Uni-Tübingen

Der Name der Universität Tübingen

Der heutige offizielle Name "Eberhard Karls Universität Tübingen" wurde der Universität erst 1769 von Herzog Karl Eugen verliehen, der seinen Namen dem des Gründers hinzufügte. Der Name der Universität wurde und wird teilweise kritisch gesehen.

Gutachten zu den Namensgebern der Universität

Die Universität Tübingen hat im Mai 2021 eine kritische Prüfung ihres bisherigen Namens in Gang gesetzt. Der Senat der Universität Tübingen beauftragte seinerzeit eine Arbeitsgruppe von Historikerinnen und Historikern, ein Gutachten zu den beiden Namensgebern der Universität, Graf Eberhard und Herzog Karl Eugen von Württemberg zu erstellen. Geleitet wurde die Arbeitsgruppe von der Direktorin des Instituts für Geschichtliche Landeskunde der Universität Tübingen, Professorin Sigrid Hirbodian. Aufgabe der Fachleute war es, die Quellenlage zu beiden Persönlichkeiten zu prüfen und zu einer wissenschaftlich fundierten Bewertung beider Herrscher zu kommen. Die Arbeitsgruppe hat ihr Gutachten zwischenzeitlich dem Senat der Universität vorgelegt.

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Senatsentscheidung vom 21.7.2022

Der Senat der Universität lehnte am 21.7.2022 den Antrag von Studierenden auf Umbenennung der Universität ab. Für den Antrag, Graf Eberhard und Herzog Karl Eugen von Württemberg aus dem Namen der Universität zu streichen, stimmten 15 Senatsmitglieder, 16 stimmten dagegen, zwei enthielten sich der Stimme. Für eine Umbenennung wäre eine Zweidrittelmehrheit notwendig gewesen. Die Befürwortenden einer Umbenennung hatten argumentiert, beide Herrscher seien aufgrund persönlicher und politischer Verfehlungen als Namensgeber einer Universität im 21. Jahrhundert ungeeignet. So war Graf Eberhard maßgeblich seine judenfeindliche Haltung, Herzog Karl Eugen unter anderem seine Beteiligung am Soldatenhandel vorgeworfen worden.  

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Weitere Namensdebatten

S. Gutachten, S. 3: Kritik an dem historischen Namen der Eberhard Karls Universität Tübingen wurde bereits in der Studentenbewegung der 1970er Jahre laut. Seinerzeit verfolgte sie das Ziel, eine dem politisch links verorteten Weltbild einiger Studierendengruppen adäquat erscheinende Persönlichkeit zu ehren.

Seither vertreten linke Studierendenverbände die Forderung, die Universität nach dem Philosophen Ernst Bloch zu benennen (Jaesrich, 2018, S. 51). Die aktuelle Kritik wendet sich dagegen gezielt gegen die beiden Namensgeber der Universität, denen „Antisemitismus“ bzw. eine despotische Regierungsweise vorgeworfen wird. Es sind hier auch Vertreterinnen und Vertreter der jüdischen Studierendenschaft, die aufgrund einer nachvollziehbaren Betroffenheit den Namen für nicht mehr zeitgemäß halten.


Befassen wir uns kritisch mit unserer Geschichte

Seit einigen Jahren wird öffentlich über die Frage diskutiert, ob die Nennungen zweier Herrscherpersönlichkeiten der Vormoderne – Graf Eberhard im Bart und Herzog Karl Eugen – im offiziellen Namen unserer der Demokratie verpflichtenden Universität noch zeitgemäß und damit angemessen ist. Als Rektorin der Universität Tübingen bin ich der Meinung, dass eine Debatte darüber notwendig und sinnvoll ist. Als Wissenschaftlerin bin ich überzeugt, dass wir dabei im Blick behalten müssen, wie sich Werte historisch verändert haben und auch weiterhin verändern werden.

Schauen wir also gemeinsam auf diese und weitere Teile unserer Geschichte. Beide Herrscher leisteten Bedeutendes für Universität, Stadt und Region. Doch als Menschen ihrer Zeit trafen sie zugleich Entscheidungen, die für uns in einer demokratischen Gesellschaft heute inakzeptabel erscheinen. Beide Männer stehen somit für die Licht- und die Schattenseiten, die unsere Universität geprägt haben. Begreifen wir deshalb den Namen Eberhard Karls Universität Tübingen als Verpflichtung, als Mahnung, uns kritisch mit unserer Geschichte und dem Erbe der beiden Herrscher zu befassen.

Besinnen wir uns, als Universität, auf unsere Geschichte mit all ihren Licht- und Schattenseiten und ziehen wir aus ihr Schlüsse für unsere Gegenwart und unsere Zukunft.

Die Rektorin der Universität

Nutzen wir die anstehenden Feierlichkeiten zum 550-jährigen Universitätsjubiläum! In Tübingen werden solche Feierlichkeiten traditionell dazu genutzt, die eigene Identität zu ergründen und die eigenen Ziele zu hinterfragen. Fassen wir also den Mut, ehrlich auf unsere Vergangenheit zu schauen, Unrecht beim Namen zu nennen, uns Zeit zu nehmen, um gemeinsam die Entwicklung über die Jahrhunderte hinweg zu begreifen, den Wandel gesellschaftlicher Werte und Selbstverständlichkeiten dabei im Blick zu behalten und darauf zu verzichten, Aspekte unserer Vergangenheit zu tilgen. Besinnen wir uns, als Universität, auf unsere Geschichte mit all ihren Licht- und Schattenseiten, und ziehen wir daraus Schlüsse für unsere Gegenwart und Zukunft. Debatten wie diese, in denen es um grundsätzliche Werte geht, werden die Universität weiterhin beschäftigen.

Prof. Dr. Dr. h.c. (Dōshisha) Karla Pollmann, Rektorin der Universität Tübingen


Hochschulen als Bollwerke der Demokratie

Erfolgreiches Lehren und Forschen an Universitäten kann nur in einem Umfeld gelingen, in dem der Mensch sich frei entfalten kann. Garant dafür ist unsere Demokratie, die auf unserem Grundgesetz mit seiner freiheitlichen demokratischen Grundordnung aufbaut. Sie schafft die notwendigen Voraussetzungen für die Existenz eines international wettbewerbsfähigen Hochschulsystems. Demokratie, Rechtstaatlichkeit und Wissenschaft brauchen einander und profitieren zugleich voneinander, weswegen Hochschulen als Bollwerke der Demokratie wirken. Indem sich die Universität an kritischen Debatten zu ihrer eigenen Vergangenheit und wichtigen gesellschaftlichen Themen beteiligt, leistet sie einen wichtigen Beitrag zur Stärkung der Demokratie.

Universitätsstruktur und Demokratieforschung

Leitbild: Mitwirkung und Partizipation. Die Universität Tübingen ist eine Gruppenuniversität und bekennt sich zum partizipativen Führungsstil. Die Mitglieder der Universität wirken an der akademischen Selbstverwaltung und der Erfüllung der Aufgaben der Universität in den Organen und Gremien mit. Über ihre Repräsentanten sind alle Mitglieder der Universität an den Entscheidungsprozessen beteiligt. | Zum Leitbild

Culture of Cooperation and Commitment: Grundlage für Zusammenarbeit innerhalb der Universität Tübingen und mit außeruniversitären Partnern

Exzellenzstrategie: Fünf übergeordnete Ziele für die kommende Förderphase: Forschungsexzellenz stärken, kollaboratives Forschungsumfeld weiterentwickeln, ChangeAbility sichern, Global Awareness in Forschung und Lehre fördern, gesellschaftliches Engagement ausweiten. | Zur Exzellenzstrategie 

Plattform 4: Global Encounters: untersucht soziale und kulturelle Auswirkungen von Mobilität und Kommunikation
Teil der Plattform 4: TüFoRK (Tübinger Forum zu sozialen Resonanzen gesellschaftlicher Krisenerfahrungen): 
Reflexionsraum für unterschiedliche disziplinäre Perspektiven auf die Heraus-forderungen und sozialen Resonanzen globaler Krisen | Zu TüForK

Diversitätskonzept 2025 (erarbeitet in einem hochschulweiten partizipativen Prozess) | Zur Diversitätsstrategie
Prioritäre Maßnahmen bis 2028:
1. Entwicklung einer Antidiskriminierungsrichtlinie: Verfahrensweisen, Anlaufstellen, digital gestütztes Beschwerde-Management
2. Verankerung des Diversitätskonzepts in Berufungs- und Stellenbesetzungsverfahren
3.  Fakultäten: Finanzierung von Diversitäts-Aktivitäten
4. Studierende: Fokus auf Barrierefreiheit und First Generation
5.  Erstellung einer anonymisierten, freiwilligen Datengrundlage für die nächsten Schritte der Diversitätsstrategie

Equity Strategie: Chancengleichheit inklusiv, antidiskriminierend, intersektio-nal; im Anschluss an das internationale organisatorische Rahmenkonzept EDI (Equality, Diversity, Inclusion). | Zu Equity

Förderprogramme für Chancengleichheit: Athene-Programm, Programm KiBeKo (Kinderbetreuungskosten), TEAching Equality Programm, Förderprogramme des Landes Baden-Württemberg und des Bundes (Maragarete von Wrangell-Junioprofessorinnen-Programm, MuT – Mentorin und Training, Professorinnenprogramm 2023)

Charta der Vielfalt: Unterzeichnung 2024: Bekennung zur Schaffung eines Arbeits- und Studienumfelds in einer von Wertschätzung geprägten Organisationskultur | Zur Charta der Vielfalt

Audit Vielfalt gestalten: Unterstützung auf dem Weg zu mehr Diversitätssensibilität durch die Entwicklung passgenauer Strukturen und Maßnahmen, die der Diversität unter den Studierenden und Beschäftigten Rechnung tragen

Audit familiengerechte Hochschule: strategisches Managementinstrument zur familiengerechten Gestaltung der Arbeits- und Studienbedingungen als Antwort auf die Notwendigkeit einer besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie | Zum Audit familiengerechte Hochschule

Professorinnenprogramm 2030: Nach der Bewertung des Gleichstellungskonzepts der Universität Tübingen durch ein externes, unabhängiges Begutachtungsgremium wurde die Universität Tübingen (erneut, d.h. nach Erfolgen 2008, 2013 und 2018) dazu berechtigt, beim Projektträger – dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt – Anträge für bis zu drei Anschubfinanzierungen zur Erstberufung von Frauen auf unbefristete Professuren der Besoldungsgruppen W2 oder W3 zu stellen. Das Professorinnenprogramm hat das Ziel, die Anzahl von Professorinnen in Deutschland nachhaltig zu steigern und die Gleichstellung von Frauen und Männern in der Wissenschaft strukturell zu verankern.

Institut für Rechtsextremismusforschung (IRex): Transdisziplinäre Erforschung von Rechtsextremismus und seiner gesellschaftlichen Einbettung zur Stärkung der Demokratie und Widerstandsfähigkeit (zivil-)gesellschaftlicher und staatlicher Strukturen gegen rechtsextreme Ideologien und Praktiken.  2024 hat die Universität Tübingen drei Professorinnen zur Erforschung des Rechtsextremiusmus berufen. | Zum IRex

Forschungszentrum für Wissenschaftskommunikation (FfW): Initiierung, Durchführung und Unterstützung von Forschungs- und Praxisprojekten sowie wissenschaftskommunikativer Weiterbildungsangebote, Förderung von Initiativen für wissenschaftlichen Nachwuchs sowie im Bereich Public Engagement. | Zum FfW

Zertifikat Bildung gegen Antisemitismus und antimuslimischen Rassismus: Kombination aus theoretischer Tiefe und praktischer Anschaulichkeit: Wissensvermittlung und Anregung zum aktiven Engagement durch ein interdisziplinäres und interreligiöses Team | Zum Zertifikat Bildung 

Zertifikat Gender und Diversität: Reflexion und Kontextualisierung von individueller sozialer Identifikation | Zum Zertifikat Gender und Diversität

Zertifikat Gesellschaftliches Engagement: Forderung von Verantwortungsübernahme durch das Sammeln praktischer Erfahrungen mit akademischer Reflexion | Zum Zertifikat Gesellschaftliches Engagement

Zertifikat Global Awareness: Erwerb inter- und transkultureller Kommunikationsfähigkeiten, Entwicklung von Problemlösefähigkeiten durch die Zusammenarbeit mit internationalen Partnern, Bewusstsein für globale Machtungleichheiten und Ethnozentrismus | Zum Zertifikat Global Awareness 

Masterstudiengang „Demokratie und Regieren in Europa“ (WiSo)

Podcasts an der Universität Tübingen: z.B. „Exzellent erklärt – Spitzenforschung für alle“ oder „Richtig Beef – By Weltethos-Institut“ (Streitgespräche auf einer ethischen Ebene) | Zu den Podcasts

Hector-Institut für Empirische Bildungsforschung: Bereich ‚Demokratiebildung‘: Entwicklung von Messinstrumenten für die Untersuchung der Wirkungskraft von Maßnahmen historisch-politischer Bildung mit dem Ziel eines Transfers der Maßnahmen und der Forschungsergebnisse. | Zum Hector-Institut

JIF – die Jüdisch-Islamische Forschungsstelle: angesiedelt am Institut für Ökumenische und Interreligiöse Forschung sowie am Institut für islamisch-religionspädagogische Forschung. Sie bietet ein Forum für die Erforschung der jüdischen und islamischen Theologien, ihren Hermeneutiken sowie ihren Rechts- und Bildungskonzepten in Zusammenarbeit mit ausgewiesenen ExpertInnen. Das Hauptziel ist es, die historischen Interdependenzen und Unterschiede beider Traditionen zu beleuchten und ihre Rolle in modernen multikulturellen Gesellschaften zu verstehen, daher fördert die Forschungsstelle gesellschaftlichen und interreligiösen Austausch. | Zur JIF

FEW – die Forschungsstelle Elie Wiesel: Mit den Standorten an den Universitäten in Tübingen und Potsdam sowie an der Luxembourg School of Religion & Society (LSRS) widmet sich die Forschungsstelle der interdisziplinären, interreligiösen und internationalen Erforschung der Werke des Holocaustüberlebenden und Friedensnobelpreisträgers Elie Wiesels. Ziel ist die wissenschaftliche Erschließung und Kommentierung seiner autobiographischen, literarischen und theologischen Schriften in einer deutschsprachigen Gesamtausgabe. Darüber hinaus fördert die FEW die Rezeption Wiesels in Bildungsarbeit, Antisemitismusprävention und christlich-jüdischem Dialog im Kontext einer kritischen Erinnerungskultur. | Zur FEW

Ausgewählte Veranstaltungen an der Universität Tübingen

Die ausgewählten Veranstaltungen fördern die demokratische Kultur durch eine kritische Auseinandersetzung mit der Vergangenheit der Universität und aktuellen gesellschaftlichen Themen.

  • Entgrenzte Anatomie. Eine Tübinger Wissenschaft und der Nationalsozialismus: Ausstellung  zur Überschreitung traditioneller Grenzen wissenschaftlicher Arbeit an der Universität Tübingen (17.04.2023-30.09.2025) | Museum der Universität Tübingen
  • Uraufführung am 30.01.2025 des ukrainisch-stämmigen jüdischen Komponisten Evgeni Orkin von „Annes Passion“ mit Rahmenprogramm; basierend auf Texten aus dem Tagebuch von Anne Frank | Collegium Musicum
  • Rhetorik und Wissen: Vortrag am 08.05.2025 von Herrn Professor Dr. Gigerenzer zu „Kommunikation von Risiken in einer ungewissen Welt". Herr Gigerenzer ist langjähriger Direktor am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, Direktor des Harding-Zentrums für Risikokompetenz an der Universität Potsdam (seit 2008) und Vizepräsident des European Research Councils (ERC). Er ist einer der führenden Experten für Risikoforschung und setzt sich dafür ein, dass Risiken verständlich kommuniziert und komplexe Zusammenhänge klar vermittelt werden können. Mit seiner Forschung fördert er die Risikokompetenz, indem er Methoden und Instrumente entwickelt und veröffentlicht, die Menschen helfen, informierte Entscheidungen zu treffen. Sein Ansatz verbindet wissenschaftliche Tiefe mit praxisnaher Relevanz und trägt entscheidend dazu bei, dass Risiken verstanden und mit Ungewissheit umgegangen werden kann. | Veranstaltungsinformationen
  • Weltethos-Rede: Die deutsch-iranische Journalistin Natalie Amiri sprach am 12.05.2025  über „Gefährdete Werte: Menschenrechte in einer destabilisierten Welt“ | Zur Pressemitteilung
  • Das Miteinander in Zeiten der Polarisierung – Muslimisch-jüdisches Abendbrot: Lesung und Gespräch am 26.06.2025 mit Meron Mendel und Saba-Nur Cheema am Weltethos-Institut | Zur Veranstaltung
  • Studium Generale-Reihe im Sommersemester 2025: Frauen an der Universität Tübingen. Anlässlich des 550. Universitätsjubiläums ist es höchste Zeit zu fragen: Welche Rolle spielten Frauen in den vergangenen Jahrhunderten, in den letzten Jahrzehnten und welche nehmen sie heute und künftig ein? | Zur Veranstaltung
  • Studium Generale-Reihe im Wintersemester 2025/26: Tübinger Wissenschaft und Gewalt: Historische Perspektiven – künftiges Gedenken. Die Eberhard Karls Universität Tübingen. Überlegungen zu den historischen Hintergründen des Namens. Termin: 06.11.2025 18:15 Uhr | Zur Veranstaltung.

550-jähriges Universitätsjubiläum

Das 550-jährige Universitätsjubiläum - das 2027 gefeiert wird - lädt in verschiedenen Veranstaltungen dazu ein, sich mit dieser Thematik auseinanderzusetzen:

Tjark Wegner & Michael La Corte | Geschichte & MUT
(K)ein neuer Name für die Universität Tübingen - Eine digitale Ausstellung zur Uninamensdebatte, entstanden in der Lehrveranstaltung Praxisseminar MuSa 02

Weitere Veranstaltungen folgen in Kürze.