Aktuelle Funktion: Referentin im Projekt ProDialog und Predigerin im Raum Essen
    Ausbildung: Studium der Theologie und Religionspädagogik an der Universität Ankara, Türkei, Promotion zum Thema „Beziehung zwischen Gebet und Schicksal“ am Institut für Geisteswissenschaften der Universität Ankara
  3. Serkan Ince
    Aktuelle Funktion: Masterstudium der Religionswissenschaft mit Schwerpunkt religiöse Gegenwartskultur an der Universität Bayreuth
    Ausbildung: Studium Wirtschaftsrecht an der Universität Köln, Studium der Islamischen Theologie an der Universität Ankara
  4. Ismail Kuvvet
    Aktuelle Funktion: Gemeindeleiter und Erzieher am Kulturzentrum der Deutsch-Türkischen Integration und Islam Bildung e. V. (KDTI) Herrenberg
    Ausbildung: Ausbildung in islamischer Theologie; staatlich anerkannter Jugend- und Heimerzieher
  5. Professor Dr. Abdullah Takim
    Aktuelle Funktion: Stiftungsgastprofessor für Islamische Religion an der Universität Frankfurt; Mitorganisator des Theologischen Forums Christentum – Islam der Diözese Rottenburg-Stuttgart
    Ausbildung: Studium der Orientalistik, Islamwissenschaft und Philosophie an der Ruhr-Universität Bochum; dort Promotion über "Koranexegese im 20. Jahrhundert"
  6. Suleyman Tenger, Vorsitzender
    Aktuelle Funktion: Religionsbeauftragter an der Zentral Moschee der Türkisch Islamischen Union (DITIB) und Religionspädagoge und Referent am Dokumentationszentrum für islamische Religionspädagogik (DITIB)
    Ausbildung: Studium der Theologie und Religionspädagogik an der Universität Ankara, Promotionsstudent an der Universität Bayreuth
  7. Dr. Halise Kader Zengin
    Aktuelle Funktion: Wissenschaftliche Assistentin an der Theologischen Fakultät der Universität Ankara, Türkei
    Ausbildung: Studium der Philosophie und Religionswissenschaft an der Universität Ankara, Promotion zum Thema „Die islamisch religiösen Unterrichtsmodelle in Deutschland (Beispiel Bayern)“ an der Universität Ankara